Wenn es einem gelingt, solche Pläne in den Alltag zu integrieren, dann kann in Eigenregie Erstaunliches aufgebaut und vertieft werden. Übungswillige haben diesen Effekt auch für ihr spirituelles Leben festgestellt: «Die Exerzitien im Alltag tun uns einfach gut», sagten sie am Abschlussabend. Ihr Training hiess: sich drei Wochen lang täglich für 20 Minuten vom Alltag freizuschaufeln und in den Raum der Beziehung zu Gott zu treten.   

«Exerzitien im Alltag» sind ein in vielen Bistümern erprobter und beliebter Kurs. «Exerzitien im Alltag» wurden Mitte Januar erstmals zusammen von den katholischen Pfarreien Heilig Geist in Höngg, und Guthirt in Wipkingen, ausgeschrieben. Ein klug verfasstes Anleitungsheft führt die Teilnehmenden durch die Übungstage und bietet ein Gebet an, eine Bibelszene und eine Betrachtung darüber. Still werden, die Texte verkosten und wirken lassen, gehört dazu. Einmal pro Woche treffen sich die Teilnehmenden zum Austausch mit allen Übenden und der Exerzitienleitung.

Gott mitten im Alltag

Das Wort «Exerzitien» geht auf die «exercitia spiritualia» zurück, die geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola (1491-1556), den Gründer des Jesuitenordens. Kurze Momente der Meditation und des Gebets führen in die Mitte menschlicher Existenz und lassen achtsam werden für die Gegenwart Gottes im Leben.

Das Anleitungsheft machte auch mit einer bemerkenswerten Frau bekannt: mit Madeleine Delbrêl (1904-1964), einer Französin, die sich von einer bekennenden Atheistin zu einer gläubigen Poetin, Sozialarbeiterin und «Mystikerin der Strasse» wandelte, die radikal damit Ernst machte, Gott mitten im Alltag zu entdecken, und die sich auch weigerte, zwischen banalem und religiösem Alltag zu unterscheiden.

Für die Exerzitien-Leitung: Pia Föry, Seelsorgerin der katholischen Kirche Höngg