Quartierleben
Der «Limmatberg» ist wieder ein Familienbetrieb
Der «Rebstock»: endgültig geschlossen. Die «Trotte» und der «Limmathof»: geschlossen und unklar, ob sie jemals wieder öffnen. Doch der «Limmatberg» feierte letzten Freitag als «Osteria da Biagio» und als Lichtblick am Höngger Gastrohimmel mit geladenen Gästen seine Wiedereröffnung.
2. Februar 2016 — Fredy Haffner
Ein solches Stelldichein der Höngger Lokalprominenz hat es in den letzten Jahren, egal aus welchem Anlass, kaum je gegeben: Gastgeber waren der neue Mieter und Wirt Biagio Martella, sein Vermieter René Frigerio sowie die drei Höngger Weinlieferanten Zweifel Weine, WeinArt Robert Zurbriggen und Wein- und Obsthaus Wegmann. Sie alle verbindet das Ziel, den «Limmatberg» wieder zu einer Quartierbeiz und einem Treffpunkt der Höngger Vereine zu machen. Zur Eröffnungsfeier eingeladen waren folglich Präsidentinnen und Präsidenten aller Höngger Vereine und Institutionen sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten, die sich für das Quartier engagieren. Und alle gaben sie dem Wirt die Ehre.
Drei Faktoren müssen stimmen
Bereits beim Apéro war ringsum ein einziges, freudiges «Hallo» zu hören. Angestossen wurde mit Weinen aus der angegliederten Vineria, die von den drei Höngger Weinhändlern betreut wird.
Als sich gegen 20 Uhr alle Gäste zu den weiss gedeckten Tischen begeben hatten, setzte der Höngger Zünfter und Rechtsanwalt Bruno Dohner, auf dessen Initiative hin das Konzept des «Limmatbergs» nach dem Pächterwechsel neu ausgerichtet wurde, zu seiner Begrüssung an, sichtlich erfreut, dass sein Traum wahr geworden war. Drei Faktoren habe es gebraucht. Zuerst ein geeignetes Restaurant, wie es der «Limmatberg» von Lage und Grösse her ist. Dann einen Hausbesitzer, der eine faire Pacht ausschreibt, denn, so Dohner: «Ohne diese kann heute kaum ein Wirt überleben.» René Frigerio bot dazu Hand. Er war, nach seinem unverschuldeten Unfall mit dem Motorroller im Frühjahr 2014 im Rollstuhl sitzend, zugegen und hatte sichtlich Freude an all den Gästen. Ihm sei nach dem Unfall ein zweites Leben geschenkt worden, sagte er später – und es schien fast so, als wolle er dieses gut nutzen.
Der dritte und wohl entscheidende Faktor aber ist natürlich der Wirt. Biagio Martella aus Apulien führte früher das «Chez Mario» im Kreis 4 und das «Einhorn» in Dübendorf. Neue Köchin im «Limmatberg» ist seine Ehefrau Anna, die mit ihrer hausgemachten Pasta bereits dem Restaurant ihres Bruders, dem «Amici» an der Schaffhauserstrasse, zum Erfolg verholfen hat.
Drei Gänge, drei Mal vorzüglich
Nach der grossen Begrüssungsrunde galt das opulente Vorspeisenbuffet als eröffnet und die Türe zum Säli ging auf. Dort, nahe beim Eingang, sass Stadtrat Andres Türler, was Dohner in seiner Ansprache scherzhaft noch als eine «gute Ausgangsposition» bezeichnet hatte – doch trotz der «Pole-Position» hatte Türler im nicht ausgetragenen «Rennen» gegen seinen Parteikollegen FDP-Gemeinderat Andreas Egli das Nachsehen – was Egli dann, angesichts der Fotokamera, doch etwas verlegen lächeln liess.
So pilgerte Tischrunde um Tischrunde zum Buffet und mit vollen Tellern wieder zurück. Die angeregten Gespräche rissen nicht ab und das freundliche Personal, das später den Hauptgang ab Platten servierte, musste sich dezent Raum verschaffen. Doch es lohnte sich, sie gewähren zu lassen: Die gereichte Pasta, eben hausgemacht, war köstlich. Und wer danach noch Lust auf Süsses verspürte, liess sich auch das Dessertbuffet munden.
Was macht eine «Quartierbeiz» aus?
Als sich nach 23 Uhr die ersten – aber für lange Zeit noch nicht die letzten – Gäste verabschiedeten, war klar: Eine solche Restauranteröffnung mit einem solchen Stelldichein des lokalen «Who is Who» hat Höngg noch nie erlebt. So ist zu hoffen, dass der «Limmatberg» das wird, was er dem Konzept nach sein will: Eine echte Quartierbeiz, gepflegt und stilvoll, mit moderaten Preisen und lockerer Atmosphäre.
Natürlich darf man, wie dies ein Leserbriefschreiber im «Zürich Nord» letzte Woche tat, monieren, dass der altwehrwürdige Stammtisch mit Nussgipfeln und Menage fehlt, wie er einst in der alten «Mühlehalde» auf Gäste wartete. Die Frage ist aber, ob solche Stammtische überhaupt noch gefragt sind? Seit dem Rauchverbot in Restaurants haben sie stark an Frequenz eingebüsst und kaum eine Beiz kann sich heute den Luxus schlecht besetzter Tische noch leisten. Ein Bier aber bekommt man selbst in der Limmatberg-Vineria serviert. Beklagt wurde auch, dass der Limmatberg am Nachmittag geschlossen ist. Der Wirt signalisiert jedoch bereits, dass er bei genügender Nachfrage und in der warmen Jahreszeit auf der Terrasse schnell reagieren und durchgehend bedienen wird.
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