Stadt
Die städtische Landwirtschaft setzt auf Klimaschutz
Die Grün Stadt Zürich hat den Landwirtschaftsbericht 2024 veröffentlicht. Dieser bildet die in den vergangenen vier Jahren geleistete Arbeit ab und zeigt auf, wie die gesetzten Ziele in den nächsten Jahren erreicht werden sollen.
19. Februar 2025 — MM (Medienmitteilung)
Alle vier Jahre legt Grün Stadt Zürich im Landwirtschaftsbericht Rechenschaft über die Umsetzung des Landwirtschaftskonzepts ab und bestimmt die Schwerpunkte für die kommenden Jahre, wie auf der Website der Stadt Zürich nachzulesen ist.
Nun ist es wieder so weit: Der neu veröffentlichte Landwirtschaftsbericht 2024 zeigt auf, welchen Beitrag die Stadtlandwirtschaft zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung leistet und wie die biologische Bewirtschaftung und die Vielfalt gefördert werden können. Dies teilt die Stadt Zürich in einer Medienmitteilung mit.
Ein weiterer Fokus liegt auf der stadtlandwirtschaftlichen Entwicklung im Raum Zürich-Süd, in dem viele Pachtwechsel bevorstehen. Diese ermöglichen es, bisherige Bewirtschaftungskonzepte zu überdenken und neue Ansätze zu erproben. Sämtliche Liegenschaften werden im Rahmen der betrieblichen Umstellungen energieeffizient saniert und weitestmöglich auf den Einsatz alternativer Energien umgerüstet.
In der Stadt Zürich gibt es 810 Hektar landwirtschaftlich genutztes Land, wie dem Bericht zu entnehmen ist. Das entspricht rund einem Zehntel der gesamten Stadtfläche. Rund zwei Drittel der Flächen sind Eigentum der Stadt.
Für die Verwaltung und Bewirtschaftung des stadteigenen Landwirtschaftslandes ist der Fachbereich Landwirtschaft von Grün Stadt Zürich zuständig. Dazu gehört auch der Gutsbetrieb Juchhof und dessen Rebberg Chillesteig in Höngg.

Beiträge der Stadtlandwirtschaft zur Klimaanpassung
Die städtische Landwirtschaft setzt das Netzwerk der Lebensräume fort und fördert durch die aktive Pflege der Flächen die städtische Biodiversität langfristig. Die von ihr bewirtschafteten Grün- und Freiflächen wirken als Teil des Kaltluftsystems der Stadt Zürich in den Nachtstunden der Hitze entgegen und leisten einen wichtigen Beitrag für ein angenehmes städtisches Klima.
Die Stadtlandwirtschaft stellt Flächen für vielfältige Bewirtschaftungsformen bereit und stärkt die Beteiligung der Bevölkerung an der Nahrungsmittelproduktion. So haben sich auf vier städtischen Betrieben Konsument*innen und Produzent*innen zur solidarischen Landwirtschaft zusammengeschlossen, wie der neue Landwirtschaftsbericht festhält. Sie teilen sich damit den Aufwand und den Ertrag der Äcker und Gärten.
Klimafreundliche Entwicklungen
Laut Medienmitteilung entwickelt sich die Stadtlandwirtschaft weiter klimafreundlich, dies durch Fortschritte in den Bereichen Nutztierhaltung und Anbau, erneuerbare Energien, Gebäudesanierung und Senkenleistung für Kohlenstoff.
Insbesondere die klimaspezifischen Auswirkungen der Nutztierhaltung wurden in den vergangenen Jahren intensiv untersucht: Sie spielen in den grünlandgeprägten Regionen der Stadt Zürich eine wichtige Rolle für die Nährstoffkreisläufe im Biolandbau.
Wiederkäuer sollen auch künftig in der städtischen Landwirtschaft eine Rolle spielen, allerdings in geringerem Rahmen als bisher. Damit die Umstellung nicht zu einer Verlagerung der Nutztierhaltung ausserhalb der Stadtgrenze führt, setzt die langfristige Reduktion des Nutztierbestands angepasste Bewirtschaftungskonzepte voraus.
