Es hätte ein schöner Spaziergang werden können, zumindest für A.M., wie er der «Höngger Zeitung» mitteilt. Aber statt den lieblichen Naturgeräuschen auf dem Hönggerberg zu lauschen, «donnerten» die Blechvögel über ihn hinweg. So sein geschildertes Empfinden. Auch Leser D.M. schrieb der Redaktion: «Der Fluglärm über Höngg ist unerträglich.» Durch den konstanten Lärm fühle er sich enorm belästigt. Was ist also los am Himmel über Höngg?

Eine naheliegende Antwort gibt die Flughafen Zürich AG. Jeweils auf Mitte Monat veröffentlicht sie die Verkehrszahlen des Vormonats. Der Blick auf September zeigt, dass die Anzahl Flugbewegungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 29 Prozent auf 20’724 Starts oder Landungen stieg. Im August stiegen die Flugbewegungen gar um 32 Prozent. Die Zahlen vom Oktober werden erst nach Redaktionsschluss veröffentlicht, doch aufgrund der Herbstferien dürften diese auch hoch sein. Der aktuelle Monatsvergleich zeigt zudem laut der Flughafen Zürich AG, dass die Flugbewegungen 85 Prozent des Niveaus von 2019 betragen. Dann kam die Pandemie.

Der Flugverkehr erholt sich

Mittlerweile ist die Nachfrage nach Flugreisen wieder angestiegen. Das höhere Flugaufkommen wird nicht nur in Höngg, sondern auch an anderen Orten wahrgenommen. «Wir verzeichnen eine Zunahme von Anfragen aus der Bevölkerung seit dem Wiederhochfahren des Flugbetriebs», sagt Bettina Kunz, Mediensprecherin der Flughafen Zürich AG. Der Flugverkehr habe sich in relativ kurzer Zeit wieder erholt, erklärt sie weiter. Bei der Flughafen Zürich AG gehe man davon aus, dass der Flugverkehr in Zürich in zwei bis drei Jahren wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreichen wird.

Es dürfte also geschäftig bleiben am Himmel, nicht zuletzt deshalb, weil die Routen für den Start oftmals über Höngg führen. Üblicherweise starten die Flugzeuge tagsüber von 7 bis 21 Uhr in mehreren Abflugwellen auf der Piste 28 des Flughafens Zürich. Gerade in diesen Zeiten und bei diesen Routen sind in Höngg die Flugzeuge zu hören. Morgen früh zwischen 6 und 7 Uhr sowie abends ab 21 Uhr starten die Flugzeuge normalerweise auf den Pisten 32 und 34 in Richtung Norden. Das bestätigt Bettina Kunz: «Das ist grundsätzlich korrekt, vereinzelt können aber auch ein Süd- oder Ostanflug in Höngg gehört werden.»

Der Fluglärm und dessen Einfluss auf die Bevölkerung wird von der Flughafen Zürich AG ernst genommen. Das zeigt deren Monitoring: An 14 ortsfesten Messstellen wird der von Flugzeugen verursachte Lärm gemessen. Monatlich wird das «Lärmbulletin» herausgegeben, das auch sämtliche Flugbewegungen des Monats verzeichnet. Es existiert weiter ein «Lärmtelefon» (043 816 21 31), an dessen Mitarbeiter*innen man sich wenden kann.

Flugzeuge starten flacher

Das Thema Fluglärm ist aber multifaktoriell. Leser D.M. vermutete daher noch eine weitere Ursache, unabhängig von den erhöhten Verkehrszahlen. «Ich weiss, dass die Flugzeuge mit verminderter Geschwindigkeit sowie einem flacheren Steigwinkel starten.» Mit dieser Feststellung gelangte er an das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Dieses schrieb in seiner Antwort, dass schon vor der Pandemie die Triebwerke geschont wurden, indem die Startleistung so tief wie möglich angesetzt wird. Das spare Unterhaltskosten sowie Treibstoff und sei weniger laut. Dieser Benefit werde aber durch den flacheren Steigwinkel wieder aufgehoben. Die Methode sei in Relation zu setzen mit der generellen Zunahme von Lärmbeschwerden seit dem Wiederhochfahren des Flugbetriebs, so das BAZL gegenüber der Höngger Zeitung.