Das Boot ist noch lange nicht voll

Der Höngger Autor Yves Baer ist Präsident des Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verbands. Kürzlich erschien dessen Jahrespublikation «Spazio Interne – Innenraum».

Spazio Interne - Innenraum

Im vergangenen Jahr feierte der Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verband (ZSV) sein 80-jähriges Bestehen. Dabei durfte auch das Jahrbuch nicht fehlen: «Spazio Interne – Innenraum» erschien im Dezember und beinhaltet 31 Texte von 15 Mitwirkenden aus dem Verband. Ihm steht der Höngger Autor Yves Baer als Präsident seit rund vier Jahren vor. Er betont, er sei nicht der einzige Höngger, der bereits für den ZSV als Präsident amtete: «Einer meiner Amtsvorgänger war der in Höngg wohnhafte Otto Steiger», so Baer. Ein Schriftsteller, der auch «roter Steiger» genannt wurde. Das ist nur ein Teil der reichen Geschichte des ZSV. Das neue Jahrbuch richtet seinen Fokus hingegen auf die Gegenwart. Gestaltet wurde es von François G. Baer, dem Vater von Yves Baer. Gemeinsam haben beide auch das Konzept erarbeitet.

Eine Vielfalt an Beiträgen

«Spazio Interne – Innenraum» soll die Vielfalt der Lyrik und Prosa seiner Verfasser*innen wie auch jene des Verbands widerspiegeln: Urs von Schroeder reflektiert beispielsweise in seiner Kurzgeschichte «Für eine reife Welt» über den grösstmöglichen Einsatz, den man für Freiheit bezahlen kann: die Hingabe des eigenen Lebens – inspiriert durch die Ereignisse in der Ukraine. Eduard Rosenzopf verbindet in «20. April: Tagebuch der Erinnerung» Persönliches mit Hitlers Geburtstag. Und Dill McLain erzählt in «Späte Hochzeit in Andalusien» eine feurige Liebesgeschichte. Auch Präsident Baer tritt in Erscheinung: In «Der Tod bringt Geranien» beschreibt er, was eheliche Untreue noch Jahrzehnte später für Unheil anrichten kann. Sein zweiter Beitrag «Der Grundsucher» verspricht zudem nichts als die Wahrheit über «unsere Stadt ohne Boden». Auch wenn manche der Beiträge schwere Themen behandeln, schimmert in ihnen die Hoffnung auf bessere Zeiten durch.

Brücken schlagen

Am Gründungszweck des ZSV hat sich bis heute nichts geändert: Die Wahrung lokaler und regionaler Interessen der Mitglieder und deren Schutz sowie die Unterstützung und Förderung des einheimischen Schaffens. Das mit neuer Herausforderung: «Heute ist der ZSV ein Forum für Selbstverleger über Online-Kanäle oder gedruckt bei <Book on Demand>», erklärt Baer. Der Verband helfe den Autor*innen, ihr Werk ins Gespräch zu bringen. Etwa mit dem «Kafi Zytlos» im Kirchgemeindehaus Enge, der Zeitschrift «Wort» sowie den Jahrbüchern. Der ZSV wolle, so ist es der Medienmitteilung zu entnehmen, eine Brücke schlagen zwischen den Autor*innen und den Medien sowie den Publizierenden und dem Publikum. Dabei wird der Roman «Das Boot ist voll» von Alfred A. Häsler erwähnt, eines der bekanntesten Mitglieder des Verbands. Denn: Das regionale literarische Boot sei noch lange nicht voll.

Spazio Interne – Innenraum

Prosa und Lyrik, Jahrestexte 2022
Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verband ZSV
ISBN 978-3-033-09551-9
Updates exklusiv auf Facebook: @zsv.zuerich

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