Der Anfang ist gemacht, der Dialog geht weiter

Der Verkehr in der Strasse Am Wasser, übergehend in die Breitensteinstrasse, hat stark zugenommen. Lärm, Stau und Gefahrensituationen machen den Anwohnern das Leben schwer. Einige haben sich in einer Kerngruppe zusammengeschlossen und die Stadt aufgefordert, Antworten auf ihre Fragen und Ängste zu liefern.

Das Interesse an den Ausführungen der verschiedenen Referenten war gross.

Die Behörden sandten gleich fünf Vertreter an die Informationsveranstaltung diesen Dienstagabend im Kirchgemeindehaus Wipkingen. Die Quartiervereine Höngg und Wipkingen waren mit ihren Vorständen in praktisch beschlussfähiger Anzahl erschienen und im Publikum sassen geschätzte 150 Personen. Punkt 19.30 Uhr begrüsste sie Verena Tobler im Namen der Kerngruppe Am Wasser/Breitensteinstrasse, gab das Wort aber gleich weiter an Roman Dellsperger, der als Moderator geschickt und straff durch den Abend führte, mit dem erklärten Ziel, einen Dialog zwischen Behörden und Bevölkerung anzustossen. Als Erster kam Hans-Rudolf Wymann, Leiter Planung und Lenkung der Dienstabteilung Verkehr, zu Wort. Auch er hielt fest, dass auf Grund der zahlreichen Baustellen in der Umgebung tatsächlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen feststellbar sei. Belastungen durch Stau und Behinderungen für Fussgänger und Fahrradfahrer seien die Folge. Und er gestand ein, dass die Führung des Verkehrs derzeit keine leichte Aufgabe darstellt.

Andere Baustellen erhöhen Durchgangsverkehr

Anhand einer Präsentation erläuterte er, wie der Verkehr von der Rosengartenstrasse in Richtung A1, als Folge der temporären Schliessung der Rampe in die Hardturmstrasse, eigentlich mittels Signalisation über die Hardbrücke, Rampe Hohlstrasse, über die Duttweilerbrücke in die Pfingstweidstrasse geführt werde – sich aber nur ungenügend dorthin leiten lasse und lieber den vermeintlich kürzeren Weg rechts der Limmat nehme. Weitere Faktoren, die den Mehrverkehr bewirken, sind die baustellenbedingte Sperrung der Ottenbergstrasse und der Neubau der Pfingstweidstrasse mit dem Bau der Tramlinie Züri-West: Viele Pendler umfahren diese Grossbaustellen via Europabrücke, Am Wasser, Breitensteinstrasse – oder in der Gegenrichtung. Verkehrszählungen registrierten Mitte November in der Strasse Am Wasser an Werktagen durchschnittlich 8539 Fahrzeuge in Richtung Wipkingen und in der Gegenrichtung 6432. Wymann zog das Fazit, dass der Mehrverkehr auf dieser Achse für das Funktionieren des städtischen Gesamtverkehrs wohl in Kauf genommen werden müsse. Doch ab Mai 2010 werde die Hardturm-Rampe wieder offen sein und dann sei eine deutliche Verkehrsreduktion zu erwarten. Ferner werde die Pfingstweidstrasse ab 2011 fertig ausgebaut sein und den Verkehr vierspurig wieder aufnehmen können. Vilmar Krähenbühl, stellvertretender Stadtingenieur beim Tiefbauamt, erläuterte im zweiten Teil, wie die Stadt bei der Koordination der Bautätigkeiten vorgeht. Als politischer Auftrag formuliert, müssen die Bautätigkeiten der verschiedenen Departemente oder Interessengruppen zusammengefasst werden, um die Beeinträchtigungen so gering als möglich zu halten. «Das Tiefbauamt informiert» ist dann auf Tafeln zu lesen, denn dieses Amt erfüllt die Aufgabe der Baukoordination stadtweit. Bis eine Strasse aufgerissen werden kann, ist es ein langer Weg über Bedarfsabklärungen bei Ämtern und Werken, privaten Partnern – zum Beispiel Telekomanbietern – und Koordinationssitzungen bis hin zum Projektauftrag.

