«Chappeli-Verein» gegründet

Letztes Jahr druckte der «Höngger», man erinnert sich, den fi ktiven Fortsetzungs-Krimi des «Chappeli-Vereins». Nun wurde ein Verein dieses Namens tatsächlich gegründet. Die verschollene Kapelle auf dem Hönggerberg soll endlich gefunden werden.

Der erste der möglichen Standorte wurde bereits untersucht. Die Bollensteine sind jedoch klar keine Reste alter Mauern.
Votivgabe oder verlorenes Spielzeug? Die von Hans-Ueli Freier auf dem Hönggerberg gefundene Figur.
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«Der Krimi hat mich inspiriert», sagt Hans-Ueli Freier offen und fährt fort: «Da mir die Geschichte über die angebliche Kapelle auf dem Hönggerberg schon seit Jahren, bei jedem Spaziergang über die Kappenbühlstrasse, wieder in den Sinn kommt, habe ich nun beschlossen, endlich etwas zu unternehmen.»

Amt für Städtebau bestätigt Hinweise

Der umtriebige Rentner setzte sich zuerst mit den zuständigen Stadtarchäologen des Amts für Städtebau in Verbindung. Dort waren die Ergebnisse bescheiden: Ja, es gebe verschiedene Hinweise auf die Existenz einer solchen Kapelle, erhielt er zur Antwort, doch über den Standort gebe es keine eindeutigen Hinweise, Grabungen seien deshalb bis heute unterlassen worden. Auch sei fraglich, was man sich von solchen überhaupt erhoffen dürfte. Seit Mitte März der kulturhistorisch wichtige «Pfahlbauerschatz» unter der Sechseläutenwiese entdeckt wurde, sind Personal und Finanzen zudem für die Notgrabung am Bellevue gebunden. Das «Chappeli» auf dem Hönggerberg ist kein Thema. Doch Freier will sich nicht beirren lassen. Bekannt ist, dass Pilger aus dem südschwäbischen Raum auf dem Weg zum Ziel ihrer Reise, der Schwarzen Madonna im Kloster Einsiedeln, in der Kapelle Halt machten, weil, so wird vermutet, sie von dort aus zum ersten Mal das Ziel ihrer Reise sahen. Das brachte den Hobbyhistoriker Freier auf die Idee, in den Archiven des Klosters Einsiedeln zu forschen. Noch ist er dort nicht fündig geworden, doch die Hinweise verdichten sich bei jedem Besuch mehr und deshalb ging Freier nun in die Offensive: «Die Vereinsgründung», so erzählt er dem «Höngger», «war deshalb nötig, weil wir als Verein viel besser vernetzt auftreten können als ich als Einzelperson.» Konkret heisst dies, dass sich die derzeit vier Vereinsmitglieder die Aufgaben teilen. Zwei fahren regelmässig nach Einsiedeln, die anderen beiden haben mit der Stadt Zürich, in deren Besitz das Land an den vermuteten Standorten der Kapelle ist, die Gespräche aufgenommen. Freier dazu schmunzelnd: «Auf dem Hönggerberg wird ja keine Tiefgarage gebaut, selbst wenn der SVH in die Superleague aufsteigen sollte, wir können also nicht auf Gehilfe Zufall zählen.» Den braucht es auch nicht, denn das Trüppchen der aufrechten Vereinsmitglieder war bereits erfolgreich, erste Sondiergrabungen sind bereits erfolgt. Das Ergebnis ist so vielversprechend, dass der «Chappeli-Verein» einstimmig beschloss, die ausgehobene Fläche mit Wasser aufzufüllen und als Biotop zu tarnen, damit ihm keine «Grabräuber» zuvorkommen.

Weitere Sponsoren für Verein gesucht

Nun ist man auf der Suche nach weiteren Sponsoren, um weitere Grabungen aus der Vereinskasse zu finanzieren. Später, so gibt man sich überzeugt, würden Stadt und Bund dann schon ihren Teil übernehmen. Ganz zum Schluss greift Hans-Ueli Freier in seine Hosentasche und zieht eine kleine, rudimentär geformte und defekte Figur aus Porzellan hervor. Wie einen kostbaren Schatz hält er sie vorsichtig ans Licht. «Dies», so verrät er, «ist ein Fundstück aus unserer ersten Grabung.» Abklärungen haben ergeben, dass es sich dabei wahrscheinlich um eine Votivgabe handelt. Der «Chappeli-Verein» fürchtet also nicht zu Unrecht, dass solche Funde illegale Ausgrabungen auslösen könnten – und dies will er auf jeden Fall verhindern, steht in den eben verabschiedeten Vereinsstatuten doch deutlich: «Zweck des Vereins ist es, die Existenz und den Standort der Kapelle auf dem Hönggerberg mit wissenschaftlichen Methoden seriös zu klären und allfällige Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.»

Dieser Artikel erschien am 1. April 2010. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen, falls es diese überhaupt gibt, angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» beziehungsweise der zeichnenden Autorenschaft. Vor einer realen Adaption wird, je nach Gesinnung, ausdrücklich nicht gewarnt.