Das Listenspital Hirslanden: Fluch oder Segen?

Die Klinik Hirslanden geriet im Kantonsrat in die Schusslinie mehrerer Parteien. Welchen Nutzen hat der Steuerzahler aus den 80 Millionen Franken, welche der Kanton dem Listenspital jährlich für Leistungen vergütet? Eine Auslegeordnung aus Sicht der Grünliberalen.

Daniel Häuptli, GLP Kreis 6 und 10

Das Hirslanden macht mehr Gewinn als andere Listenspitäler und hat den höchsten Anteil an zusatzversicherten Patienten. Diese sind lukrativer als Grundversicherte. Damit geriet die Klinik im Kantonsrat mehrfach in die Schusslinie. Ein Vorstoss für eine neue, willkürliche und aufwändige Steuer kam überaschenderweise von FDP-Regierungsrat Heiniger und ist gescheitert. Die Grünen wollen der Klinik verbieten, dass der Anteil an Grundversicherten eine Quote von 50 Prozent unterschreitet. Die Krux dabei: Der Vorschlag befeuert einen Kapazitätsausbau für die vermehrte Behandlung von Grundversicherten und damit auch steigende Krankenkassenprämien und Kosten für den Kanton. Der Vorwurf der «Rosinenpickerei» ist nicht ganz falsch, denn gemäss CEO benachteiligen einzelne Belegärzte Grundversicherte bei der Terminvergabe. Das dürfte auch nur die Spitze des Eisbergs sein, weil viele zuweisende Ärzte gar nicht mehr versuchen, Grundversicherte in der Klinik anzumelden. Dabei wäre das Listenspital verpflichtet, alle Patienten unabhängig von der Versicherungsklasse gleichzustellen. Daher fordern die Grünliberalen mit einem Vorstoss mehr Transparenz über die Terminvergabe durch die Publikation der Wartezeiten nach Versicherungsklasse auf der Website des Hirslanden. Diese Transparenzklausel ist im Gesetz bereits als Möglichkeit vorgesehen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Damit kann Druck auf die schwarzen Schafe unter den Ärzten ausgeübt werden. Denn das Fehlverhalten dieser wenigen zieht auch die anderen Ärzte und die Klinik als Ganzes in ein schlechtes Licht. Das ist schade, ist sie doch in Sachen Effizienz der Musterschüler unter den Spitälern. Für die Steuerzahler ist es Gold wert, wenn ein Spital neue Wege erprobt, um die Effizienz zu steigern. Wenn andere Spitäler von solchen neuen Best-practices für die kostengünstige Erbringung von medizinischen Leistungen lernen können, ist damit ein Beitrag getan gegen die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Der Steuerzahler profitiert im Hirslanden folglich von mehr als nur den medizinischen Leistungen. Aber alleine beim Gewinn Musterschüler zu sein, ist zu wenig, um Vorbild zu sein. Gerade im Gesundheitswesen, das von Fehlanreizen geprägt ist, ist ein höherer Grad an Verantwortungsbewusstsein gefragt. Im Sinne einer moderneren Corporate Governance wäre es eine erste Chance für die Spitalführung, einen härteren Ton anzuschlagen für das rechtmässige Verhalten aller Mitarbeitenden und Partner.

Daniel Häuptli, Kantonsrat, GLP Kreis 6 und 10

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