Quartierleben
Der «Ringling» sorgt für Zwist
Der «Höngger» hat am Montag, 1. Februar, vom Präsidenten der IG pro Rütihof das hier abgedruckte Schreiben (80 Prozent gegen «Ringling») zugesandt erhalten. Die Redaktionsleitung hat darauf hin die SP Kreis 10 eingeladen, zu den darin erhobenen Vorwürfen im gleichen Umfang Stellung zu beziehen (Gemeinsam für Höngg arbeiten statt gegeneinander kämpfen).
4. Februar 2010 — Fredy Haffner
80 Prozent gegen «Ringling»
Die vom 12. bis 26. Januar betriebene Web-Umfrage der IG pro Rütihof contra «Ringling» zur Überbauung Ringling und zu den Höngger Verkehrsproblemen hat klare Ergebnisse gebracht: Total beteiligten sich 151 Teilnehmende, welche unter Wahrung ihrer Anonymität ihre Stimme zu den vier Fragen abgeben konnten. Die erhaltenen Antworten zeigen, dass Höngg die Überbauung Ringling massiv ablehnt und mit dem geforderten Tunnel Europabrücke bis Bucheggplatz/ Hirschwiese endlich auch eine leistungsfähige Umfahrungsachse auf der Tangente Zürich-Nordost nach Zürich-West fordert.
Die Ergebnisse der Umfrage im Detail:
Überbauung Ringling, 151 Antworten: 120 dagegen (79 %), 27 dafür (18 %), 4 Enthaltungen (3 %).
Kreisel Geeringstrasse mit neuer Bushaltestelle, 138 Antworten: 112 schlecht (81 %), 19 gut (14 %), 7 Enthaltungen (5 %).
Gesamtverkehrskonzept Höngg, 135 Antworten: 121 richtig (90 %), 12 falsch (9 %), 2 Enthaltungen (1 %).
Neuer Tunnel Europabrücke – Bucheggplatz/Hirschwiese, 135 Ant- worten: 113 Ja (84 %), 19 Nein (14 %), 3 Enthaltungen (2 %).
Infolge Manipulation aus Kreisen der SP musste die Umfrage abgebrochen werden! Die technische Installation der Umfrage via Internet war so angeordnet, dass pro PC-Station nur einmal eine Stimme abgegeben werden konnte. Bis zum Dienstagnachmittag, 26. Januar, funktionierte dies denn auch einwandfrei. Danach aber griffen Kreise der SP Kreis 10 / Jungsozialisten aus dem örtlichen Bereich der ETH Zürich und Uni Zürich in die Umfrage ein, indem sie mittels öffentlicher PC-Stationen in den Studier- und Arbeitssälen der ETH und Uni die Umfrage massiv manipulierten. Innert zwei Stunden wurden über 100 weitere Antworten eingegeben, alle mit dem gleichen Muster: Ja zu «Ringling». Der IG pro Rütihof liegen die IP-Nummern der absendenden PCs vor, welche aufzeigen, dass diese PCs alle in der ETH und Uni stationiert sind. Um 16.15 Uhr musste deshalb die Umfrage vom Netz genommen werden.
Vorwurf der Manipulation
Die Sozialdemokratische Partei Kreis 10 (SP) und insbesondere jene GR-Kandidatinnen und -Kandidaten, welche als Assistentinnen und Assistenten oder Studierende an der ETH und Uni ein- und ausgehen – siehe SP-Gemeinderats-Liste – werden von der IG Pro Rütihof deshalb mit dem Vorwurf konfrontiert, die Umfrage massiv manipuliert zu haben. Das ist vielleicht sogar strafbar beziehungsweise entspricht sicher nicht den Anwendungs-Grundsätzen der ETH und Uni für den Gebrauch der dortigen PCs. Im Besonderen aber stellt der Vorfall ein ganz schlechtes Zeugnis für eine demokratische Gesinnung und Haltung dar. Die Täterschaft mag sich zwar freuen, dass die Umfrage abgebrochen werden musste – die Resultate des 15-tägigen Betriebes hingegen sprechen für sich: Höngg lehnt «Ringling» mit überwältigender Mehrheit ab!
Jean E. Bollier, Präsident IG pro Rütihof contra «Ringling»
Gemeinsam für Höngg arbeiten statt gegeneinander kämpfen
Die SP Zürich 10 und die JUSO der Stadt Zürich weisen die Unterstellungen der IG pro Rütihof mit aller Deutlichkeit zurück. Zur Überbauung Ringling kann man geteilter Meinung sein. Die demokratisch legitimierten Behörden dieser Stadt haben sich der Meinungsbildung sorgfältig gestellt und dem Projekt abschliessend zugestimmt. Die IG hätte ein Referendum ergreifen und so eine Volksabstimmung verlangen können. Sie hat es jedoch vorgezogen, den juristischen Weg zu beschreiten. Mit diesem Vorgehen hat die IG die politische Debatte beendet. Obwohl ein Urteil auf sich warten lässt, macht die IG mit einer suggestiv formulierten Umfrage politisch weiter Druck. Im Rahmen des laufenden Wahlkampfs wurden alle Kandidierenden zu einer Umfrage «genötigt», obwohl die Haltung der Parteien und deren Vertretung im Gemeinderat unter Namensaufruf bereits bekannt ist. Wer sich der Umfrage verweigert, wird mittels Zeitungsinserat an den «Pranger» gestellt. So viel zum Demokratieverständnis der IG. Die SP 10 hat den politischen Ball aufgenommen und die Umfrage der IG sogar unterstützt, indem sie sie via Facebook und E-Mail einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Offensichtlich hat dieser Aufruf – was angesichts des typischen Facebook-Nutzerkreises nicht ganz überraschend ist – dazu geführt, dass diverse Personen aus dem Umfeld von ETH und Universität Zürich an der Umfrage teilgenommen haben. Allfällige Mehrfachteilnahmen sind nur eine Problematik bei Online-Umfragen. Ein anderes Problem ist, dass die Bevölkerung nicht repräsentativ vertreten ist – nur schon, weil Menschen ohne Internet von einer Teilnahme ausgeschlossen sind. Hinzu kommt, dass das Ergebnis vor allem durch die Nutzerinnen und Nutzer der Webseite bestimmt wird: Eine Umfrage auf einer SVP-Webseite wird völlig anders ausfallen als die identische Umfrage auf einer SP-Webseite. Deshalb ist das von der IG publizierte Endresultat mit Vorsicht zu geniessen, mobilisierte sie doch – übrigens auch per E-Mail – in erster Linie ihre Anhängerschaft. Die Umfrage mit etwas über 100 Teilnehmenden kann somit nicht als repräsentative Meinung der Höngger Bevölkerung gelten.
Haltlose Vorwürfe
Es ist das gute Recht der Anwohnenden, sich gegen eine Einschränkung ihrer Aussicht im Rütihof zu wehren. Wenn aber haltlose Vorwürfe gegen lokale Politikerinnen und Politiker erhoben werden, ist dies kein guter Stil. Die SP10 ruft die IG pro Rütihof und deren Präsidenten Jean E. Bollier dazu auf, in Zukunft auf unwahre Unterstellungen zu verzichten und stattdessen mitzuhelfen, die Probleme in Höngg und Zürich anzupacken – gemeinsam und konstruktiv. Die SP10 engagiert sich weiterhin für die Interessen der Hönggerinnen und Höngger: für preiswerten Wohnraum, eine gute Infrastruktur im Rütihof und für eine verträgliche Verkehrspolitik.
Sandra Tinner, Co-Präsidentin SP 10 und Lea Zwimpfer, JUSO der Stadt Zürich
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