Der Höngger Gewerbeverein ist Geschichte

Anfang September traf sich der Verein Handel und Gewerbe Höngg zur ausserordentlichen Generalversammlung – seiner letzten. Per 1. November wurde der Verein endgültig aufgelöst.

Der letzte Vorstand (vl.): Clemens Aschwanden, Urs Kropf, Daniel Wegmann, Ilaria Previte, Maya Schaub (Nicolas Blangey ist nicht anwesend). (Foto: pen)
Gruppenbild mit Lokomotive: der Vereinsausflug im Jahr 2018. (Foto: zvg)
Ausstellung im Ortsmuseum zum 40-Jahr-Jubiläum mit einem Foto des ersten Präsidenten Hermann Aebi. (Foto: zvg)
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Abgezeichnet hatte es sich schon länger, im September wurde es amtlich und per November wurde die Entscheidung vollzogen: Der Verein Handel und Gewerbe Höngg (HGH) existiert nicht mehr. Damit geht die 46-jährige Geschichte des Höngger Traditionsvereins zu Ende.

Grund für die Auflösung war der Mangel an neuen Vorstandsmitgliedern, die über einen längeren Zeitraum gesucht worden waren. Schon an der Generalversammlung im Jahr 2021 hatte der Vorstand betont, dass die Auflösung des Vereins drohe, sollten sich keine Mitglieder für die Vorstandsarbeit finden (der «Höngger» berichtete).

Eine Interessensvertretung

Begonnen hatte die Geschichte des Vereins im Jahr 1978. Gewerbliche Zusammenschlüsse existierten im Quartier jedoch bereits lange vorher: So schlossen sich schon 1920 die Höngger Werktätigen zum Handwerker- und Gewerbeverein zusammen, der 1932 in Vereinigung Handel und Gewerbe umbenannt wurde. Die Vereinigung war eher loser Natur und wurde 1937 in den damals neugegründeten Quartierverein integriert.

In den 1970er-Jahren erfolgte dann der zweite Anlauf der Gründung eines Gewerbevereins: Am 27. Juni 1978 bildete sich die Vereinigung Handel und Gewerbe Höngg. Erklärtes Ziel der Gruppierung war, so ist der Festbroschüre zum 20-Jahr-Jubiläum zu entnehmen, «ein Zusammenwirken der Handels- und Gewerbetreibenden mit dem Ziel, der Höngger Bevölkerung ein attraktives Angebot im Quartier bereitzustellen».

Mehr als 40 Betriebe schlossen sich damals zusammen. Erster Präsident war Hermann Aebi. Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell: 1984 zählte der Verein bereits mehr als 100 Personen. In diesem Jahr wurde vereinsintern auch eine politische Kommission ins Leben gerufen, welche die Interessen der Mitglieder gegenüber politischen Gremien und Verwaltung vertreten sollte.

Geplant war zu diesem Zeitpunkt auch, im Zentrum von Höngg ein Handwerkerhaus zu eröffnen. Für diese Zwecke plante der Vorstand, das Tramdepot in der Wartau zu nutzen – ein Plan, der sich allerdings nicht umsetzen liess, genauso wenig wie das Vorhaben, eine Geschäftsstelle zu realisieren. Im Jahr 1990 wurde der HGH schliesslich Mitglied im Stadtzürcher Dachverband, dem Gewerbeverband der Stadt Zürich (GVZ).

Im Einsatz für Gewerbe und Quartier

In der Öffentlichkeit trat der HGH an verschiedenen Anlässen und mit unterschiedlichen Projekten in Erscheinung. Ein wichtiger Termin war jeweils das seit 1973 regelmässig im Quartier stattfindende Wümmetfäscht. Der Verein organisierte regelmässig den Wümmetznüni, ein Frühstück für die Kundschaft und die Höngger Bevölkerung. Später wurde der Wümmetznüni durch den VIP-Apéro ersetzt, der es den organisierenden Vereinsmitgliedern einfacher machte, mit ihren Gästen ins Gespräch zu kommen.

