«Das letzte Kino»

Der Höngger Regisseur Gabriel Da Silva drehte einen Kurzfilm zur baldigen Schliessung des Kinos Uto. Es ist eine liebevolle Würdigung an das älteste Lichtspielhaus der Stadt.

Am Drehort: Hans Gysi, Gabriel Da Silva und Ruedi Widmer im Uto-Kino, das Ende März 2024 schliessen wird. (Foto: dad)
Gabriel Da Silva gewann für seinen Kurzfilm «Milas Tagebuch» diverse internationale Preise. (Foto: zvg)
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Das Kino lebt, obwohl es immer wieder totgesagt wurde. Selbst im Streaming-Zeitalter bleiben die Lichtspielhäuser standhaft. Dennoch gibt es «Opfer»: Im Frühjahr wurde bekannt, dass die Zürcher Arthouse-Kinos Alba und Uto Ende März 2024 schliessen werden.

Letzteres feierte seine Eröffnung im Jahr 1927 und ist das älteste Kino der Stadt Zürich. Medienberichten zufolge wollte die Arthouse Commercio Movie AG das Kino an der Badenerstrasse nach einer Sanierung des Gebäudes weiterbetreiben, die Eigentümerin der Liegenschaft hatte jedoch andere Pläne.

Zürcher Film-Fans reagierten bestürzt auf das Ende des altehrwürdigen Kinos. Ein Ort, der sich weniger dem Mainstream, sondern Studiofilmen und Events widmet. Auch der Höngger Gabriel Da Silva (35), der selbst eine Karriere als Schauspieler und Regisseur verfolgt, ist traurig. «Schon meine Mutter war dort oft im Kino», sagt er.

Das Uto habe etwas Magisches, er spüre dort die Nostalgie und die Aura der vergangenen Jahre, alleine schon wegen des Saals, der, entworfen von Fritz Fischer, Einflüsse des Expressionismus und des Art déco erkennen lässt. Als eine Unterschriftensammlung zur Rettung des Uto-Kinos keine Wirkung erzielte, kam Da Silva auf die Idee, das Kino mit einem Kurzfilm zu würdigen.

Ein Drehtag

«In meinem Film ‹Das letzte Kino› geht es um einen Kinobesitzer, einen fiktiven Charakter, der sein Haus schliessen muss. Also lässt er die vergangenen Jahre Revue passieren, bis das Licht ausgeht», erzählt Da Silva. Es sei ein melancholischer Film, der rund fünf Minuten dauere.

Dafür benötigte er einen Drehtag und arbeitete mit dem renommierten Kameramann Ruedi Widmer sowie Hans Gysi zusammen, der sich als Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Theaterpädagoge einen Namen machte. Die drei sind laut Da Silva ein eingespieltes Team.

Für alle war es zudem bewegend, im Uto zu drehen. «Wir wussten, dass es diesen Ort bald nicht mehr geben wird», so der Regisseur. Mittlerweile ist auch die Postproduktion beendet und Da Silva kümmerte sich persönlich um den Schnitt, eine Aufgabe, die er bei seinen Projekten meist übernimmt. «Ich habe immer eine klare Vision vom Film», sagt er. «Aber ich lasse auch Improvisationen am Set zu, das kann beispielsweise eine andere Kameraeinstellung sein, je nach Drehort.»

Furchtlos

Als Kind liebte Da Silva das Schauspielern, entschied sich aber für einen Pflegeberuf, bis er sich dennoch entschloss, eine Schauspielausbildung zu absolvieren. Im Anschluss ergatterte er Rollen in diversen Filmen und Serien, etwa in «Der Bestatter». Aber das reichte ihm nicht: «Ich wollte immer mehr als nur darstellen, ich wollte einen Film kreieren und erschaffen», sagt er. So drehte er erste Kurzfilme und bildete sich mit einem Studium als Drehbuchautor weiter, das er erfolgreich abgeschlossen hat.

Da Silva erwies sich bislang als furchtloser Filmemacher. Nach wenigen Kurzfilmen drehte er bereits einen abendfüllenden Spielfilm. Ebenso arbeitete er mit Tieren und Kindern, was in der Branche als Herausforderung gilt. Im Jahr 2020 veröffentlichte er «Milas Tagebuch», einen Kurzfilm zum Thema Mobbing, der über 40 Preise an internationalen Filmfestivals gewann. Dazu gehören neben einigen Pokalen auch Zertifikate.

In der Folge führte er zahlreiche Interviews. «Das bedeutet in meinem Beruf sehr viel, darauf kann ich aufbauen», sagt er. Viele Filmemacher aus der Schweiz würden zunächst oft im Ausland reüssieren, sagt er.

«Meine Themen sind gesellschaftskritisch, ich will Tiefgang erzeugen und eine Botschaft vermitteln», so Da Silva. Seine Filme bezeichnet er zudem als dramatisch wie auch als melodramatisch. Aktuell lässt sich Da Silva noch als psychologischer Coach und Berater weiterbilden; ein zweites Standbein, aber auch ein wertvolles Know-how für einen Regisseur.

Nun freut er sich auf die Veröffentlichung von «Das letzte Kino» auf YouTube. Einnahmen wird der Höngger durch den Film wohl keine haben. Aber das Uto-Kino-Projekt war ihm wichtig. Denn bald ist dort die letzte Szene auf der Leinwand zu sehen.

«Das letzte Kino» auf YouTube:

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