Der Landwirtschaftsbericht zeigt Ansätze hierfür auf. Gleichzeitig sind Massnahmen im Konsumbereich wichtig, die eine klimaschonende und ausgewogene Ernährung fördern.
Höngger Gutsbetrieb setzt erste Massnahmen um
Seit der Bio Umstellung des Gutbetriebs Juchhof werden gemäss Landwirtschaftsbericht nur noch Kulturen für die direkte menschliche Ernährung angebaut. Dazu gehören nebst verschiedenen Getreidearten auch Sojabohnen, Kichererbsen, Raps, Senf und Hanf.
Die Tierhaltung ist auf wenig Rindervieh sowie auf Hühner, Schweine, Kaninchen und Ponys reduziert. Die Tiere unterstützten das Angebot der Bauernhofschule, die jährlich bis zu 2000 Kinder unterrichtet.
Für den Aufbau von Humus und die Gewinnung von Saatgut baut der Juchhof seit 2024 reine Weisskleebestände an deren Blattmasse und Stängel nach der Ernte auf dem Feld bleiben. Die PW Flotte ist seit 2023 vollelektrifiziert, und ab Juni 2024 werden die Traktoren anstelle von herkömmlichem Diesel mit hydriertem Pflanzenöl (HVO Treibstoff) betrieben. Weiter pflegt das Team vom Juchhof innerhalb der Stadt über 40 Hektar ökologische Ausgleichsflächen und Bachborde.
Zudem wird seit 2021 der Versuch «Black goes green» durchgeführt, finanziert vom Bundesamt für Umwelt, vom Bundesamt für Landwirtschaft, von Energie 360° und von Grün Stadt Zürich. Dabei untersucht das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) auf einer Fläche von rund 12 Hektar die Wirkung von Pflanzenkohle auf Bodenphysik, Bodenchemie, Bodenleben, Agronomie und bezüglich Senkenleistung für Kohlenstoff. Die Ergebnisse werden ab 2027 publiziert.

Bio-Umstellung Rebberg Chillesteig
Auch in Höngg werden bereits wichtige Massnahmen umgesetzt. Im Landwirtschaftsbericht 2020 kündigte Grün Stadt Zürich auch die Umstellung des Rebbergs Chillesteig auf biologische Bewirtschaftung an. Wie dem Landwirtschaftsbericht 2024 zu entnehmen ist, schreiten die Arbeiten dazu im vorgesehenen Zeitplan voran.
Bis Ende 2024 sind 141 Aren mit pilzwiderstandsfähigen Sorten, wie Prior, Divico, Muscaris, Sauvitage und Souvignier gris bepflanzt. Auf den restlichen 133 Aren stehen noch die Sorten Blauburgunder, Räuschling, Riesling Silvaner und Pinot gris.
Diese werden in den nächsten drei Jahren ebenfalls durch pilzwiderstandsfähige Sorten ersetzt, wobei bereits gepflanzte Sorten noch weiter ausgedehnt und mit der neuen Sorte Satin Noir ergänzt werden. Im Jahr 2027 beginnt dann die zweijährige Umstellung auf Bioweinbau. Im «Höngger Podcast» erzählt die Stadtwinzerin Karin Schär vom Gutsbetrieb Juchhof über den Anbau und die Umstellung der Sorten.
Grün Stadt Zürich hat sich bewusst für die konsequente Umstellung der Sorten entschieden. So können die Pflanzenschutzmassnahmen auf ein Minimum reduziert werden. Die Umstellung wird begleitet von zusätzlichen Biodiversitätselementen wie extensiven Grünstreifen mit Totholzhaufen, Fledermausförderung und blühenden Untersaaten. Damit kann das natürliche Gleichgewicht von Nützlingen und Schädlingen verbessert werden. Erste Weine aus biologischem Anbau sind ab 2028 (in Umstellung) und ab 2030 mit der Knospe von Bio Suisse zu erwarten.
Der Landwirtschaftsbericht 2024 ist online verfügbar. Der nächste Landwirtschaftsbericht ist für 2028 geplant und wird sich mit der Planung im Raum Zürich-Nord befassen.
Quelle: Medienmitteilung Stadt Zürich und Landwirtschaftsbericht 2024
0 Kommentare