Politik
Bleiben Sie zu Hause!
Was hat die in China vor wenigen Tagen abgeschaffte Ein-Kind-Politik mit der Limmattalbahn zu tun? Das Fazit zur Limmattalbahn «im Blickfeld» von vor zwei Wochen im «Höngger» lautet knapp zusammengefasst: Keine Ausländer, weniger Pendler – keine Probleme!
10. November 2015 — Eingesandter Artikel
Willkommen zurück in der Frühmoderne. Die wirtschaftliche Leistung soll im Inland gesteigert werden, der Export zunehmen, aber die Einfuhren, und damit sind auch Arbeitskräfte gemeint, müssen beschränkt werden. Das war das populärste Wirtschaftsmodell zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in Europa. Anscheinend möchten einige Gegner das Rad der Zeit zurückdrehen.
Es ist ein Fakt, dass die Bevölkerung in den letzten Jahren zugenommen hat und vermutlich weiter zunehmen wird. Im Limmattal sollen die Arbeitsplätze in den nächsten 15 Jahren voraussichtlich um fast ein Drittel und die Bevölkerung um ein Sechstel wachsen.
Zahl der Auto-Pendler in die Stadt stagniert seit Jahren
Nicht die gescholtene Nettozuwanderung macht den grössten Anteil am Bevölkerungswachstum in der Schweiz aus, sondern die Neugeborenen. Mit einer Prise Sarkasmus müsste man die Gegner nun fragen, ob sie nicht eher hier ansetzen müssten?
Seit 30 Jahren stagniert die Zahl der Auto-Pendler in die Stadt. Die ÖV-Pendler haben sich im selben Zeitraum mehr als verdreifacht. Die Statistiker der Stadt Zürich haben festgestellt, dass in den meisten Fällen der ÖV von Automobilisten nicht verwendet wird, weil keine Haltestelle in der Nähe ist. Es stimmt also nicht, dass eine Bewegung von A nach B nur entsteht, weil das Angebot geschaffen wird, der Bedarf ist in der Regel schon vorhanden, wird einfach anders erfüllt.
Analysiert man die Ströme nach Zürich, kann man feststellen, dass Schlieren und Dietikon schon heute zu den Top-10-Pendlergemeinden zählen. Zudem können sich die Gegner freuen, dass die Mehrheit der Bevölkerung das effizienteste Verkehrsmittel wählt, damit Personen, die auf das Auto angewiesen sind, ungehindert in die Stadt fahren können.
Behauptung der Gegner ist falsch
Die Gegner wünschen sich mehr Lebensqualität im Limmattal. Dazu gehört eben auch, dass man nicht zusammengepfercht im Zug stehen muss oder dass sich der Weg oder zumindest die Wegzeit zum Arbeitgeber verkürzt. So ist die Behauptung der Gegner falsch, dass die Limmattaler nichts von der Bahn wissen wollen. Die Gemeinden des Limmattals haben sich bereits 2007 dafür ausgesprochen. Um die Zentren zu entlasten und auch den Autoverkehr flüssig zu halten, werden bestehende Hauptverkehrsstrassen ausserhalb der Zentren mit fast einem Sechstel der Investitionen optimiert.
In Punkto Sicherheit hat man Lehren aus der Glattalbahn gezogen. 90 Prozent der Strecke werden auf einem eigenen Trassee geführt, alle Kreuzungen werden mit Lichtsignalen versehen und wo aus Sicherheitsgründen sinnvoll werden Barrieren eingesetzt.
Meine Empfehlung an die Gegner: Bleiben Sie in Zukunft besser zu Hause, so verursachen Sie am wenigsten Stau. Oder ziehen Sie nach Zürich und profitieren Sie vom bestehenden ÖV-Angebot.
Guido Trevisan, Gemeinderat Stadt Zürich, Grünliberale
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