Quartierleben
Die Festrede zum 1. August von Fritz Meier
Die vielbeachtete Festrede an der diesjährigen Bundesfeier auf dem Hönggerberg - in ihrer Vollständigkeit und auf Schwyzerdüütsch.
2. August 2025 — Eingesandter Artikel
Liebi Höngger Fäschtgmeind
Ich bin als Ur-Höngger vorgstellt worde, ja, das bini! Vor 86 Jahr i de Höngger Chile tauft, später det au konfirmiert… Und ghürate hani au i de gliche Chile. Und ufem Friedhof Hönggerberg isch im Familiegrab e schöns Plätzli für mich reserviert. Mini Hoffnig und mini Bestrebig isch natürli, de Bezug vo dem Plätzli möglichst na e chli usezögere!
I minere Sturm – und Drangziit bin ich scho au es paar Jahr i de Fremdi gsi – ziemlich abentürlich sogar – u.a. insgeheim au uf de Suechi nach ere geignete Lebespartneri. Bin aber nöd fündig worde, nöd in arabische Länder, nöd in Indie und au nöd z’Afrika. Und schliessli han ich e jungi Frau ghürate, wo 250 Meter vo mir ewäg da z’Höngg ufgwachse isch! Alles nach em Motto: «Warum auch in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!»
Es isch für mich e grossi Ehr, aber au echli e Last, a dere Bundesfiir ufzträte. Wänn en hohe Magistrat oder e Spitze-Manageri i dere Situation isch, cha mer devo usgah, dass professionelli Understützig bim Verfasse vo dere Red zum Träge chunt. Das isch bi mir nöd de Fall. I miner Verwandschaft gits aber en Lehrer, en Digital Native, wo mir vorgschwärmt hät, wieviel Ziit er chön spare mit künstlicher Intelligenz, Ziit, woner für anders chön isetze, woner mües kreativ si. Da hani zu mir sälber gseit: «OK Boomer, let’s try artificial intelligence!». Es isch ja so eifach: Ufem Handy en App abelade: ChatGPT. Det igäh: «Schreibe mir eine Rede zum 1. August in einem Zürcher Stadtquartier». Und in wenigen Sekunden han ich e fixfertigi Red, durchus bruchbar. Faszinierend! E Red zum Usdrucke und ihne vorlese…! Ich machs aber nöd!
Us 2 Gründ: Erstens seit mir KI, en 1. August-Red sött nöd länger als 5-10 Minute dure. Wenn ich aber das wot los werde, woni ufem Herze han, mues ich ihri Ufmerksamkeit scho es paar zuesätzlichi Minute in Aspruch näh. Und zweitens seit mir KI, ich söll uf markanti politischi Ussage verzichte. Und sonen verbale Muulkorb passt mir nöd!
I möcht frisch vo de Läbere eweg rede!
Bim Versuech, mini Gedanke echli zbündele, bin ich – eigetli naheliegend – uf d’Schwizerfahne gstosse, euses nationali Symbol. S’wissi Chrüz im rote Fäld. Grafisch eifach: 4 glich langi Ärm. Und uf die 4 Ärm stützed sich mini Gedanke:
De erscht zeigt gäge abe, uf de Grund und Bode wo mer läbed, schaffed, Beziehige pfläged, womer heimisch sind. Und das Heimatgfühl hät e geografischi und e politischi Dimension. Hüt fiired mer die Heimat, wos sit 1291 git und de multikulturell Staat, wo sit 1874 mit dere Bundesverfassig und ihrer direkte Demokratie weltwiit en Sonderfall isch.
Dank ere liberale Wirtschaftsordnig ghört d’Schwiiz zu de wettbewerbsfähigste Länder uf der Wält. D’Schwiiz führt au das sogenannti Vermögensranking a. I de USA gits zwar am meiste Richi, aber pro Kopf vo de Bevölkerig schwingt d’Schwiiz dütlich obenus. Mer händ es effizients Staatswese und e gueti Infrastruktur. Wenig Korruption und en funktionierende Rechstsstaat. D’Hochschuele und euses duale Bruefsbildigs-System sind internationali Spitze. A de Bruefs-Weltmeisterschafte chömed eusi Vertreterinne und Vertreter i verschiedene Sparte regelmässig mit Medaille hei.
Das euses Land es Erfolgsmodell isch, wohlhabender als die Länder um eus ume, üssered sich i sinere Aaziehigskraft: Es läbed meh als 1,5 Mio Persone us der EU bin eus, rund 350’000 Grenzgänger schaffed i de Schwiiz. Umkehrt sinds verschwindend wenig.
