Die letzte Ruhe nach Wunsch

Auf dem Friedhof Hönggerberg sind vielfältige Arten der Bestattung möglich. Ein Themengrab mit Staudengarten steht zur Verfügung, ein neues Gemeinschaftsgrab mit Granitblöcken wurde angelegt und auch die letzte Ruhe im Wald ist möglich.

Die stattliche Eiche ist Gemeinschaftsbaum und -grab zugleich, sie steht im Wald neben dem Friedhof Hönggerberg. (Foto: dad)
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Der Tod ist nicht das Ende – das weiss Bruno Bekowies genau. Und das hat irdische Gründe: Er ist Leiter des Kompetenzzentrums beim Bestattungs- und Friedhofsamt der Stadt Zürich. Als solcher ist er dafür verantwortlich, wie die letzte Ruhe gestaltet wird. «Wir organisieren alles rund um den Tod, haben beispielsweise eigene Bestatter*innen sowie ein eigenes Krematorium und verfügen über 19 Friedhöfe mit rund 40 000 Gräbern», sagt er.

Bei rund 3500 gemeldeten Todesfällen pro Jahr ist das eine Herausforderung. Sollten die Hinterbliebenen den Weg mit der Stadt Zürich wählen – in der Schweiz gibt es keinen Friedhofszwang für Urnenbeisetzungen, bei Erdbestattungen hingegen schon – sind die Möglichkeiten vielfältig. Wie man das Andenken bewahren kann, erklärt Bekowies anhand der Begebenheiten der beiden Friedhöfe in Höngg.

«Wir bieten verschiedene Grabtypen an», sagt Bekowies. Die gängigsten Varianten seien Reihengräber, Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen, die Ruhefrist auf einem Friedhof beträgt meist 20 Jahre. «Man lässt sich heute mehrheitlich kremieren», weiss Bekowies. Nicht zu vergessen die religiösen Vorschriften. Die Wünsche der verstorbenen Personen und der Hinterbliebenen werden ernstgenommen und weiterentwickelt.

So auch im Friedhof Hönggerberg, der seit geraumer Zeit mit neuen Möglichkeiten aufwartet. Ein wichtiger Fakt zunächst: In der Stadt Zürich ist der Boden gratis. Erst die Bepflanzung und der Unterhalt verlangen einen Betrag. Dieser kann unterschiedlich ausfallen.

Das «neue» Gemeinschaftsgrab

Laut Bekowies haben mittlerweile 40 Prozent der Menschen den Wunsch, nach ihrem Tod in einem Gemeinschaftsgrab bestattet zu werden. Es ist quasi die kostenlose Variante der letzten Ruhe. Der Ort der Urne wird dort nicht markiert. Es handelt sich dabei um eine Wiese, an deren Rand die Namen der Verstorbenen zu finden sind. Im Friedhof Höngg fehlten bis vor kurzem solche Beschriftungen. Das hat sich nun geändert: Auf der Wiese des alten Gemeinschaftsgrabes wurde ein Findling aufgestellt, auf dem nun Plaketten mit den Namen früherer Verstorbenen angebracht werden, natürlich nach Absprache mit den Hinterbliebenen.

Es wurde zudem ein neues Gemeinschaftsgrab angelegt. Charakteristisch sind die wild anmutenden Granitblöcke, die sich wie eine Steinwelle durch den Friedhof ziehen. «Auf diesen Blöcken werden auf Wunsch die Namensplaketten montiert», erklärt Bekowies. Nicht alle würden die Felsen gut finden, aber man erhielt auch Zuspruch.

Ebenfalls relativ neu ist das Gemeinschaftsgrab auf dem historischen Friedhof bei der Reformierten Kirche Höngg. Dort, nahe vom Gotteshaus, wurde ein Garten für Bestattungen errichtet. In einer Kupferplatte werden die Namen gegossen. Daneben steht ein Brunnen, der für eine friedliche Stimmung sorgt. «Falls Menschen mitten in Höngg bestattet werden möchten, ist das nun wieder möglich», sagt Bekowies.

Im Wald

Auf dem Friedhof Hönggerberg wird einem weiteren Wunsch Rechnung getragen: der Waldbestattung. Gemeinhin als «Friedwald» bezeichnet, ist der hiesige Friedhof nur einer von dreien der Stadt Zürich – neben Fluntern und Leimbach – die über ein angrenzendes Waldstück verfügen, das geeignet ist. Inmitten des Gebiets steht eine stattliche Eiche: der Gemeinschaftsbaum. Dort ist die Bestattung ebenfalls möglich. Die Asche wird in 60 Zentimeter Tiefe abgelegt, das ohne Urne.

Zudem gibt es Bäume, die von Familien für 30 Jahre «gemietet» werden. Sozusagen als natürliches Familiengrab. «Die Leute wählen einen Laubbaum, da im Herbst die Blätter zu Boden fallen und so ein Kreislauf entsteht. Nadelbäume werden weniger in Betracht gezogen», sagt Bekowies. Rund zwei Prozent der Bestattungen werden so vorgenommen, verfügbare Familienbäume sind aber bereits rar.

Bei beiden Varianten weisen im Wald keine Schilder oder Blumen auf die Verstorbenen hin. «Das Bedürfnis bei manchen Hinterblieben war dennoch gross, den Namen auf dem Friedhof zu lesen», so Bekowies. Aus diesem Grund wurden im Zentrum des Friedhofs zwei Eichenstelen aufgestellt, dort können Namensschilder angebracht werden. Auch Blumen und Kerzen können dort hingestellt werden. Sie verweisen auf die letzte Ruhe im Wald.

Das Themengrab

Neu wird das sogenannte Themengrab auf dem Hönggerberg angeboten. «Wir definieren ein Grabfeld, das wir gärtnerisch gestalten, und lassen dort die Urnen beisetzen», so Bekowies. Eine schlichte Eichenstele erinnert mit dem Namen an die verstorbene Person. Am Ort der Urnenbeisetzung gibt es eine Steinplatte für Blumenschmuck. Das Grab daneben kann von den Partner*innen vorvermietet werden. Das Thema in Höngg ist ein Staudengarten. «So entwickelt sich das Grab mit der Zeit, die Pflanzen wachsen und es verändert sich immer wieder.» Mittlerweile wurden auf zehn der städtischen Friedhöfe solche Gräber angelangt und überall ist das Thema ein anderes. Auch ein Mensch-Tiergrab ist dabei.

Es gibt also diverse Möglichkeiten, um die letzte Ruhe zu finden. Einen Ratschlag hat Bekowies zum Schluss: «Halten sie ihre Wünsche für die Bestattung fest, dann ist für die Hinterbliebenen genau geregelt, was zu tun ist.»

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