Quartierleben
Comeback auf den Schienen
Andreas Widmer ist vielen als engagiertes Mitglied der hiesigen Kreispartei Die Mitte bekannt. Nun sorgt er auch auf Schienen für Dampf.
30. Juli 2025 — Daniel Diriwächter
Der Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) besteht seit 55 Jahren und setzt sich zum Ziel, historische Lokomotiven und Wagen sowie die Bahnstrecke Bauma-Hinwil betriebsfähig zu halten. Ende Mai organisierte der DVZO einen zweitätigen Lokführer- und Heizer-Kurs in Bauma.
Unter den Teilnehmenden für den Heizer-Kurs befand sich auch Andreas Widmer, ein bekanntes Gesicht im Kreis 10. Er engagiert sich für Die Mitte, gestaltet deren Flyer und bringt so verschiedene Botschaften der Partei ins Quartier. Auch bei Anlässen vom Quartierverein Höngg trifft man ihn an.
Doch in Bauma war Widmer wieder Lehrling. Er musste unter anderem das Anheizen und das Schmieren lernen. Schliesslich hat er den Kurs mit wehenden Fahnen bestanden. «Ich kann jetzt eine Dampflokomotive heizen, schmieren, ölen, putzen, ich kann Schlacke ziehen und natürlich war ich als zweiter Mann auch für das Bremsen der Lok verantwortlich», sagt er stolz.
Bei der Post
Für Widmer war der Kurs fast ein Heimkommen: Einst verbrachte er als Bahnpöstler eine lange Zeit auf Schienen. Ursprünglich in Schwyz geboren und aufgewachsen, verschlug es ihn im Jahr 1982 nach Zürich. Jeden Arbeitstag war er in der ganzen Schweiz unterwegs.
Bei seinen Erzählungen spürt man viel Herzblut, aber auch Wehmut. So war die Branche einem ständigen Wandel ausgesetzt. «Ich habe immer mehr erreicht, als Vorgesetzte mir zugetraut haben», sagt er. Im Jahr 2004 wurde Widmer arbeitslos und begab sich auf Stellensuche.
Untätig blieb er nicht: «Ich habe den BWL-Abschluss in der Tasche und habe mich ebenfalls im Marketing und der visuellen Kommunikation weitergebildet.» Dies habe auch sein vernetztes Denken gestärkt, ergänzt er. Dennoch gestaltete sich die Jobsuche als zäh. «Eine Stelle als Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Logistik konnte ich nicht antreten, da ich keinen Führerausweis der Kategorie B besitze», erinnert er sich.
Widmer wollte sich aber engagieren und präsent sein. Ein Schlüsselmoment: Im Jahr 2005 wandte er sich der Politik zu und wurde Mitglied der Kreispartei der CVP, heute Die Mitte. «Dort fand ich Raum für meine Ideen.» Wie eingangs erwähnt, gestaltet er für seine Partei viele Flyer und Poster. Auch die «Würfel-Agenda» gehört dazu, welche die Nachhaltigkeitsziele der Uno auf spielerische Weise vermittelt.
In den Medien
Der «Tages-Anzeiger» hat vor einigen Jahren über Widmer berichtet, als er Bewohner in einem der sogenannten Gammelhäuser im Langstrassenquartier war. «Der mutigste Zürcher will in die Politik», titelte die Zeitung damals. Mehrfach wurde er im eigenen Zuhause bedroht, hatte buchstäblich das Messer am Hals, und seine Tür wurde angezündet. Widmer fand schliesslich eine neue Heimat im nahen Kreis fünf.
Heute konzentriert sich Widmer auf das Hier und Jetzt. Und mit der neuen Aufgabe beim DVZO schliesst er den Bogen zu seiner Zeit bei der Post. Er erzählt begeistert von den Zukunftsplänen des Vereins. Dieser habe einige Projekte unter dem Namen «Depotareal Bauma 2020» am Laufen, sagt er. Es ist klar, Widmer will dabei sein.
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