Das alles gseit, chömer eus doch gegesitig uf d’Schultere chlopfe und eus is hohl Chrüz werfe: Alles paletti! …
Nöd ganz! Ich glaub, es git hüt einiges i eusem Land, in eusere Gsellschaft, won eim nachdenklich stimme chan! In Alehnig as berüemti Shakespeare-Zitat «Es ist etwas faul im Staate Dänemark» erlaub ich mir es paar kritischi Gedanke:
D’Schwyz, und im bsundere au Züri, hät früener bezüglich Ornig und Suberkeit international de besti Ruef gha. De isch hüt lädiert, u.a. dur sogenannti Fuessball-Fans mit ihrne unsägliche Schmierereie, wo z.T. au verbunde sind mit handfeste Gwalt.
Die Fans verursached ungstraft Millione-Schäde. Nöd nu Maler-Gschäft, sondern au d’Stadt underhalted spezialisierti Equipe zur ufwändige Graffiti-Süberig.
Ungstraft chönd bin eus au unbewilligti Demonstratione duregfüert werde, au aagrichered mit Vandalismus, nöd selte lediglich «begleitet» dur Polizei! Mir alli sind eus bewusst, dass d’Lösig vo dene Problem nöd eifach isch und dass eusi Polizei grosse Respekt verdient. Aber de Rechtsstaat chunt halt scho in Fokus und lauft Gfahr, zur Farce zwerde, wenn me feststelle mues, dass Täter schneller wieder dusse und frei sind als ihri Opfer wieder gheilt und gsund!
Dass Gsetzestreui nöd uf allne Ebene glich strikt gläbt wird zeigt sfolgendi Gschichtli: Ich ha chürzli uf dem damals fast leere Parkplatz da unde bim Schützehus s’Auto parkiert. Uf em Platz grad näbezue hani mit 2 Kollege Pétanque gspielt. Wonich en Polizist nebed mim Auto gseh han wo grad agfange häd, is sis Blöckli schribe, hani mi gmeldet und ihm gseit, ich heb vergässe d’Parkkarte zlege (wo mir 15 Stund Ufenthalt erlaubt). I segi gern bereit das nahzhole. De Polizist isch aber nöd gesprächsbereit gsi: Vergässe isch vergässe. Gsetz isch Gsetz! 40 Fr. Buess!
Das mit em Gsetz gseht euse Sozialvorstand i de Stadtregierig nöd eso eng. Er kämpft hartnäckig für e sogenannti Basishilf a sogenannti «Sans Papiers» i Form vo Bargeldzahlige vo insgesamt 5,4 Mio. Fr. «Sans Papiers» sind Usländer wo ohne gültige Ufenthalts-Status in eusere Stadt läbed, zahlemässig werded sie uf 10 bis 20 000 Persone gschätzt. Gschätzt, will si ja nöd registriert sind und sich illegal da ufhalted. D’Erchlärig vom Stadtrat für die grosszügig Geldverteilig, losglöst vo geltendem Recht: «Euses richi Land cha sich das leiste».
A propos Richtum: Glägetli stellt sich dänn aber sicher d’Frag, wie lang mir eus das Beamteheer chönd leiste, wo uf allne Ebene schneller wachst als Bevölkerig.
Mir händ e solid funktionierendi Verwaltig. Aber wie im Usland händ au bin eus Verwaltige Tendenz zu Eigedynamik nach em Grundsatz «Die Arbeit wird ausgedehnt, um die zur Verfügung stehende Zeit auszufüllen.»
Es markants Bispiel für die bürokratische Exzess isch das Heer vo über 400 Kommunikationsprofis bim Bund! Eine vo ihne hät als Sprecher vome Bundesrat sogar Ziit gfunde, sich direkt und durchus nachhaltig und zensurierend i d’Matura-Arbet vonere Zürcher Schüleri izmische.
Dramatisch wirds dänn, wänn bim Bund im Schnitt dütlich höcheri Löhn zahlt werded als i de KMU-Privatwirtschaft, wies s’Institut für Wirtschaftspolitik vo de Uni Luzern nahgwise hät. Das isch früener richtigerwis umkehrt gsi, wäge de höchere Arbeitsplatzsicherheit im öffentliche Dienst.
Als typischi schwizerischi Eigeschaft gilt: sorgfältige Umgang mit de Finanze, verbunde mit em Sinn für wirtschaftlichi Zämehäng. Drum isch vor 13 Jahr e Volksinitiative, wo 6 Wuche Ferie für alli gforderet hät, hochkannt abglehnt worde. Im Usland hät mer gstuned.
