Der Marder mit der hellen Maske

Neben Dachs, Hermelin, Stein- und Baummarder lebt bei uns ein fünfter Vertreter der Marderfamilie, der Iltis. Er ist an seiner weissen Schnauzenspitze, den weissen Ohrrändern und der hellen Augenumgebung gut zu erkennen, nur sieht man den nachtaktiven Einzelgänger selten.

Im Juli vor zwei Jahren schaute mich im Garten mitten am Tag ein kleines Raubtier mit heller Gesichtszeichnung verwundert an, blieb lange sitzen und schien fast zahm. Erst dachte ich, es sei ein entlaufenes Frettchen. Diese wurden ursprünglich zur Ratten- und Kaninchenjagd aus dem Iltis domestiziert und können mit Haltebewilligung und Sachkundeausweis als Haustier gehalten werden. Erst als ich ein Jahr später eines Tages den Deckel des Kompostbehälters öffnete, bekam ich Gewissheit. Da erblickte ich nämlich das eindeutige Gesicht eines Iltisses mitten im Kompost. Wir beide erschraken furchtbar und ich hatte, wie immer in solchen Momenten, natürlich keinen Fotoapparat bei mir. Seither nimmt unsere Wildtierkamera während der Nacht regelmässig Iltisse in unserem Garten auf. Diese sind selbst dann gut von Mardern zu unterscheiden, wenn sie von hinten gefilmt wurden und die Gesichtszeichnung nicht sichtbar ist. Denn, während Marder sich in typischer Marderweise fortbewegen, nämlich wellenförmig springend, laufen Iltisse meist bodenhaftend mit gekrümmtem Rücken. Zudem sind sie kleiner und feiner gebaut als Marder, haben einen kürzeren Schwanz und die hellen Wollhaare scheinen deutlich durch die dunklen Deckhaare. «Unser» Iltis hat einen Tunnel in den Kompostbehälter gegraben, um bequem an die Eierschalen zu gelangen, aus denen sich immer etwas Eiweiss herauslecken lässt. Und auch die im Kompost lebenden Gelbhalsmäuse verschmäht der Fleischfresser natürlich nicht. Jetzt, anfangs Winter, besteht der rund ein Kilogramm schwere Iltis aus bis zu 30 Prozent Reservefett. Er wird seine Aktivitäten bald einschränken und die nahrungsarme Zeit hauptsächlich in seinem Versteck verbringen. Denn seine Leibspeise sind Amphibien. So hat er im Frühling, wenn die Amphibien in Scharen bei ihren Laichgewässern eintreffen, Hochsaison. Um an sie heranzukommen, scheut der gute Schwimmer und Taucher auch das Wasser nicht. Durch einen gezielten Nackenbiss tötet er die Amphibien, und sind es zu viele für den sofortigen Verzehr, häuft er sie irgendwo an. So lassen sich wahrscheinlich auch die toten Kröten, die wir immer wieder am Teichufer finden, erklären. Übrigens wird der Iltis auch «Stinkmarder» genannt, weil er bei Gefahr einen beissend-stechenden Geruch aus seinen Analdrüsen abgeben kann. Sein Körpergeruch hingegen soll veilchenartig und angenehm sein. 

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