Blindschleichen am Rebhang besser schützen

Am Wiesenhang unterhalb des Rebberges «Chillesteig», gleich bei der Bushaltestelle Winzerstrasse, leben Blindschleichen. Nun sollen die bedrohten Tiere besser geschützt werden.

Das Wiesenbord am Fuss des Weinbergs wird ökologisch aufgewertet.
Ein fotografischer Glücksfall: Neugierige Blindschleichen sieht man selten.
1/2

Das Bild, das sich aufmerksamen Fussgängern Anfang Juli bot, war unschön: Der Wiesenhang frisch gemäht und auf dem Gehweg lagen zwei zerstückelte Blindschleichen. Eine dritte, äusserlich unversehrt, in der Wiese, vielleicht Opfer einer Katze. Im Gegensatz zu den am ganzen Kirchhang reichlich vorhandenen Mauereidechsen bekommt man deren äusserlich gliederlose Artgenossen selten lebend zu Gesicht: Sie sind seltener und scheuer. Doch Mähmaschinen können auch sie schlecht ausweichen. Auf die Situation aufmerksam gemacht, ortete Hans-Peter B. Stutz, Höngger Altzunftmeister und bekannter Fledermausschützer, am genannten Hang ein grosses Potential für Reptilien: «Er grenzt an den Rebhang und zeigt einen optimalen Besonnungswinkel», so Stutz. Bei einer Begehung fand er auch prompt, versteckt unter einer alten Baumstammscheibe, eine prächtige Blindschleiche. Der Hang, so fand Stutz, müsste dringend angemessen gepflegt werden, um sein Potential entfalten zu können. Was bereits geschieht, wie er von Donat Streuli, Leiter des Gutsbetriebs Juchhof, der den Hang bewirtschaftet, erfuhr. «Unsere Mitarbeiter», so Streuli, «haben bei zahlreichen extensiven Wiesen festgestellt, dass dieses Jahr erfreulicherweise viele Blindschleichen vorhanden sind.» Leider, so bedauert auch er, würden beim Mähen aber einzelne Exemplare getötet, obwohl seit fünf Jahren auf das Schlegeln, auch Mulchen genannt, verzichtet wird.

Komplizierte Sachlage

Die Sachlage am beschriebenen Hang ist etwas kompliziert, denn die Wiesen und Hecken rund um den Rebberg sind offiziell beim Kanton angemeldet und unterstehen gewissen Anforderungen, wie zum Beispiel an den Schnittzeitpunkt, deren Einhaltung streng kontrolliert wird. Ein kleiner Teil der Fläche genügt den Anforderungen der Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV). Ziel des Juchhofs ist es, diesen Anteil in den nächsten Jahren zu erhöhen. «Da in den letzten Jahren die Brombeeren immer mehr überhandnahmen und die extensive Wiese bedrohten, sahen wir uns gezwungen, diese nachhaltiger zu bekämpfen», erklärt Streuli gegenüber dem «Höngger». Zuerst wurden, mit dem Ziel, eine artenreiche, niedrigere Hecke mit einer angrenzenden extensiven Wiese gegen die Winzerstrasse zu schaffen, grosse Bäume und nicht einheimischen Sträucher gefällt. Dann musste der Kanton eine Ausnahmebewilligung erteilen, um die Brombeeren vor dem 15. Juni schneiden zu dürfen. Dies geschah dann in mühsamer Handarbeit, das Altgras wurde so weit wie möglich stehen gelassen und einheimische Sorten wurden eingesät. Brombeeren sind bekanntlich hartnäckig, und so musste der Vorgang erneut wiederholt werden, bevor die ganze Fläche gemäht werden konnte. Die Wiese war also einer intensiveren Bearbeitung ausgesetzt, mit bekannten Folgen für einzelne Blindschleichen. Die mechanische Bearbeitung, so Streuli, hätte auch mit einem gezielten, einmaligen Einsatz eines Herbizides vermindert werden können, doch dies sei nicht zur Debatte gestanden: «Ich hoffe, dass unsere Bemühungen zu dem gewünschten Ergebnis führen. Dazu muss aber auch nächstes Jahr mit einer intensiveren Pflege gerechnet werden.»

Unterstützung durch den NVV

Unterstützung erhält der Juchhof auch durch den Natur- und Vogelschutzverein Höngg, wie Max Ruckstuhl, Fachbereichsleiter Naturschutz bei Grün Stadt Zürich, erklärte: Ein ökologisches Aufwertungskonzept sei in Zusammenarbeit mit Benjamin Kämpfen vom NVV Höngg und Birdlife Zürich derzeit in Arbeit. Es ist also bereits einiges in Gang gekommen, um der Artenvielfalt, und damit auch den Blindschleichen, am Höngger Rebhang guten Boden zu bieten. Das freut auch Hans-Peter B. Stutz: «Ich begrüsse die Anstrengungen des Juchhofs, die mit Auflagen und Mehrarbeit verbunden sind, sehr. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass die im Siedlungsraum knappen und stark unter Druck stehenden Naturräume aufgewertet werden.»

0 Kommentare


Themen entdecken