Under em Idruck vom Volksentscheid über die 13. AHV-Rente bin ich nöd sicher, wie die 6 Feriewuche hüt vom Stimmvolch beurteilt würded. De Entscheid über die 13. Rente choschted jedes Jahr wiederkehrend einigi Milliarde und völlig unschwiizerisch tuet mer jetzt im Nachhinein drüber strite, woher das Geld söll cho, wo me die Milliarde chönt go hole. Klar isch, belastet wird in erster Linie die nachfolgend erwerbstätig Bevölkerig.
Um eusi Altersvorsorg werded mir weltwit benide. Will d’Mänsche immer länger läbed, hämer es demografischs Problem. Won ich is Erwerbsläbe igstige bin, ischs Verhältnis vo de zahlende Aktive zu de Rentner 6:1 gsi, hüt isches 3:1 und s’verschlächtered sich witer.
S’Naheliegend isch, s’Rentealter ufezsetze, was in andere Länder au passiert. In Dänemark, wo gemäss em Shakespeare einiges fuul söll si, sind d’Mänsche flissiger als i de Schwiiz: s’gsetzlich Rentealter isch 67 und wird sukzessiv uf 70 erhöht. Bin eus isch das tabu, de Bundesrat hät chürzli bschlosse: keine Erhöhung des Rentenalters bis 2040, mit de Erchlärig, das seg nöd mehrheitsfähig! E treffendi Zitigs Headline hät glutet: «Politische Bankrotterklärung des Bundesrates».
Es git durchus Lüt, wo übers Alter 65 use würded schaffe, villicht nu Teilziit, und die werded witgehend uf en unverständlichi Art sowohl vom Staat wie au vo private Unternehme dur e sturi Alters-Guillotine usbremst.
Da wird es wichtigs Arbeitspotenzial verschwendet. Schwer verständlich isch, dass es Arbeitgeber git, wo das i de Schwiz vorhandeni Potenzial nöd nutzed, aber glühendi Befürworter vo de Personefreizügigkeit mit de EU sind. E Personefreizügigkeit, wo eusi Infrastruktur massiv belastet. Sit de Ifüerig im 2002 isch Bevölkerig vo 7,3 uf 9 Mio gwachse. D’Schwiz isch scho immer es Iwanderigsland gsi, und das zu eusem Vorteil. Aber es wird immer spürbarer, dass das nöd grenzelos chan passiere. Wenn de Aateil a Fremdkulture zgross wird, cha das de gsellschaftlich Zämehalt ernsthaft gfährde.
Me sötted, ganz allgemein, eifach nöd vergässe, wie de Wohlstand bin eus entstande isch und eus bewusst si, dass de au künftig nöd eifach Gottgegeben isch.
Und das Stichwort erinneret dra, dass es i eusem Schwizerchrüz en Arm git, wo gäge ufe zeigt, zum Himmel. Zu dem Himmel, wo vieli e höcheri Macht asiedlet, wo me Gott nännt. Me chönt da iwände, das Thema passi chuum i die hütig Ziit, wo d’Mensche massehaft zur Chile usträtet. Nachdem aber sowohl eusi kantonali Justizdirektorin als au de Justizdirektor uf Bundesebeni während em Ramadan nöd gnueg händ chöne betone, dass de Islam zur Schwiz ghöri, schints mir doch erwähnenswert, dass s’Christetum s’Fundament isch vo eusere Demokratie und eusne Moralvorstellige.
I de Präambel vo de Bundesverfassig staht: Im Namen Gottes des Allmächtigen. Bi dem Thema dänk ich ane Begegnig ame Aalass i eusem Quartier mit de emeritierte Prof. Kathrin Altwegg, en Astro-Physikerin und Weltruumforscherin, wo sich mit der Entstehig vo Sterne, Entwicklig von Galaxie wie d’Milchstrass befasst.
Kathrin Altwegg betont, dass sich Wüsseschaft und Glaube nöd usschlüssed. Gott lösi sich nöd bewise, aber au nöd widerlege. Er isch für sie nöd personell, sondern die Energie, us dere s’Universum entstande isch. Ich ha sie zwar nöd gfröged, glaube aber, dass sie hüt mit eus d’Nationalhymne überzügt mitsinge würdi, wos u.a. heisst «Betet freie Schweizer, betet».
D’Wort vo dem Psalm würked antiquiert. De Text isch ja au vor über 180 Jahr gschribe worde. Aber i dem Text chunt nöd nu Einheit und Identität zum Usdruck, sondern… öppis wichtigs… Demut!
Er berüert mich jedefalls meh als das, wo gegewärtig so exzessiv prediget wird: s’Evangelium vo Gender and Diversity! Me sind ja bald sowit, dass sich d’Frag, was es Chind emal werde möchti, nöd uf de Bruef, sondern ufs Gschlächt bzieht!