Auch am Wümmetfäscht-Umzug, an dem alle Vereine Hönggs die Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren, beteiligte sich der HGH massgeblich. Zudem bot er mit der Gewerbeschau der Höngger Quartierbevölkerung jeweils immer wieder spannende Einblicke in das gewerbliche Treiben im Quartier.
Feucht-fröhliche Einblicke konnten die Festbesucher*innen zudem jeweils in der Gewerbebeiz gewinnen, ein Ort, an dem gern und lange gefeiert wurde.

In den anderen Jahreszeiten war der Verein im Quartier ebenfalls aktiv: So organisierte er in den 1980er-Jahren jeweils im Frühling eine Chilbi auf dem Schulhausplatz des Bläsi-Schulhauses, ein Brauch, der 1989 eingestellt wurde.
Dafür wurde der HGH in den 1990er-Jahren im Rütihof aktiv und organisierte dort jeweils zu Frühlingsbeginn einen Markt mit Jungtierschau gemeinsam mit dem Allgemeinen Kaninchen- und Geflügelzüchterverein, später auch in Kombination mit dem Flohmarkt des Eltern- und Freizeitclubs Rütihof.

Ein Sommerfest, festliche Weihnachtsdekorationen und Sami-chlausbesuche, die Gründung einer Guggemusik und schliesslich das Sponsoring und die Teilnahme mit einer eigenen Mannschaft am Martin Cup gehören zu den weiteren öffentlichkeitswirksamen Anlässen, die der HGH auf die Beine stellte.

Das letzte grosse Jubiläum des HGH war dem Vorstand ebenfalls ein grosses Fest wert: Mit einem Tag der offenen Tür sowie einer Ausstellung im Ortsmuseum und einem eigens dafür entwickelten HGH-Trail quer durch Höngg wurde 2018 der 40. Geburtstag des Vereins zelebriert.

Mangelndes Engagement

Auch intern sorgte der HGH für Bindung unter den Mitgliedern – etwa durch jährlich stattfindende Apéros und Anlässe. Mit gemeinsamen Werbestrategien oder auch mit der Erstellung von Werbetafeln im Quartier verfolgte der Verein die Stärkung des lokalen Gewerbes.

In jüngster Zeit waren es die gegenseitigen Betriebsbesichtigungen, die für sozialen Zusammenhalt unter den Gewerbetreibenden sorgten – bis die Pandemie dem Vereinsleben vorübergehend ein jähes Ende setzte. Doch es war nicht nur die Infektionskrankheit, die den Verein und das gesamte lokale Gewerbe vor neue Herausforderungen stellte. Vor allem auch die Suche nach Freiwilligen, die bereit waren, sich zu engagieren, stellte sich, wie eingangs erwähnt, als zunehmend schwierig heraus.

Die logische Konsequenz war daher die Auflösung des Vereins, wie Vizepräsident Urs Kropf dem «Höngger» erklärt: «Beim HGH lief es wie bei allen Vereinen», erklärt er. «Niemand wollte ein Amt übernehmen, so war etwa der Posten des Aktuars ewig unbesetzt. Und nach nunmehr neun Jahren im Präsidium haben auch Daniel Wegmann und ich beschlossen, dass wir uns nun zurückziehen.» Ein Rückzug, der nicht ohne Bedauern erfolgt: «Natürlich ist es sehr schade, dass es den HGH jetzt nicht mehr gibt», erklärt Kropf. «Aber es konnte so nicht mehr weitergehen.»

Neuer Gewerbeverein Chreis Zäh

Als Alternative steht den Höngger Gewerbetreibenden der Gesamtzürcher Verband GVZ als Organisationsgefäss zur Verfügung. Zudem wurde der Gewerbeverein Chreis Zäh gegründet, ein neuer Zusammenschluss, der die beiden Stadtteile Höngg und Wipkingen umfasst (der «Höngger» berichtete). Das nach der HGH-Auflösung übriggebliebene Vereinsvermögen wurde an den neuen Verein weitergegeben.

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