Der Räbeliechtliumzug zog Hunderte an

Am vergangenen Samstag zog Gross und Klein mit leuchtenden Räben zum Kirchplatz. Der traditionelle ­Anlass des Quartiervereins Höngg fand das letzte Mal unter der Leitung von Wolfgang Minas statt.

Der Kirchplatz füllt sich rasch am Räbeliechtliumzug. (Foto: dad)

In der «Höngger Zeitung» vom 10. November 1961 wurde prominent vermeldet, dass der Quartierverein Höngg «erstmals einen Räbeliechtliumzug durchführen» werde. Teilnahmeberechtigt waren damals alle Kinder der ersten bis dritten Primarklasse. Und am Samstag, 11. November 1961, war es soweit: Wie im Nachbericht zu lesen ist, wurde der erste Höngger Räbeliechtliumzug «ein voller Erfolg». Rund 380 Kinder hatten sich angemeldet, die Redaktion vermutete jedoch, es seien mindestens doppelt so viele gewesen.

Die Räben stellte damals die Landwirtschaftliche Genossenschaft Regensdorf gratis zur Verfügung und eine festgelegte Route führte vom damaligen Schulhaus Imbisbühl zur Limmattalstrasse und Segantinistrasse und wieder zurück. Der «Höngger» hielt fest, dass der Räbeliechtliumzug künftig wieder stattfinden solle.

Ausgabe 1961 Räbenliechtliumzug

Lebendige Tradition

Bis heute hat sich der Umzug in Höngg gehalten. Er wurde grösser, offen für alle, und aus der einstigen Route wurde der Sternmarsch. Nach wie vor organisiert ihn der Quartierverein Höngg. «Schön, dass die Tradition so lebendig ist», sagt Tiziana Werlen-Oberti, Vize-präsidentin, die auf dem Kirchplatz fleissig Weggen vom Albis-Beck verteilt. Ihr Vorstandskollege Wolfgang Minas ist ebenfalls im Einsatz – der Räbeliechtliumzug ist sein Ressort, neben der Waldweihnacht.

Minas kann stolz sein: Erneut strömen Hunderte Menschen, Klein und Gross, mit ihren leuchtenden Räben zum Kirchplatz. Von fünf verschiedenen Orten im Quartier liefen sie los, jeweils mit einem Trommler an der Spitze.

In diesem Jahr ist erstmals wieder die Route über die Segantinistrasse dabei, wie Minas erklärt. Wegen der Baustelle war das zwei Jahre lang nicht möglich. «Nun haben wir wieder mehr Teilnehmende», sagt er. Familien aus der Nähe der Segantinistrasse hätten nun die Gelegenheit genutzt, erneut mitzulaufen.

Die Räbenliechtli wissen zu begeistern. (Foto: dad)
Die Steelband Sandflöö sorgt für Stimmung. (Foto: dad)

Nach 19 Uhr wird der Kirchplatz immer voller und das Licht wurde abgestellt – mit Ausnahme des hell beleuchteten Kirchturms, dessen Glockengeläute die Teilnehmenden willkommen hiess. Es herrschte eine friedliche, fast schon «karibische» Stimmung: Die Steelband Sandflöö aus Höngg sorgte bereits zum dritten Mal in Folge für musikalische Unterhaltung – nicht wenige wippten mit, die Kinder tanzten.

Und schliesslich die feinen Weggen: «Wir haben 900 Weggen vom Albis-Beck zum Verteilen», sagt Minas. Anhand dieser Zahl schätzt er auch die Menge der Menschen ein; er rechne jeweils doppelt. Sie alle haben Wetterglück: Der Nieselregen setzte erst ein, als sich viele wieder auf den Heimweg machen.

Beliebt:: Die Weggen vom Albis-Beck. (Foto: dad)

Ein letztes Mal

Für Minas ist es der letzte Räbeliechtliumzug, den er in Höngg organisiert. Im kommenden Jahr zieht er mit seiner Familie ins Wallis. Bereits vor drei Jahren sagte er gegenüber dem «Höngger», dass ein solcher Anlass einiges an Organisation erfordere. Die Polizei werde aufgeboten, die Verkehrskadetten, ein VBZ-Betriebsleiter und die Feuerwehr sperrten Strassen, und das EWZ sei für das Abdunkeln des Kirchplatzes zuständig.

Dennoch mache ihm die Organisation immer Spass. Seinen ersten Umzug leitete er 2019. Kritik habe es auch gegeben: «Es gibt immer Leute, denen es zu laut, zu leise, zu hell oder zu dunkel ist», sagt er. Man könne es nicht allen recht machen. Doch sehr vielen gefällt der diesjährige Räbeliechtliumzug, wie die Nachfrage vor Ort zeigt. Und laut Minas ist es der einzige Umzug der Stadt, der einen Sternmarsch hat – dem weitläufigen Quartier geschuldet.

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