Zwei Arm vo eusem Schwizerkrüz zeiged sitwärts nach links und nach rechts. Und sie zeiged uf Mensche um eus ume, nöch und fern. Hüt wüssed mer ja sofort, wänn irgendwo uf de Wält öppis passiert. Und das füert dezue, dass die alltäglich Diskussion dominiert isch dur Stellignahme zu kriegerische Usenandersetzige i de Ukraine, im Gaza, im Iran. Stellignahme, wo die tragische Ereignis chum beiiflussed… Und me vergässed debi, dass es Mensche i de nächere Umgebig git mit chlinere und grössere Problem, womer sehr wohl beiiflusse chönted. Und drum widmich mini abschlüssende Gedanke dere nächere Umgebig, konkret: eusem Quartier.
Ich glaube, mir Höngger sind eus viel zwenig bewusst, was mir für es grossartigs Angebot händ a Verein, Intressegmeinschafte, soziale, kirchliche Institutionen, au die lokale Sektione vo politische Parteie vo allne Farbe zell ich dezue, alli treit dur freiwilligs Engagement. Und alli im Bestrebe, s’Zämeläbe positiv zgestalte. Ich has zellt, vo A wie Aktivia (Bildung und Kultur) oder Armbrustschützeverein bis Z wie Zunft oder Zürcher Freizitbühne und bin i uf Zahl 94 cho.
Es git Grossverein wie de Sportverein, wo i de 1. Liga spielt und en imposante Zulauf vo junge Maitli und Buebe hät, de Musikverein, witumee als erstklassig renommiert, de TV, 1869 gründet, wo sich laufend erneueret und vo Konditionstraining über Nordic Walking, Yoga, Rhönrad bis zum Line Dance alles abütet.
Am Züri Triathlon und wänn 9000 Persone s’Zürcher Seebecki überquered sind de Samariterverein und SRLG Höngg sit Jahre, für Gsundheit und Sicherheit vode Teilnehmer im Iisatz. Sie merked, ich chum is Schwärme!
Höngg isch im Vereinswese hervorragend ufgstellt!
En Verschönerigsverein gits i keim andere Stadtquartier. Euse pflägt nöd nu s’Ortsmuseum, sondern au das Bijou-Rebbergli nebedzue und sorgt im Bänkliteam für de Underhalt vo de 130 rote Bänkli wo ufem Hönggerberg verteilt sind samt Füürstelle. I dem Team chame erfreulicherwis nebed Altigsässne au Expats wie z.B. en indische IT-Spezialist wo bi Google schafft oder e finnischi Airhostess treffe.
Es isch drum unverständlich, dass sich die städtisch Behörde sit Jahre mit ebeso wohltönende wie nutzlose, aber kostenintensive Aktione i d’Aktivität vo de 25 Quartierverein vo Züri imischt. Villicht müest me s’städtisch Präsidialdepartement a das berüemti Wort vom Jeremias Gotthälf erinnere:
«Im Hause muss beginnen, was blühen soll im Vaterland». Uf dem Prinzip basiert doch euses bisher erfolgrich föderalistisch System, politisch wie kulturell, vo unde nach obe.
Das isch sogar in eusere Bundesverfassig verankeret, im sog. Subsidiaritätsprinzip vo Art. 5a. Es Prinzip, wo d’Eigeverantwortig und Autonomie vo de undere Verwaltigsebene förderet.
Wie schön wärs doch, wenns die vereinigte HönggerInstitutione und d’Stadt fertig brächted, uf Augehöchi zverhandle und gemeinsam e Lösig zsueche, wiemer eusi schön Mülihalde vorem Vergammle chönti rette!
Abschlüssend en chline Werbespot:
A de letschte Versammlung hät de Quartierverein als Jahresziel bekannt ghä, d’Mitgliederzahl vo aktuell 907 uf 1000 zsteigere. Binere Bevölkerig vo 24 000 isch das es bescheides Ziel. An die wenige wos aagaht, wo nanig Mitglied sind: Mit lumpige 20 Fr. im Jahr sind er debi!
Und mir alli, liebi Hönggerinne und Höngger, händs Privileg als Bürgerinne und Bürger, die Lüt is Parlament und i d’Regierig zwähle, wo bereit sind, die aktuelle Problem zbenenne und azpacke.
Ich dank Ihne für ihri Ufmerksamkeit, wünsche allsits e gfreuti Fortsetzig vo dere Bundesfiir und cha nu hoffe, dass sie jetzt nöd säged, de Meier het sich au gschider uf die künstlich Intelligenz verlah!
Fritz Meier, 1. August 2025
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