Das Pflegezentrum Bombach in neuem Glanz

Zwei Jahre hat die Instandstellung gedauert, nun ziehen am 27. Februar neue Bewohnerinnen und Bewohner ins Pflegezentrum Bombach ein. Doch die Rochaden gehen bis 2014 weiter.

Stadtrat André Odermatt bei seiner Ansprache im Konferenzsaal im Erdgeschoss.
Architekt Norbert Niedermann auf dem Dach des «Bombachs».
Auffallend die Veränderungen der Fenstergrössen: hier vor der Sanierung...
... und rechts danach.
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Vor zwei Jahren hatte der «Höngger» in einer Artikelserie darüber berichtet, was es für alle Beteiligten, von den Planenden über die Angestellten bis zu den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegezentrums, bedeutet, das «Bombach» zu verlassen. Viel Logistik und noch mehr Emotionen bewegten jene Zeit. Nun stehen die Sanierungsarbeiten vor dem Abschluss. An einem Medienrundgang am Donnerstag, 19. Januar, führte Architekt Norbert Niedermann − von der Niedermann Sigg Schwendener Architekten AG – mit sichtbarem Stolz durch das Haus, in dem noch die Baureinigung zugange war. Das «Bombach», 1965 eröffnet, ist architektonisch ein typischer Zeuge jener Zeit. Auch aus pflegerischer Sicht entsprach es damals, mit vielen Mehrbettzimmern, dem Zeitgeist. Nun wurden in allen Belangen zeitgemässe Standards gesetzt: Die 126 Betten verteilen sich auf 28 grosszügige Einzel- und 49 nicht minder attraktive Zweierzimmer, alle mit einem direkten Zugang zu Nasszellen. Vom Resultat zeigt sich auch Kurt Meier, Direktor der Pflegezentren der Stadt Zürich, überzeugt: «Mit der Sanierung hat das Haus seinen früheren Spitalcharakter verloren und wird zum wohnlichen Zuhause.» Dazu tragen auch die Aufenthalts- und Essräume auf sämtlichen Etagen bei: Die Zentralküche produziert die Speisen im vitaminschonenden, sogenannten «Cook and Chill»-Verfahren und auf der Station werden sie erst bei Bedarf erhitzt. Die Zeiten, in denen das Esse nicht warm auf den Stationen ankam, sind vorbei.

Nachhaltig und unter Budget

Auch architektonisch war «Wärme» ein grosses Thema, wurde das «Bombach» doch in einer Zeit erbaut, in der Energie scheinbar endlos zur Verfügung zu stehen schien und im Kostenmanagement praktisch keine Rolle spielte. Heute erfüllt es den Minergie-Standard, dies dank zusätzlich gedämmter Fassaden und Flachdächer, einer Lüftung mit Abwärmenutzung und einer sehr sparsamen Beleuchtung. Einen weiteren Beitrag zur energetischen Nachhaltigkeit leistet die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Auch die Eingangshalle mit der öffentlichen Cafeteria wurde vergrössert und wirkt sehr einladend: «Die neu gestaltete Cafeteria bringt Leben von draussen ins Pflegezentrum. Sie wird wie bis anhin ein wichtiger Treffpunkt im Quartier sein», sagte Stadtrat André Odermatt nach dem Rundgang. 43,55 Millionen Franken waren für den Umbau bewilligt worden. Wie sich jetzt zeigt, wird der Kostenrahmen unterschritten − was selten genug vorkommt und von Odermatt entsprechend lobend hervorgehoben wurde.

Innovative Pflegekonzepte

Erwin Zehnder, neuer Betriebsleiter im «Bombach», erläuterte, welche auch pflegerisch neuen Massstäbe das «Bombach» setzen wird. So werden nebst drei herkömmlichen Pflegeabteilungen zwei speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtet. Dies als Zwischenschritt, denn wie Stadtrat Odermatt verriet, wird demnächst ein Projektwettbewerb gestartet, um anstelle des heutigen Personalhauses des «Bombachs» ein «Haus der Demenz» zu bauen. Angesichts der permanent steigenden Anzahl der an Demenz Erkrankten sei dies, so Odermatt, für Zürich wichtig. Mit dem Baubeginn ist jedoch nicht vor 2015 zu rechnen. Bis dahin sorgt das «Stöckli» für Abwechslung. Diese Abteilung nimmt bis zu acht im «Bombach» bereits heimische Personen tagsüber auf und bietet ihnen eine Abwechslung zum Alltag auf den Stationen. Auch können täglich bis zu vier Personen von ausserhalb das Angebot des Pflegezentrums nutzen – dies zur Entlastung der pflegenden Angehörigen. Eine städtische Premiere ist die Abteilung für Personen mit einer Sehbehinderung, auf der entsprechend eingerichtet und das Personal geschult wurde. Ebenfalls ist ein Stockwerk für geistig aktive Personen reserviert, denn für diese ist es bei herkömmlicher Zimmerzuteilung nicht immer einfach, sich in einem Pflegeheim wohl zu fühlen.

Rochaden gehen vorerst weiter

Seit einigen Jahren werden die städtischen Pflegezentren eines ums andere saniert. Das bedingt laufende Umzüge, was bei einer durchschnittlichen Bettenbelegung von 98 Prozent eine grosse Herausforderung ist. So zogen die Bewohnenden des «Bombachs» 2009 in den «Mattenhof».  Nun ziehen von Februar bis April zunächst Bewohner anderer städtischer Pflegezentren, in welchen kleinere Unterhaltsarbeiten fällig sind, ins «Bombach». Am 17. April ziehen dann die Bewohner des Pflegezentrums Witikon, dessen Instandstellung dann beginnt, ein und mit ihnen ihr Betriebsleiter Erwin Zehnder. Ende 2014 geht es dann für alle zurück nach Witikon. Für alle? Nein, beruhigt Zehnder: «Wer bis dahin von Höngg ins ‹Bombach› eintritt, darf selbstverständlich hier bleiben.» Zehnder weiss, wie wichtig es für Betroffene ist, im angestammten Wohnquartier und nahe bei ihren Angehörigen bleiben zu können. Gerade dies bereitet dem Witikoner Sorgen: «In jedem Pflegezentrum sind Freiwillige im Einsatz, welche Pflegebedürftige besuchen und so zum Beispiel Angehörige ersetzen, die zu weit weg wohnen oder nicht mehr in der Lage sind, selbst zu Besuch zu kommen. Mit unserem Umzug nach Höngg sind wir nun für viele Angehörige und bisherige Freiwillige zu weit weg. Ich hoffe, dass sich engagierte Personen aus dem Quartier für solche Freiwilligeneinsätze melden.»

 

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