Chillesteig-Rebberg wird Tieren mehr Lebensraum bieten

An der Generalversammlung des Natur- und Vogelschutzvereins Höngg lockte ein interessanter Vortrag zum Thema «Natur im Rebberg» nebst Vereinsmitgliedern auch andere Naturfreunde an. Anschliessend wurde darüber abgestimmt, ob der Chillesteig-Rebberg Geld für ein Naturschutzprojekt erhält.

So sieht eine Aufwertung aus: Steinlinsen und Büsche gehören dazu.
Mauereidechsen sieht man mit etwas Glück jetzt schon im Chillesteig-Rebberg.
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Im gut gefüllten Zwinglisaal des reformierten Kirchgemeindehauses referierte Winu Schüpbach vom Naturnetz Pfannenstil letzte Woche über die Möglichkeit der Aufwertung von Rebbergen. Ein passendes Thema, wurde doch an der anschliessenden Generalversammlung des Vereins darüber abgestimmt, ob man im städtischen Chillesteig-Rebberg ein Naturschutzprojekt in Form einer Hecke und verschiedener Elemente wie etwa Steinlinsen mit 8000 Franken unterstützen wolle. Winu Schüpbach erklärte, dass ein naturnaher Rebberg ein perfekter Lebensraum für viele Tierarten sei: Klima, Ausrichtung, Boden und Vegetation sowie die Umgebung würden eine grosse Rolle spielen – genauso wie die Bewirtschaftungsweise. «Je nach Rebberg-Situation wird Reptilien, Vögeln und Insekten Unterschlupf, Nistmöglichkeit und Nahrung geboten.» Ein später, alternierender Schnitt der Vegetation zwischen den Rebreihen, offene Bodenstellen, Kieswege, Sträucher und Trockensteinmauern sowie angrenzende Magerwiesen und Gehölze oder trockene, abgestufte Waldränder trügen viel zur Aufwertung dieses Lebensraums bei.

«Die Natur zurückholen»

Den zweiten Teil des Vortrages hielt Urs Zweifel, Höngger Weinbauer und Önologe. Er hat bereits Erfahrungen mit einem aufgewerteten Rebberg gemacht: In einem Rebberg im Lattenberg in Stäfa legte er zusammen mit dem Naturnetz Pfannenstil Reptilientreppen aus Steinplatten an und liess Trockenmauern bauen. «Diese wild gebauten Mauern, also mit Vorsprüngen und Ritzen, bieten zum Beispiel der Schlingnatter ein Zuhause», so der Weinbauer. In seinem Rebberg im Höngger Riedhof treffe er sogar auf Grünspechte, während ihn die Amseln weniger freuten: «Sie würden alles wegfressen, wenn wir keine Seitennetze verwenden würden, um die Trauben zu schützen. Aber wir kommen damit klar. Das ist Natur, das gehört dazu.» Er erinnere sich, dass sein Vater Paul vor 40 Jahren im aargauischen Remigen begonnen habe, die Rebberge zu begrünen – und in der Dorfbeiz deswegen beschimpft worden sei. «Dabei tat er genau das Richtige und holte so ein Stück weit die Natur zurück.»

Hecke, Steine, Blumenwiese

Benjamin Kämpfen, Vorstandsmitglied des NVV, stellte das Chillesteig-Projekt vor. Dieses wird im Rahmen der Kampagne 100xZüriNatur von BirdLife Zürich durchgeführt. Die Hecke mit dornenreichen Büschen und Wildrosenarten, welche neben der Chillesteig-Treppe geplant ist, wird drei Rebreihen «kosten» und etwa 85 Meter lang sein. Sie soll Rebbergvögeln und Reptilien einen Lebensraum bieten. «Wir stellen uns vor, dass zudem einzelne Rebbergpfirsiche gepflanzt werden, welche sehr schön blühen, aber primär als Sitzwarten für Vögel wie den Girlitz, den Distelfink und den Hänfling gedacht sind», so Benjamin Kämpfen. Im Heckenelement wird es zusätzlich sogenannte Steinlinsen, also haufenförmige Steinansammlungen, geben sowie Wurzelstrünke und sandige Flächen. Eine Blumenwiese, blütenreiche Streifen rund um die Hecken und eine artenreiche Kiesflora ergänzen die Aufwertung des Rebberges. «Es entstehen Gesamtkosten von rund 45 000 Franken, an welche wir 8000 Franken beitragen würden. Der grösste Teil ist bereits durch ZVS/ BirdLife Zürich, den Fonds Landschaft Schweiz, durch Grün Stadt Zürich sowie durch private Sponsoren und Eigenleistungen des Juchhofs gesichert.» Die Mitglieder des NVV beschlossen einstimmig, die 8000 Franken zu spenden – schliesslich hätte das Geschäft Alnatura anlässlich seiner Eröffnung in Höngg 4’125 Franken an den NVV gespendet, welcher aus seinem Vereinsvermögen den Betrag aufstockt. «Wir finden, dass die Alnatura-Spende lokal in Höngg eingesetzt werden soll. So kann sich jeder ein Bild davon machen, wenn er den Chillesteig-Rebberg besucht. Häufiger anzutreffen sind hoffentlich dann Girlitz, Blindschleiche und Mauereidechse», erklärte Vereinspräsidentin Susanne Ruppen, welche sich freute, dass das Projekt nun zustande kommt.

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