Bus verpassen – Stadtrat treffen

Die Lage der Bushaltestelle Wieslergasse, Linie 46, ist unbefriedigend und führt zu absurden Kurzstreckenrennen von Passagieren. Absurd nicht nur, weil wenige Minuten später der nächste Bus kommen würde, sondern auch, weil es eine räumliche Verbesserung gäbe. Nun wird die Stadt mit einer witzigen Aktion darauf hingewiesen.

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Die neue Haltestelle des 46ers befindet sich näher bei den Einkaufsläden und ist so nicht nur bequemer zu erreichen, sondern auch sicherer, da der Fussgängerstreifen näher liegt.
Die bisherigen Haltestellen der Station Wieslergasse (blau) sollen stadteinwärts an die neuen Positionen verschoben werden.
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Täglich ist mehrfach zu beobachten, wie Passagiere von der Migros her kommend und entsprechend mit Einkaufstaschen beladen plötzlich in den Sprintmodus umschalten: Es eilt, denn gleich wird ein Bus an der Station Wieslergasse stadtauswärts halten. Ihr Bus, den sie einfach nicht verpassen wollen oder dürfen. So rennen denn Personen jeglichen Alters und unterschiedlichster Fitnesslevels auf teils gefährlichen Wegen dem einfahrenden Bus hinterher. Sie sprinten ab dem Ausgang der Migros, schlängeln sich auf dem schmalen Gehsteig nach der Weinhandlung Zweifel durch entgegenkommende Menschen, werfen einen Blick über die Schulter und entscheiden blitzschnell, ob es noch reicht für den korrekten Weg hinter der Rabatte durch und über den Fussgängerstreifen an der Michelstrasse oder ob sie doch den direkten, aber riskanten Weg auf der Regensdorferstrasse nehmen sollen – nur um dann an der Haltestelle doch zu spät zu sein.

Ausser Atem und dann die gute Idee

Als Elsbeth Marti und Marc Suter vor einigen Zeit den Wettlauf verloren und an der Haltestelle nach Luft rangen, kamen sie ins Gespräch und in den sieben Minuten, bis der nächste Bus kam, war die Idee geboren: Warum eigentlich nicht die Haltestelle stadtauswärts direkt vor die Weinhandlung Zweifel verlegen? Und jene stadteinwärts auf das kleine Dreieck gleich gegenüber, zwischen Regensdorfer-, Riedhofstrasse und Wieslergasse? Platz wäre an beiden Orten genug und sogar die Bäume müssten nicht weichen. Die beiden sind überzeugt, dass sich die VBZ zu einer Verlegung der Haltestellen entschliessen könnten, vorausgesetzt, der Wunsch wird aus der Bevölkerung genügend nachgewiesen. Doch anstatt bloss Unterschriften zu sammeln, haben Marti und Suter die witzige Aktion «Renn um deinen Bus» gestartet, bei der im ersten Schritt die Verlierer und letztendlich alle Gewinner sein sollen.

Meet & Greet mit Stadtrat Türler

Veranstaltet wird ein Wettrennen mit Start unmittelbar vor der Migros. Losgerannt werden darf, sobald man einen Bus vom Meierhofplatz her kommen sieht. Wer den Bus erreicht und einsteigen kann, hat den kurzfristigen Gewinn. Wem er davon fährt, hat verloren. Gestoppt wird die Zeit, welche der Person in normalem Schritttempo noch bis zur Haltestelle gefehlt hätte, multipliziert mit dem persönlichen Frustrationsfaktor, welchen eine Jury anhand der ausgestossenen Schimpfwörter bemisst.
Gestartet wird nach Alter und Geschlecht. In den Unterkategorien «Mit Kinderwagen», «Mit zwei oder mehr Einkaufstaschen», «Mit Kleinkind an der Hand» (Zeitboni gibt’s für ein quengelndes oder mehrere Kinder), «In High-Heels», «Mit Gehstock», «Mit Rollator» und «Mit Hund, der unterwegs an einem Baum schnüffeln will» werden Sonderauszeichnungen vergeben. Ebenso für jene Wagemutigen, die mehrere Kategorien kombinieren oder sich sogar an die Langdistanz wagen und weiter hinten vor dem alten Migros-Standort starten. Die Gewinner, also die eigentlichen Verlierer, sind berechtigt, die während der Aktion gesammelten Unterschriften bei einem «Meet & Greet» mit Stadtrat Andres Türler, dem Vorsteher der Industriellen Betriebe, zu überreichen – der noch nichts von seinem Glück weiss.

Freunde und Skeptiker

Bei Zürcher Verkehrsplanern stösst die Idee einer Verlagerung der Bushaltestellen dem Vernehmen nach auf offene Ohren: «So würden», sagt ein ungenannt bleiben wollender Planer, «nicht nur die gefährlichen Sprints über die Fahrbahn verhindert, sondern auch gleich die unübersichtliche Situation für den motorisierten Individualverkehr bei der Einmündung der Michelstrasse entschärft.» Damit spricht er an, was vielen Automobilisten auch schon zum Verhängnis wurde: Stehen Busse an den heutigen Haltestellen, ist der Gegenverkehr oft nicht rechtzeitig sichtbar und so «chlöpft» es denn auch immer mal wieder. «Durch die Verlegung aller Haltestellen, also auch jene der Linie 38, an die vorgeschlagenen Orte würde das Problem gelöst.»

Skepsis an der Wieslergasse

Einzig die Anwohner der Wieslergasse sind nicht von der Idee begeistert: Sie befürchten, dass Automobilisten, welche stadteinwärts hinter einem Bus warten müssten, vermehrt die Wieslergasse hinunterfahren würden – womit man dann wieder dort wäre, wo das «Verkehrskonzept Meierhofplatz» stehengeblieben war, das 2012 in Höngg auf so starke Ablehnung stiess, dass der Stadtrat den bereits ausgeschriebenen Versuch wieder abblies.

Der Wettkampf findet während dem Wümmetfäscht vom 25. bis 27. September 2015 statt. Anmeldungen sind an redaktion@hoengger.ch zu senden. Bereits sind übrigens vermehrt Personen zu beobachten, die für «Renn um deinen Bus» trainieren.

 

Dieser Artikel erschien am 1. April 2015. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» – vor einer realen Adaption wird in gewissen Fällen ausdrücklich nicht gewarnt.

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