Bronze steht ihm gut

Bei den Olympischen Spielen in Peking erreichte der Snowboarder Jan Scherrer in der Halfpipe den dritten Platz. Der in Höngg lebende Sportler ist stolz auf seine Medaille.

Jan Scherrer trägt mit Stolz Bronze – um den Hals wie auch auf dem Kopf. (Foto: Daniel Diriwächter)

Es ist nicht schwer, in diesen Tagen einen Olympia-Gewinner in Höngg zu erkennen. Die Rede ist von Snowboarder Jan Scherrer, der einen Wetteinsatz eingelöst hat: Sollte er in Peking das Podest erreichen, werde er seine Haare in der Farbe der Medaille färben. Und so kam es: In der Disziplin Halfpipe gewann der 27-Jährige im Februar Bronze und trägt jetzt stolz den neuen Look. Scherrer lebt mit seiner Ehefrau seit zweieinhalb Jahren im Kreis 10. «Ich bin auf dem Land aufgewachsen und mag den Dorfcharakter in Höngg sehr gerne», sagt der Athlet. 
Scherrer stammt aus Ebnat-Kappel, einer Gemeinde in St. Gallen. Der Wintersport wurde ihm dort in die Wiege gelegt. «Mit vier Jahren begann ich mit Skifahren, mit sieben entdeckte ich das Snowboard», so Scherrer. Als ein Jahr später ein Snowboard-Park um die Ecke eröffnete, war es endgültig um ihn geschehen. Bald folgten die ersten Wettkämpfe und er ebnete sich daraufhin den Weg zum Profisportler.

Ein Entscheid für die Halfpipe

Freestyle war sein Ding und er machte sich rasch einen Namen in der internationalen Snowboard-Szene. Dabei konzentrierte sich Scherrer zunächst auf Slopestyle und die Halfpipe. Viele Podestplatzierungen folgten, darunter Bronze bei den Juniorenweltmeisterschaften in Valmalenco. Sein Talent brachte ihn schliesslich 2014 an die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Er reüssierte dort mit Platz 19 im Slopestyle und Platz 18 in der Halfpipe.
«Beide Sportarten wurden aber mit der Zeit zu viel und ich fokussierte mich auf die Halfpipe.» Die «halbe Röhre» wurde sein festes Metier; eine je nach Level bis zu 170 Meter lange «Piste» mit einer Neigung bis zu 18 Grad, deren «Wände» bis sieben Meter hoch sein können. Die Kunst ist es, diese Röhre mit sogenannten «Tricks» akrobatisch auf dem Snowboard zu bewältigen. Das Tempo ist rasant, die Sprünge waghalsig und die Landung verlangt pure Perfektion. «Ich führe meinen Sport sehr überlegt aus und mache keine unnötigen Sachen», sagt Scherrer betreffend der Sicherheit. 
Sein bekanntester Trick ist das selbstkreierte Manöver namens «Jan Tonic» – der Name entstand in Fan-Kreisen. «Es ist schwierig, den Trick zu beschreiben. Ich orientiere mich dabei innert Millisekunden ganz an meinen Kräften», sagt er. Sieht man Scherrer dabei zu, wird klar, wie raffiniert die Choreografie ist. Der Snowboarder sticht in hohem Tempo von der Halfpipe-Wand in die Luft, es folgen Rotationen und Saltos, die er elegant zu Boden bringt. Jedes Detail wird dabei von den Juroren bewertet.

Im Reich der Mitte

Mit dem «Jan Tonic» brillierte Scherrer im Februar bei den Olympischen Winterspielen in Peking und holte wie eingangs erwähnt Bronze. Es ist sein bislang grösster Erfolg. Doch die Spiele bleiben ihm nicht nur deswegen in Erinnerung. Wochen zuvor schnellten die Corona-Fallzahlen in die Höhe und Scherrer schottete sich in Höngg ab – abgesehen vom täglichen Training und dem Laax-Open im Januar. «Es war ein mentaler Stress und ich war erleichtert, als ich endlich im Flieger nach China sass.»
Scherrer erlebte das Reich der Mitte als «stilles» Land. «Wir waren vier Stunden von Peking entfernt und sahen diese verlassenen Olympia-Bauten. Es gab wegen Corona keine Touristen und auch die Bevölkerung musste zu Hause bleiben.» Diese Stille erwies sich letztlich als hilfreich. «Ich konnte mich ganz auf den Sport konzentrieren», erzählt er.

Eine neue Herausforderung

Zurück in der Schweiz sollte es laut werden: Der Olympionike wurde in Ebnat-Kappel von rund 700 Personen frenetisch empfangen. «Das war mega schön», sagt Scherrer. Besonders Freude hatte er auch an den vielen «Reaktionsvideos»; viele Freunde filmten sich vor dem TV, als er die Bronze-Medaille gewann. «Bei einer Olympiade vertrittst du dein Land und die Menschen können sich mit dem Sport identifizieren.»
In Höngg wartet derweil eine neue Herausforderung: Scherrer wird im Frühling das erste Mal Vater. Der Zeitpunkt sei ideal, sagt er. Der nächste Wettkampf wird erst im Dezember stattfinden. Zudem büffelt er im Fernstudium Wirtschaft. Ob er dennoch bereits an die nächsten Olympischen Winterspiele in Mailand denkt? «Wir werden sehen, was die Zeit bringt», sagt er lächelnd. Goldenes Haar würde ihm auch gut stehen.

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