Die Limmat darf wieder aufleben

Kürzlich fand der symbolische Spatenstich zum Limmat-Auenpark Werdhölzli statt. Regierungspräsident Markus Kägi, die Zürcher Stadträtin Ruth Genner sowie WWF-CEO Thomas Vellacott stiessen mit vereinten Kräften einige Steinbrocken der Uferverbauung in die Limmat – die Verbauung soll der Renaturierung des Flusses weichen.

Ruth Genner, Markus Kägi und Thomas Vellacott beim Spatenstich an der Limmat: Brocken der Uferverbauung wurden mit vereinten Kräften ins Wasser gestossen (von links).

Gespannt warteten die geladenen Gäste auf der Rohrbrücke der Werdinsel auf die drei Hauptakteure des Anlasses. Diese kamen stilgerecht auf einem Weidling angefahren, die obligaten gelben Schwimmwesten fehlten nicht. In seiner Ansprache meinte Markus Kägi keck: «Sie hätten schön geschaut, wenn wir einfach unter der Brücke durchgefahren und ins Kloster Fahr zum Apéro gegangen wären, oder?» Die gemeinsame Weidling-Fahrt symbolisiere die gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, «auch wenn wir politisch nicht im selben Boot sitzen», so SVP-Mann Kägi. Der Limmat-Auenpark Werdhölzli sei ein Vorzeigeprojekt dafür, wie gut die öffentliche Hand, die Wirtschaft und nicht staatliche Organisationen, in diesem Fall der WWF, zusammenarbeiten.

Schutz vor und für Wasser

Das Projekt habe drei wasserwirtschaftliche Ziele: Den Nutzen des Wassers sowie den Schutz vor ihm, aber auch den Schutz für das Wasser selbst. Zudem informierte Markus Kägi, dass der Limmat-Auenpark Werdhölzli zur Vision «Agglomerationspark Limmattal» gehöre, in welcher die 17 Limmattalgemeinden sowie die Kantone Zürich und Aargau gemeinsame Strategien zur Sicherung und Entwicklung eines vielfältigen Freiraumnetzes zwischen Zürich und Baden vor Augen hätten.

320 Meter langer Steg in den Auenwald

Ruth Genner, Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, erklärte in ihrer Rede, dass die Nachfrage nach Naherholungsgebieten gross sei. «Das Projekt ist ein besonderer Gewinn für die Stadt Zürich. Das Ziel ist, dass sich Mensch und Tier am Wasser aufhalten und wieder einen besseren Zugang zu ihm erhalten. 1,8 Kilometer Limmat werden renaturiert, es gibt einen 320 Meter langen Steg in den Auenwald Werdhölzli. Der von Fussgängern und Velofahrern stark benutzte Fischerweg wird auf 3,5 Meter verbreitert», so die grüne Stadträtin. Sie sei selbst gespannt, wie sich in zehn, zwanzig Jahren die Biodiversität zeigen werde, denn durch die Renaturierung würden viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum zurückgewinnen. «Der Auenwald wird sporadisch überflutet werden, so wie es die Natur mit Auenwäldern auch vorgesehen hat. Das werden jeweils Erlebnisse sein, die man nicht verpassen sollte. Denn ich bin überzeugt, wer die Natur kennt, der schützt sie mehr als jemand, der keinen persönlichen Zugang zu ihr hat.» Im Gespräch mit dem «Höngger» wies Ruth Genner darauf hin, dass es jedoch Zeit brauche, bis sich der Limmat-Auenpark im neuen Gewand zeige. «Es wird gerodet und gebaut, es wird eine grosse Baustelle geben, und dies wird sicher nicht allen gefallen. Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind und sich die Natur davon erholt hat, dann erst wird sich der Limmat-Auenpark von seiner schönen Seite zeigen können.»

Einen Schatz heben

Thomas Vellacott, WWF-CEO, zeigte sich begeistert vom Projekt. «Heute heben wir einen Schatz. Durch die Entfernung der alten Hochwasserverbauungen erhalten wir einen wertvollen Schatz: mehr Schutz für alle und attraktive Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Davon profitiert wiederum der Mensch, der solche Flussgegenden als Erholungsraum nutzt.» Rund 15 000 Kilometer der schweizerischen Fliessgewässer seien begradigt, kanalisiert oder eingedolt – 1,8 Kilometer würden jetzt befreit. Die Hochwasserdämme werden nicht nur entfernt, sondern zwischen dem Stauwehr Zürich-Höngg und der Autobahnbrücke bei Oberengstringen wird der Hochwasserschutz wo nötig verbessert, zurückversetzt und neu aufgebaut. Das Flussbett wird aufgeweitet, damit sich die Limmat wieder «breit machen kann». Der WWF-Vertreter erklärte, dass die graue Erdkröte, der urchige Kammermolch, der Schillerfalter und die Nase, ein vom Aussterben bedrohter Fisch, sich wieder ansiedeln könnten. «Sie werden hier neue Lebensräume finden, die sie hoffentlich auch schnell in Beschlag nehmen werden.» Anschliessend an die Reden ging es zur Tat: Gleich neben der Rohrbrücke hatten Mitarbeiter von Grün Stadt Zürich Schaufeln und Metallstangen vorbereitet, mit denen die drei Akteure einige Steine der Hochwasserverbaung, welche zuvor gelockert worden waren, in die Limmat stossen konnten – für einmal ein etwas anderer Spatenstich, der für Wellen sorgte.

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