Das Wohnen im Alter einfacher machen

Edyta Gawor, gebürtige Polin, lebt seit 16 Jahren in der Schweiz, davon elf in Höngg. Der Architektin liegen ältere Menschen sehr am Herzen – deshalb bietet sie in ihrer Freizeit unentgeltlich Hilfe für altersgerechtes Wohnen an.

Edyta Gawor mit Familienhündin Sally: «Wir gehen oft in Höngg spazieren und lernen so viele Menschen kennen», erzählt Edyta Gawor.

Edyta Gawor, 42, hat in Warschau, Polen, Architektur studiert und in der Schweiz zur Weiterbildung ein Nachdiplom abgeschlossen. «Das Thema Wohnen hat mich schon immer begleitet. Wir alle werden älter und möchten möglichst lange in unserer vertrauten Umgebung daheim bleiben – das beobachte ich sehr gut hier in Höngg, wo viele ältere Menschen leben.» Hier möchte sie ihr Können einsetzen, Tipps geben, wie man mit kleineren und auch grösseren Änderungen einfacher und praktischer im Alter leben kann. «Ich habe das Wissen und die Zeit, um kleine Beratungen, die etwa eine Stunde dauern, kostenlos anbieten zu können, da ich bis im Sommer im Mutterschaftsurlaub bin. Wenn ich mit so kleinen Sachen das Leben von älteren Menschen angenehmer und sicherer machen kann, so freut mich das», erklärt die aktive Frau mit Mann, drei Kindern und Hund.

Welche Optimierungsmöglichkeiten gibt es?

Was kann man denn optimieren? «Da gibt es natürlich unzählige Möglichkeiten. Einfach zu bewerkstelligen ist etwa ein Teppich mit einem Muster, welches nicht blendet. Da man im Alter schlechter sieht, ist so die Sturzgefahr geringer. Rutschige Bodenbeläge sollte man ebenfalls vermeiden, und auf Treppenstufen kann man mit kleinem Aufwand farbige Anti-Rutsch-Kleber anbringen. Ein Nebeneffekt ist zudem, dass man so die einzelnen Stufen optisch besser wahrnimmt.»
Wichtige Räume sind die Küche und das Badezimmer. So ist es empfehlenswert, an beiden Orten eine Sitzgelegenheit zu haben, so dass man etwa im Sitzen Gemüse rüsten oder sich im Badezimmer rasieren kann. «Moderne Küchen sehen zwar oft schön aus, sind aber für alte Menschen nicht immer geeignet: Eine Kücheninsel in der Mitte heisst, dass man Pfannen zum Spülbecken oder zum Herd tragen muss. Ältere Menschen haben oft weniger Kraft oder Schmerzen und können deshalb nur mit Mühe Schweres tragen. Hier wären Arbeitsflächen und Küchen angesagt, auf denen man die Pfannen und anderes schieben könnte, das wäre viel einfacher», so Edyta Gawor. Eine einfache L-Rundung beim Küchenbau würde dies möglich machen. «Viele von den Verbesserungen sind nicht einmal speziell auf alte Menschen beschränkt, sondern nützen auch Behinderten oder Familien. Halte ich meine jüngste Tochter auf dem Arm, bin ich auch nur einhändig in der Küche unterwegs und habe die gleichen Mühen wie eine Seniorin.» 

Helles, warmes Licht und umplatzierte Möbel

Oft helfe es auch, in der Wohnung oder im Haus Möbel anders zu platzieren, so dass man sich zum Beispiel immer wieder abstützen kann, wenn man die Räume begeht: «So kann man Wege angenehmer und auch sicherer machen», weiss Edyta Gawor. Auch helles, warmes Licht sei wichtig – gerade alte Menschen hätten oft etwas düstere Wohnungen, was für das Sehen nicht von Vorteil sei. Bei Beschwerden sei ein verstellbares Bett eine Überlegung wert, und wenn es um grössere Sachen gehe, so solle man sich mit den Nachbarn zusammentun und die Hausverwaltung um Hilfe fragen – denn je grösser die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnen, desto mehr sind die Vermieter und Verwalter gefordert, solche Objekte anzubieten.

Zur Vorbereitung Liste ausfüllen

Wie bereitet man sich auf die einstündige Beratung von Edyta Gawor am besten vor? «Wichtig ist mir, dass die alten Menschen keine Hemmungen haben, mich zu kontaktieren. Ich sende gerne vorher eine Liste mit Punkten, die sie ankreuzen können, damit wir zusammen schon etwa sehen, welche Bereiche optimiert werden sollen. Dann gehen wir zusammen durch die Wohnung oder das Haus und schauen alles an, und ich gebe laufend Tipps, die man sich notieren sollte. Gerne dürfen auch die erwachsenen Kinder oder Nachbarn dabei sein, falls die Seniorin oder der Senior das wünscht. Die Ausführung der Tipps ist dann Sache der Beteiligten, so auch der allfällige Auftrag an Handwerker.»

Kontakt: Edyta Gawor, Dipl. Arch. NDS ETHZ Fachrichtung Wohnen, Telefon 078 922 48 84, E-Mail: edyta.gawor@bluewin.ch

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