Das Publikum feiert die Musik

Am diesjährigen Winterkonzert präsentierte die Sinfonietta Höngg ausgesuchte Juwelen der klassischen Orchestermusik.

Der Pianist Florian Läuchli spielte mit der Sinfonietta Höngg. (Foto: Michael Roberts)

Am Ende waren wir plötzlich wieder bei Bach. Der Winterthurer Pianist Florian Läuchli, dessen feines Lächeln stets unverändert über den virtuosen Bewegungen seiner Hände in den Tasten schwebte, hatte sich als Zugabe für die dreizehnte der Goldberg-Variationen entschieden, und brachte damit das vom begeisterten Applaus nach Chopins Klavierkonzert etwas entrückte Publikum – rund 400 Personen waren im Saal des reformierten Kirchgemeindehauses Höngg zugegen – zurück zum Anfang, zur Bachschen Freude an der Ordnung und Logik der Harmonien.

Und zur Freude am Können, die das Orchester bereits bei der majestätisch-virtuosen Ouvertüre zeigte, bei dem im perfekten, nicht zu schnellen und nicht zu langsamen Tempo interpretierten Air der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur.

Nach der kraftvollen Freude der Gavotten und einer quirligen Bourrée folgte der ebenfalls berühmte Luther-Choral «Ein feste Burg ist unser Gott» in einem Satz von Johann Sebastian Bach, ein starker, berührender Abschluss einerseits, aber auch eine Ankündigung des zweiten grossen Komponisten, dessen Musik an diesem Sonntagabend in Höngg gefeiert wurde: Felix Mendelssohn Bartholdy.

Ein besonderes Glück

Nachdem im Allegro vivace und im Andante der Reformations-Sinfonie verspielte, unerwartete Wege aus der Bachschen Ordnung aufschienen, die Motive überraschend und in veränderter Form wiederkehrten, wirkte es vollkommen stimmig, als auf einmal wieder der zuvor gehörte Luther-Choral erklang, diesmal in einer Version von Mendelssohn Bartholdy.

Dass sich an dieses wunderbar kompilierte Musikerlebnis, bei dem sogar das rhythmische Umblättern des Dirigenten Emanuel Rütsche wie ein entscheidender Teil eines harmonischen Ganzen wirkte, das Klavierkonzert von Frédéric Chopin anschloss, war ein besonderes Glück, nicht nur, weil es zufällig das Lieblingsstück des Autors dieser Zeilen ist.

Sondern weil sowohl das Orchester wie auch der Solist eine überaus überzeugende Interpretation dieses als eines der technisch anspruchsvollsten Stücke der Musikliteratur geltenden Konzerts zeigten, von der sinfonischen Einleitung im Kopfsatz über den an eine weiträumige Nocturne erinnernden zweiten Satz bis hin zu den temperamentvollen Anleihen aus dem polnischen Volkstanz im Schlusssatz.

Eingesandt von Heinz Helle

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