Das neue «Nervenzentrum» der ETH

Anfang April wurde der Grundstein für das neue Hauptrechenzentrum auf dem Campus Hönggerberg gelegt. Damit kann ein von langer Hand geplantes Vorhaben endlich in die Tat umgesetzt werden.

Die Zeitkapsel wird versenkt: Ab in den Boden mit der Zeitkapsel. (Fotos: das)
In dieser Zeitkapsel werden Nachrichten für die Nachwelt im Boden versenkt. (Foto: das)
Hier entsteht das neue Rechenzentrum der ETH. (Foto: das)
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Der Neubau, dessen Grundsteinlegung Anfang April gefeiert wurde, gehört gewiss nicht zu den repräsentativsten Bauten der ETH. Publikumsverkehr wird hier kaum zu erwarten sein, auch für Lehre und Forschung ist der Bau nicht gedacht. Dafür findet hier so etwas wie das «Nervenzentrum» der gesamten Hochschule einen neuen Platz: Das Hauptrechenzentrum (HRZ) wird einerseits das neue Zuhause des «Sternknotens» sein, welcher den Hauptzugang für das gesamte Datenzentrum auf dem Hönggerberg darstellt.

Der komplette Internetverkehr und die Verbindung zwischen ETH Zentrum und Hönggerberg laufen in diesem Knoten zusammen. Andererseits sollen im geplanten Neubau aber auch Server und Speicheranlagen der einzelnen Forschenden platziert werden. Zudem wird hier der sogenannte «Bandroboter» untergebracht werden, der alle Daten von Zentrum und Hönggerberg auf analogen Sicherheitskopien speichert.

Infrastruktur sicherstellen

Grund genug also, den Startschuss für die Bauarbeiten feierlich zu zelebrieren. «Das HRZ wird auch in Zukunft für eine stabile IT-Struktur auf dem Hönggerberg sorgen», freute sich Ueli Weidmann, der für die Infrastruktur zuständige Vizepräsident der ETH, an den Feierlichkeiten im Restaurant Bellavista auf dem ETH-Campus.  

Er zeigte sich erleichtert, dass nun endlich mit dem Bau des HRZ begonnen werden könne. Das Bauprojekt habe einige Verzögerungen erfahren müssen, erklärte er seinem Publikum. Schliesslich sei bereits 2011 in einer ersten Schulleitungsinformation vom Bedarf des Ausbaus des Rechenzentrums die Rede gewesen, offiziell wurde der Bedarf 2014 angemeldet. Mehrfach sei das Bauvorhaben aber Sparrunden zum Opfer gefallen. Auch städtebauliche Optimierungen seien immer wieder notwendig geworden. Und schliesslich hätten sich auch die Anforderungen der IT stetig verändert.

So werde ein Ausbau der IT-Struktur nicht zuletzt deswegen notwendig, weil der Campus auf dem Hönggerberg in den kommenden Jahren um rund 60 Prozent wachsen werde. Der Standort Hönggerberg werde in Zukunft grösser werden als derjenige im Zentrum der Stadt. Die momentane Infrastruktur an Servern und IT-Technik könne diesem Wachstum nicht mehr standhalten, ein Upgrade sei also dringend notwendig.

Architektonische Herausforderungen

Von Seiten der Architekten sei die Planung des Neubaus eine Herausforderung gewesen, so erinnerte sich Friedrich Tellbüscher, einer der am Projekt beteiligten Architekten des Architekturteams Penzel Valier AG. Denn die besondere Nutzung des Gebäudes habe nicht nur in Bezug auf den Energieverbrauch hohe Ansprüche an die Architektur gestellt, bei der Planung hatten die Architekt*innen auch eine grösstmögliche Flexibilität zu gewährleisten: Da sich die Anforderungen an die IT stetig verändern, müssen Server in Zukunft ohne grossen Aufwand umplatziert und erweitert werden können, die Räumlichkeiten also veränderbar sein.

Der Neubau werde, so Tellbüscher, aus vier einzelnen Gebäudetrakten bestehen, die ineinandergreifen. Dabei wird der Bau im Wesentlichen in Holzbauweise erstellt, das innere Tragwerk zumindest wird komplett aus Holz bestehen. Für die Fassade dagegen soll eine aus Recyclingbeton bestehende Betonhülle erstellt werden, in welcher CO2 eingelagert werden wird.

Von grosser Bedeutung für das Rechenzentrum ist die Kühlung: Sie wird durch diverse grosse Öffnungen im Gebäude sichergestellt werden, welche es ermöglichen, Energie optimal zu verwenden und umzuwälzen. Damit können die Räume durch Luft-Luft-Wärmetauscher mit Aussenluft gekühlt werden, der Einsatz von Kältemaschinen erübrigt sich. 

Nachricht für die Nachwelt

Die Grundsteinlegung wurde aber nicht nur mit feierlichen Reden und einem schmackhaften Lunch begangen, sondern es wurden auch gleich noch bleibende Werte geschaffen: In einer Zeitkapsel verewigten die Redner und Teilnehmer*innen des Anlasses wichtige Erinnerungswerte für die Nachwelt – unter anderem etwa eines der Kassettenbänder, die der Bandroboter benötigt, um die digitalen Daten der ETH zu speichern. Auf dem ansonsten leeren Band wurde für kommende Generationen eine sinnige Grussbotschaft gespeichert.

Unter den Augen des Publikums versenkten Architekt*innen, Planer*innen und die Vertreter*innen der ETH schliesslich gemeinsam die Zeitkapsel im Erdboden der bereits im Winter ausgehobenen Baugrube, welche sich unterhalb des Restaurants Bellavista befindet.

Nun steht dem Beginn der Bauarbeiten nichts mehr im Weg. Bereits in diesen Tagen ist der Start der Arbeiten vorgesehen. Geplant ist die Inbetriebnahme des neuen Gebäudes für das Jahr 2026.

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