Dem männlichen Einkaufsverhalten auf der Spur

Morgens halb neun in Höngg, Schauplatz Migros. Im Laden herrscht bereits emsiges Treiben. Hier soll nun endlich ermittelt werden, wo der Unterschied zwischen Mann und Frau liegt – zumindest beim Einkaufen.

Links kauft SIE ein, rechts ER – die kleinen Unterschiede ziehen sich vom Eingang bis zur Kasse durch.
Das Schwere zuerst, so hat es schon die Mutter gemacht, und die Erfahrung zerdepperter Eier lehrt es auch.
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Kaufen Männer anders ein als Frauen? Wählen sie andere Produkte? Wie packen sie die gekaufte Ware ein? Und welche Schlüsse lassen sich aus den Beobachtungen ziehen? Um diese wichtigen Fragen zu ergründen, begab sich die Autorin an den Ort, wo das Einkaufsverhalten der Männer sozusagen in «freier Wildbahn» zu beobachten ist: bei Migros an der Kasse. Das Verkaufspersonal, an diesem Morgen ausschliesslich weiblicher Natur wie meist, gab bereitwillig Auskunft. Die Antworten waren nicht ganz überraschend, aber dennoch sehr aufschlussreich.

Die Wahl der Produkte

Zunächst einmal interessierte die Auswahl der Produkte beim Einkauf. Gleich mehrere der befragten Kassiererinnen beobachteten, dass sich hier Unterschiede zwischen Männern und Frauen ausmachen lassen. «Männer kaufen mehr Fleisch, Frauen dagegen mehr Gemüse und Milchprodukte», bestätigten mindestens zwei der Befragten ein gängiges Klischee. Der gute alte Jäger schlägt also offensichtlich auch noch in der Fleischabteilung bei Migros durch. Auch in punkto Süssigkeiten sind die Männer oftmals offenbar grosszügiger als die Frauen. Kosmetik und Körperpflegeprodukte scheinen dagegen eine Domäne der Frauen zu sein, Männer kaufen diese Produkte eher mal im Auftrag ihrer Frauen, wenn diese beim letzten Einkauf etwas vergessen haben. Keine Unterschiede liessen sich beim umweltbewussten Einkaufen ausmachen, sowohl Männer als auch Frauen, da waren sich alle Kassiererinnen einig, kaufen gerne und oft Bio-Produkte ein. Und auch der Kauf von Fertiggerichten, so die Befragten, sei nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen. Zumindest das Klischee, Männer könnten nicht kochen, lässt sich in Höngg also nicht bestätigen. Dafür scheinen die Frauen preisbewusster einzukaufen. Bons, Cumulus und Aktionen liegen eher in Frauenhand als bei den Männern. Quittungen brauchen einkaufende Männer nicht. Auch Einkaufszettel liegen ihnen eher weniger – sie kaufen offenbar mehr nach Gefühl als nach System.

Einpackverhalten

Nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei der Art, wie die Ware aufs Band gelegt wird und wie sie schliesslich in der Einkaufstasche verstaut wird, lassen sich konkrete geschlechtsspezifische Unterschiede ausmachen. Während Frauen nach den Erfahrungen der Verkäuferinnen schon beim Arrangieren der Waren auf dem Förderband daran denken, wie sie die Einkäufe nachher möglichst sinnvoll einpacken, werden die Produkte bei den männlichen Einkäufern eher chaotisch und unsystematisch aufs Band gelegt. Dafür erledigen sie das Einkaufen und Bezahlen nach Auskunft der Befragten oft schneller als ihre weiblichen Pendants. «Männer kaufen eher in Körben als in Einkaufswagen und legen die Ware viel zackiger aufs Band als die Frauen», so die Kassiererinnen. An Geschwindigkeit verlieren sie dagegen beim nächsten Arbeitsschritt − beim Einpacken. «Männer sind ja sooo langsam beim Einpacken», stöhnte eine der Befragten. Erstaunlich eigentlich, denn eingepackt wird nach Aussage der Kassiererinnen in der Regel ziemlich wild und ohne erkennbares System. Oder eben doch nicht? Die vor Ort auf ihre Einpacksystematik angesprochenen Männer gaben auf jeden Fall einhellig an, schwere Sachen nach unten und leichte nach oben zu packen.

Sozialverhalten

Interessant ist auch, das Verhalten rund um den eigentlichen Akt der Lebensmittelbeschaffung zu beobachten. Wie begegnet der Einkäufer den anderen Lebewesen, die sich ebenfalls auf Nahrungssuche befinden? Der Umgang mit den eigenen Kindern sei bei Männern anders als bei Frauen, so beobachtete eine der Befragten: «Männer haben teilweise weniger Geduld mit ihren Kindern und zeigen weniger Einfühlungsvermögen als die Frauen. Manchmal lassen sie die Kinder während des ganzen Einkaufs weinen und erklären, sie seien müde «und müssten jetzt einschlafen». Mütter würden ihr Kind dagegen einfach kurz auf den Arm nehmen und es beruhigen.» Ist es das berühmte Multitasking, das den Männern schwerer fällt als den Frauen? Kinder und Einkauf gemeinsam sind schon zwei Stressfaktoren, das könnte die mangelnde Geduld möglicherweise erklären. Überhaupt, so merken mehrere der Befragten an, seien Männer generell gestresster beim Einkaufen als die Frauen. Auch ein Schwätzchen mit dem Nachbarn oder ein paar freundliche Worte mit der Kassiererin liegen bei Frauen viel eher drin als bei Männern: «Viele Männer wollen ihren Einkauf möglichst schnell erledigen und hoffen, nicht angequatscht zu werden.»

Und nun?

Welche Schlüsse lassen sich nun aus den gesammelten Erkenntnissen ziehen? Das bleibt dem geneigten Leser und der aufmerksamen Leserin selbst überlassen. Und wer Lust hat, sei eingeladen, sie beim nächsten Einkauf mit eigenen Beobachtungen zu ergänzen.

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