Zahlreiche Sanierungen von 2010 bis 2013 geplant

Im Zeitraum 2010 bis 2013 sind für den Kreis 10 zahlreiche solcher Sanierungen projektiert. So auch für die Strasse Am Wasser, vom Hardturmsteg bis Europabrücke, wie Hans- Rudolf Christen, Quartiermanager des Tiefbauamts, in seinen Ausführungen erläuterte. Die Strasse, im kantonalen Richtplan als «regional» klassiert, kann durch die Stadt nicht eigenmächtig umgestaltet werden, sondern muss kantonale Vorgaben für Strassenbreite, Radwege und Trottoirs erfüllen. Daraus resultiert eine totale Fahrbahnbreite von 8 Metern plus Trottoirbreiten zwischen 1,75 und 3,5 Metern, je nachdem, ob Radwege auf dem Trottoir oder als Radstreifen auf der Strasse geführt werden. Bei der engsten Stelle, Haus Am Wasser 108, ist ein hangseitiger Gehsteig geplant. Die Mauer vor dem Anwesen – übrigens im Besitz der Stadt Zürich –, vor welcher der Gehsteig derzeit noch abrupt endet, wird zurückversetzt. Zahlreiche neue Gehsteige, Radstreifen, Verkehrsinseln und Neugestaltungen der Fussgängerübergänge werden, so hofft man, zu einer Verkehrsberuhigung führen. Der Bau ist für 2012 geplant. Michael Neumeister, Projektleiter Verkehrsplanung beim Tiefbauamt, informierte abschliessend über verschiedene weitere Umbauprojekte bis ins Jahr 2020, die den Verkehr im und um den Kreis 10 so leiten sollen, dass die Quartiere entlastet werden.
Dann meldeten sich, nach einer kurzen Pause, die Anwesenden im Saal zu Wort. Markus Roth, Mitglied der Kerngruppe, sammelte die Anliegen zuhanden jener, die sich weiter darum kümmern werden, und die Verantwortlichen der Stadt gaben sich Mühe, darauf Antworten zu liefern. So wurde die Neugestaltung der Strasse Am Wasser im Saal als Kapazitätsausbau wahr genommen, was Hans-Rudolf Christen klar bestätigte. «Doch», so rief er in Erinnerung, «wir haben den gesetzlichen Auftrag, Fussgänger zu schützen – und in verschiedenen Abschnitten geschieht dies völlig unzureichend. Die Situation heute ist, speziell für Kinder, nicht tragbar und deshalb müssen wir die Strasse verbreitern. Auch der Radweg in beiden Richtungen steht im kantonalen Richtplan, und an den sind wir gebunden.»

Über Tempo 30 entscheidet der Kanton mit

Auch ein generelles Tempo 30 wurde gewünscht, doch dies könne nicht ohne Einverständnis des Kantons eingeführt werden, erklärte Wymann. Als Sofortmassnahme wurde eine Ausdehnung der Tempo-30-Zone bis über den Engpass beim Haus Nummer 108 gefordert und er erklärte sich bereit, dies ernsthaft zu prüfen. Im Saal anwesend war auch Kantonsrätin Carmen Walker Späh. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass dies als flankierende Massnahme zu einer Baustelle möglich sein sollte und beabsichtigt, dies im Kantonsrat mittels einer Anfrage an den Regierungsrat zu verlangen. Eine verlangte Sperrung für den Schwerverkehr dagegen ist kaum realisierbar, wie Wymann erläuterte: «Ein vergleichbares Anliegen in der Stadt Zürich wurde vor Jahren bis vors Bundesgericht gezogen und dort abgelehnt – aber versuchen kann man es immer wieder.» Er nahm den Wunsch dennoch entgegen, wollte aber keine Hoffnungen schüren: «Auch wir haben es schwer mit dem Schwerverkehr», stellte er nüchtern fest.

Fazit des Abends

Die Fülle an Informationen war enorm, die Skepsis der Anwohner konnte trotzdem nicht restlos ausgeräumt werden. Die Stimmung war gegenseitig wohlwollend und konstruktiv, der Dialog zwischen Behörden und Bevölkerung ist klar angestossen worden, so wie man es sich erhofft hatte. Und die Kerngruppe wird diesen nicht aus den Augen verlieren, wenn sie am 26. Januar 2010 zur ersten Vollversammlung aufruft und sich voraussichtlich Ende Februar zu einem Verein oder einer Interessengemeinschaft konstituiert.

 

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