«Best in Town»

Simon Fellner hat zwei Leidenschaften: Er schätzt es, mit jungen Menschen zu arbeiten. Und er mag gerne Autos. Als Fahrlehrer kann er beides kombinieren. Im Januar wurde er als Bester seines Fachs ausgezeichnet. Hier erzählt er, wie es dazu kam.

Simon Fellner mit der Trophäe als bester Fahrlehrer. (Foto: zvg)

Wenn man es ganz genau nimmt, bin ich mittlerweile gar kein Höngger mehr. Ich lebe nämlich seit rund 20 Jahren in Geroldswil, vor allem, weil die Wohnungen für mich und meine Familie hier zu teuer waren. Aber im Herzen bin ich nach wie vor ein Höngger. Hier bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen, meine Mutter und meine Schwester leben nach wie vor hier.

Und auch ich verbringe wöchentlich noch mehrere Stunden im Quartier, genauer, auf dem Fussballplatz: Ich trainiere seit rund 16 Jahren verschiedene Juniorenmannschaften beim SV Höngg und bin zudem seit drei Jahren als Juniorenobmann für die Mannschaften D-G zuständig.

Diese Tätigkeit macht mir riesig Spass und ist mir ein wichtiges Anliegen. Auch beruflich habe ich heute viel mit jungen Menschen zu tun. Ich bin Inhaber einer eigenen Fahrschule in Geroldswil und habe es mir zur Aufgabe gemacht, Anfängerinnen das Autofahren beizubringen.

Vom Automechaniker in die Selbstständigkeit

Gelernt habe ich ursprünglich den Beruf des Automechanikers. Meine Lehre habe ich bei der hauseigenen Garage des Schweizer Fernsehens gemacht, welche für die rund 100 firmeneigenen Autos, die Übertragungs- und Kamerawagen zuständig ist. Nach der Lehre habe ich dann zunächst drei Jahre lang in verschiedenen anderen Garagen Erfahrungen gesammelt, bis ich zu meinem Lehrbetrieb zurückgekehrt bin und während 15 Jahren dort tätig war.

Nachdem ich nach der Geburt meines ersten Sohnes einen sechsmonatigen unbezahlten Vaterschaftsurlaub genommen hatte, um mich um das Baby zu kümmern, während meine Frau arbeitete, konnte ich anschliessend leider nicht mehr in dem Pensum arbeiten, das mir ursprünglich zugesagt worden war. Deswegen nahm ich schweren Herzens Abschied vom Fernsehen und musste mich erstmal neu orientieren.

Meine Frau half mir in dieser Situation weiter und erinnerte mich daran, dass ich gerne mit jungen Menschen arbeite, diese motiviere und fördere. In Kombination mit meiner Leidenschaft für Autos schlug sie mir vor, doch die Ausbildung zum Fahrlehrer zu machen. Keine schlechte Idee, fand ich – und absolvierte in den darauffolgenden anderthalb Jahren die Ausbildung mit eidgenössisch diplomiertem Fachausweis.

Danach habe ich mich mit meiner eigenen Fahrschule selbstständig gemacht. Gleichzeitig war es mir aber immer auch sehr wichtig, viel Zeit für meine Familie zu haben und die Betreuungsaufgaben gerecht aufzuteilen. Weil meine Frau Primarlehrerin ist, konnten wir uns da ganz gut arrangieren – sie ist tagsüber in der Schule und ich habe – zumindest als die Kinder noch kleiner waren, oft abends gearbeitet.

Ein schwieriger Stand

In jüngster Zeit ist meine Arbeit als Fahrlehrer aber schwieriger geworden. Seit den Gesetzesänderungen in Bezug auf den Führerscheinerwerb ist die Nachfrage nach Fahrstunden deutlich eingebrochen. Zum einen erlaubt das Gesetz es nun, Fahrstunden und Führerscheinprüfung auf einem Automatik-Getriebe zu machen und dennoch auch mit geschalteten Wagen zu fahren.

Zum anderen wurde die Regelung eingeführt, dass Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren ein Jahr nach der theoretischen Fahrprüfung warten müssen, bis sie die praktische Prüfung ablegen dürfen. Die meisten der Jugendlichen nutzen diese Zeit, um mit ihren Eltern, Verwandten und Bekannten zu fahren und kommen erst anschliessend, für die letzten paar Fahrstunden, in die Fahrschule.

Das hat zur Folge, dass ich heute im Schnitt nur noch so fünf bis sechs Schülerinnen habe, ganz im Gegensatz zu früher, als ich ungefähr dreissig Personen parallel betreut habe. Deshalb muss ich mir nun überlegen, wie ich mit meinem Betrieb weitermachen soll. Wenn sich die Situation bis April nicht entscheidend verändert, werde ich wohl umsatteln müssen.

Eine Auszeichnung und ein Lied

Das ist äusserst bedauerlich, denn ich mag meinen Beruf sehr. Und gerade jetzt, im Januar, bin ich beim nationalen Fahrlehrervergleich «Superfahrlehrer» zum «Top Fahrlehrer, Bester der Region, 2025» ausgezeichnet worden. Im gesamtschweizerischen Ranking habe ich auf Platz 13 abgeschnitten.

Diese Bewertung wird aufgrund der Kundenbewertungen und der Bestehensquote der absolvierten Führerscheinprüfungen ermittelt. Ich denke, ich bin ganz gut darin, meine Schüler*innen zu motivieren und zu bestärken – eine Stärke, die ich mir auch beim Fussballtraining sehr zunutze machen kann.

Mittlerweile gibt es sogar einen Song und ein Video zu meiner Auszeichnung: In «Best in Town, Züri» singt der Sänger vom besten Fahrlehrer von Zürich, und da ich dieser jetzt offiziell bin, möchte ich den Song einem Menschen widmen, der leider verstorben ist: Jürg Minelli. Ich habe ihn während meiner Zeit beim Schweizer Fernsehen kennengelernt, Jürg war dort bei vielen Sendungen für den Ton verantwortlich. Er kannte zahlreiche Prominente und hat mich mit vielen Geschichten zum Lachen gebracht. Bei meinem jahrelangen Vorhaben, einmal einen Song und ein Video zu drehen, hat er mich unterstützt. Darum ist das Lied für ihn.

Aufgezeichnet von Dagmar Schräder.

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