Das Cobra-Tram rollt nun auch durch Höngg

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember fahren regelmässig modernste Cobras auf der Linie 13. Zur Freude der Bevölkerung von Höngg – sah es doch lange Zeit so aus, als müsste man hier noch längere Zeit auf die Trams der neusten Generation warten. Stadtrat Andres Türler, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe und selber Höngger, nahm sich aus diesem Anlass die Zeit für einen Fototermin und ein Interview mit dem «Höngger».

Stadtrat Andres Türler entsteigt dem Cobra am Meierhofplatz.

Herr Stadtrat Türler, in Höngg werden seit Dezember regelmässig Cobras gesichtet. Sind die neuen Tramzüge nun regelmässig im Fahrplan der Linie 13?

Ja, die Cobras, die Sie auf der Linie 13 gesichtet haben, werden regelmässig fahren. Sie ersetzen die alten Mirage-Trams. Seit Januar 2009 sind bereits vier Cobras im Einsatz.

Die Befürchtungen, dass die Cobras bei Schnee oder im Herbst bei Blättern auf den Schienen die Steigung nach dem Wipkingerplatz nicht ohne Probleme überwinden könnten, haben sich also nicht bewahrheitet?

Die Cobras hatten bereits mit Schnee zu kämpfen. Blockiert wurden die Fahrzeuge dabei aber nicht durch Traktionsprobleme, sondern eher von Autos, die stecken blieben. Mit dem Höngger Laub werden die Fahrzeuge im Herbst erstmals in Berührung kommen. Auf der erwähnt relativ steilen Strecke könnte es durchaus zum bekannten Durchdrehen der Räder kommen, analog zu anderen steilen Strecken. Dies wird aber kaum häufiger der Fall sein als bei den bisherigen Tramtypen – schliesslich werden die Wagenführer der Cobras durch modernste Technik unterstützt.

Wie viele Cobras verkehren heute täglich auf dem Schienennetz der VBZ, wie viele davon auf der Linie 13 und wie ist die weitere Entwicklung bezüglich Anzahl und Zeithorizont?

Die VBZ haben bereits 68 Cobras erhalten. Im Einsatz sind natürlich nie alle Fahrzeuge, es gibt Fahrzeuge in Wartung, solche mit Unfallschäden, Fahrschulfahrten und auch betriebliche Reserven. Meistens sind aber mindestens 80 Prozent der Fahrzeuge im Linieneinsatz. Auf der Linie 13 verkehren im Moment vier Cobras. Schrittweise wird die Anzahl auf maximal sieben Cobras erhöht.

Für Menschen mit Kinderwagen oder Gehbehinderte ist es wichtig zu wissen, wann jeweils mit einem Cobra- Tram zu rechnen ist. Findet man diese Angaben im Fahrplan oder verkehren die Wagentypen einfach alternierend?

Geplant ist, dass ab Ende 2010, wenn alle 88 bestellten Cobras ausgeliefert sind, abwechslungsweise Cobras und Trams 2000 nach Höngg fahren, so dass jedes zweite Fahrzeug niederflurig ist. Bis dahin besteht die Möglichkeit, beim ZVV-Contact-Center nachzufragen (Tel. 0848 988 988), wann ein Niederflurfahrzeug An diversen Umsteigeorten auf dem VBZ-Netz sind elektronische Informationstafeln aufgestellt worden, welche anzeigen, wann das nächste Fahrzeug einer bestimmten Linie in die Haltestelle einfährt. Sind solche Anzeiger in Höngg auch geplant? Die Fahrgastinformationssysteme an den Haltestellen werden im ganzen Kanton an stark frequentierten Haltestellen platziert, dort wo speziell auch viele Linien respektive Anschlüsse anfallen. Der ZVV will insgesamt 325 Anzeigetafeln einsetzen, den VBZ stehen 168 zur Verfügung. Höngg wird sieben Anzeiger erhalten. Bereits etwa Ende Februar können wir vier Abfahrtsanzeiger am Meierhofplatz in Betrieb nehmen, in rund drei Monaten folgt einer im Frankental und schliesslich im selben Zeitraum zwei weitere bei der ETH Hönggerberg.

Verweilen wir noch kurz bei den Mirages, bevor sie endgültig Geschichte sind: Ihnen ist sicher der Hintergrund des Übernamens Mirage bekannt?

Der Name hat sich vor rund 40 Jahren ergeben, als die Eidgenossenschaft gleichzeitig zur Zürcher Trambeschaffung Kampfflugzeuge vom Typ Mirage anschaffte. Man wollte über 100 solcher Flugzeuge beschaffen, aufgrund massiver Kredit-Überschreitung musste das Kontingent aber zusammengekürzt werden. Dieser «Mirage-Skandal» beherrschte die Nachrichten über Jahre. Der Name Mirage war geboren. Es ist allerdings zu ergänzen, dass im Vergleich zum Namensvetter keines der Trams abstürzte und es weder technische Probleme noch Kostenüberschreitungen gab.

Nun werden die alten Mirage-Trams Ersatzteilspender, einige bleiben eine Zeit lang Reservefahrzeuge, eines geht sicher ins Trammuseum und die anderen werden entsorgt. Werden Ihnen die Mirages mit einer persönlichen Geschichte in Erinnerung bleiben?

Kurz nach meinem Amtsantritt hatte ich die einmalige Gelegenheit, ein «Mirage»-Tram zu führen. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir mein Versuch, bei einer Geschwindigkeit von 18 Stundenkilometern eine Vollbremsung zu machen. Ich hörte grossen Lärm und sah vor mir Staub aufwirbeln, aber von Bremsen keine Spur. Seither ist mir jederzeit bewusst, wie lang der Bremsweg eines Trams ist.

Eine letzte Frage: Sie sind selber Höngger. Was bedeutet Ihnen persönlich das Jubiläum der 75 Jahre Eingemeindung durch Zürich?

Ich bin bereits Teil dieser Geschichte, das fasziniert mich. Die Eingemeindung entsprach damals einer natürlichen Entwicklung, die niemand aufhalten wollte. Wir sind näher zusammengerückt, und es erschien sinnvoll, Schulen, Sportanlagen, kulturelle Angebote und vieles mehr zentral zu nutzen. Heute sind die Grenzen nur noch auf der Karte sichtbar, mit gelebtem Alltag haben sie nur noch in den wenigsten Quartieren etwas zu tun. Es freut mich aber dennoch, dass Höngg bei aller Urbanität den dörflichen Charakter nicht ganz verloren hat. Wenn wir Höngger einkaufen gehen, sagen wir immer noch: «Wir gehen ins Dorf».

Herr Stadtrat Türler, besten Dank, dass Sie sich für den «Höngger» Zeit genommen haben.

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