Das Schliessgespenst geht um

«Höngg, Quo vadis?» hiess die Frage 2012, als in Höngg diverse Geschäftsräumlichkeiten leer standen. Eine Antwort fand man damals nicht, trotz einer grossen Umfrage und gut gemeinten Initiativen. Ein Lokal blieb bis heute leer, andere Firmen schlossen oder werden schliessen, nun auch die Apotheke Drogerie Parfümerie Hönggermarkt. Bedenklich? Nein: Beängstigend.

Leere Läden sind zum Vorbeigehen: Mieter gesucht an der Limmattalstrasse 204.
Das Lokal neben Rotzler Mode steht erneut leer, doch bald eröffnet dort der erste Höngger Buchladen.
Und wer zog in die städtische Liegenschaft, als der «Jet Schneider» unlängst auszog? Noch ein Nail-Studio.
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Nun ist es gewiss: Die Apotheke Drogerie und Parfümerie Hönggermarkt schliesst Ende September. Ein Schock, denn damit verschwindet nicht nur ein grösserer Betrieb, sondern es endet an dieser Stelle eine Tradition: Die einstmalige «Dorfbach-Drogerie» bestand seit den 1920er-Jahren.
Seit diesem Frühjahr, man muss es leider deutlich sagen, hat man sich in Höngg beinahe an Geschäftsaufgaben im Zentrum gewöhnt. Das Schliessgespenst geht um, besonders entlang der Limmattalstrasse: «Wohnderbar», Ende April weggezogen. «Schoggikönig», seit Ende Mai zu. Wo bis Anfang 2016 das Blumengeschäft «Gardenia» war, zog «Lekka Design» ein und schloss erst kürzlich wieder. Hier gibt es allerdings auch eine gute Nachricht: Ende Oktober, Anfang November eröffnet hier zum ersten Mal in Höngg eine Buchhandlung. Oder die Modeboutique «Dialog», gleich neben der UBS. Sie schloss Anfang 2016. Eingezogen ist eine Fahrschule, deren Räume meistens nur abends genutzt werden.
Was war einst im kleinen Lokal Ecke Limmattalstrasse 206/Schärrergasse? Dort zog Anfang 2010 die Firma PrintAs.ch ein, die verschiedenste Kunstdrucke anbot und nicht lang überstand. Auf sie folgte ein Aikido-Dojo, das tagsüber auch keine Kundenfrequenz in die Gegend bringt.

Hin und weg am Meierhofplatz

Stetig und mit Einfluss auf einen lebendigen Laden-Mix vollzogen sich diverse Wechsel rund um den Meierhofplatz. Aus der «Dorfmetzg», geschlossen im August 2011, wurde nach Leerstand zuerst ein «Jean Keller Bistro», eine zu jenem Zeitpunkt an diesem Ort überflüssige Bäckerei. Erst nach deren Konkurs folgt ein Lichtblick mit der Eröffnung der Bar «Caprileone» Anfang dieses Jahres. Als 2015 am Meierhofplatz die Apotheke Höngg schloss und mit der Drogerie Hönggermarkt fusionierte, zog nach Leerstand und einer Zwischennutzung ein Friseur ein. Der Hundeshop «Hunter Store», 2015 an der Regensdorferstrasse eröffnet, schloss 2018 wieder, dafür zog Anfang dieses Jahres Coiffeur Tanya vom Zwielplatz um in die neu gestalteten Räume. Ihr Platz am Zwielplatz nahm ein: Ein Friseur.
«Foto Video Peyer»? Gibt es noch, ist aber nach dem Besitzerwechsel aus dem Zentrum weg in Richtung Schwert gezogen: Dort standen, nach der Schliessung von TV Reding und dem Wegzug von B&O Höngg, zwei Ladenlokale leer. Ins zweite zog ein Architekturbüro.
Eine Odyssee hat der «Jet Schneider» hinter sich: Er zog vom Meierhofplatz unter die Bögen an der Limmattalstrasse 195. Wo er wegzog, zog an bester Lage eine weitere Fahrschule ohne Kundenfrequenz ein. Enttäuscht von der schlechten Passantenlage zog der «Jet Schneider» bei erster Gelegenheit wieder zurück an den Meierhofplatz, in die inzwischen freigewordenen Räume von «Foto Video Peyer». Und was hat sich an seiner Stelle unter den Bögen in der städtischen Liegenschaft einquartiert? Überraschung: Ein weiteres Nagelstudio. Per Ende September auch angekündigt ist die Schliessung des «Gwunderfizz» am Meierhofplatz. Dort zumindest laufen, so hat der «Höngger» erfahren, vielversprechende Verhandlungen zur Weiterführung unter neuer Inhaberschaft. Und was ist mit Restaurants? Da will man gar nicht erst mit Nachdenken beginnen, so häufig folgten Schliessungen auf Wiedereröffnungen und Besitzerwechsel, seit Jahrzehnten. Der «Rebstock», die «Alte Trotte» und das Restaurant «Rütihof» blieben letztlich für immer geschlossen, um nur die drei aktuellsten zu nennen. Wenigstens hat der Rütihof seit Anfang August mit dem «CaBaRe» wieder ein Restaurant erhalten. Ermüdet von den traurigen Aufzählungen? Nun, leider ist diese Aufzählung weder vollständig geschweige denn abschliessend. Fakt ist: Das Schliessgespenst geistert seit Jahren durch Höngg.

Stete Unruhe im Hönggermarkt

Auch im Hönggermarkt, wo nun die gleichnamige Apotheke-Drogerie schliesst, kam es immer wieder zu Wechseln und Leerständen. Um nur einige aufzulisten: «Fawer Radio TV» schloss 2012. Kurz darauf zog «Sandra Schuhe» gleich gegenüber weg. Es folgte ein Leerstand, bis dann der «Hong Kong Take-Away» einzog. Was einst das Restaurant «Al Porto» war, mutierte nach längerem Leerstand Ende 2014 zur Weinhandlung der darunterliegenden Coop-Filiale, auf die Höngg kaum gewartet hatte. Im Geschäft nebenan zog eine Firma für Hörgeräte ein, keine 50 Meter entfernt von einer zweiten dieser Branche.

Wem «Lupfts dä Huet»?

Nächsten Montag, 16. September, wird von der Reformierten Kirchgemeinde Zürich im Rahmen des Zwingli-Jahres am Meierhofplatz eine Kopie der Zwinglistatue aufgestellt. Als ob sie es gewusst hätte, hat sie «Wirtschaft» zum Thema. Gemeint sind nicht Restaurants. Zu einem passenderen Zeitpunkt könnte dieser Zwingli Höngg kaum heimsuchen, denn es wäre an der Zeit, wenn es mal nicht nur dem guten alten Reformator den sprichwörtlichen «Hut lupfen» würde, sondern endlich mal noch ganz anderen Höngger*innen.

Geschichte der Drogerie Hönggermarkt, «Von der Handlung zur Fusion», «Höngger» vom 7. Mai 2015 unter www.hoengger.ch

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