Buchtipp – Die Patientin

«Warum schläft Mama so lange?», fragt Nathaniels kleiner Patensohn, Silas, immer wieder. Doch die Mama schläft nicht richtig, sie ist bloss nicht ganz wach und eines Tages nicht mehr auf ihrem Zimmer, wo sie bereits vier Jahre im Koma lag.

Der blinde Nathaniel und sein vierjähriger Patensohn, Silas, sind unzertrennlich und längst ein eingespieltes Team. Einmal im Monat holt Nathaniel den Kleinen bei seinen Pflegeeltern ab und besucht mit ihm zusammen die Komastation des Berner Spitals. Doch heute stimmt etwas nicht. «Nathaniel, das ist nicht meine Mama», flüstert Silas, als fürchte er, jemanden aufzuwecken. Tatsächlich liegt eine fremde Frau im Bett. Die Pflegerin weiss von nichts und der Oberarzt behauptet, sie sei gestorben. Doch es fehlt der Totenschein, es fehlt das Grab und es fehlen eine ganze Menge Antworten. Als Nathaniels gute Freundin, die Journalistin Milla Nova, herausfindet, dass in der Schweiz mehrere Komapatienten verschollen sind, wittert sie einen Skandal. Dann tauchen Leichen am Ufer der Aare auf, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. Nathaniel wird klar: Die verschwundene Patientin lebt – doch sie schwebt in Lebensgefahr, und er selbst bald auch.

Wie im «Höngger» vom 30. April beschrieben, hatte Christine Brand gar nicht vor, eine Fortsetzung zu «Blind» zu schreiben. Sie wurde von Leser*innen, Familie und Freunden regelrecht dazu aufgefordert, weil es einfach nicht sein konnte, dass die Geschichte fertig sein soll. Nun, vier Jahre später, beziehungsweise vier Jahre im Koma, geht die Story rund um den blinden Nathaniel mit seinem Hund Alisha, der draufgängerischen Journalistin Milla und ihrem Freund Sandro, dem Berner Kommissar, rasant weiter. Und auch dieses Buch ist ihr gelungen, es landete auf Anhieb in den Top 3 der Schweizer Buchbestseller. Mögen noch weitere folgen, denn nebst den liebgewonnenen Protagonist*innen und dem spannend geknüpften Erzählstrang ist es immer wieder ein Genuss, beim Lesen die nur angedeuteten Orte in Zürich und Bern wiederzuerkennen.

Autorin
Christine Brand, 1973 geboren und aufgewachsen im Emmental, arbeitete als Redaktorin bei der «NZZ», als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und verfasste für «Der Bund» Gerichtsreportagen. Brand lebt heute in Zürich und ist viel auf Reisen.

Die Patientin, Kriminalroman von Christine Brand. 480 Seiten, Blanvalet Verlag. ISBN 978-3-7645-0704-6. Erschienen am 30.3.2020. Gebundene Ausgabe 24.90 Franken, eBook 14.90 Franken.
Wine and Crime
Christine Brand liest am Freitag, 25. September, um 19.30 Uhr aus ihrem Buch «Die Patientin» und erzählt aus ihrem spannenden Leben. Im Andys Weingenuss, Wilstrasse 15, 8600 Dübendorf. Anmeldung bis 18.9. an: andys-weingenuss@glattnet.ch oder 079 120 68 44.

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