Institutionen
«Bei uns darf man bleiben»
Zum 40-Jahr-Jubiläum veranstaltete das Wohnzentrum Frankental ein grosses Fest. Die Gäste erschienen trotz Regenwetter zahlreich. Einen Tag zuvor gab es Einblicke in das Zuhause von 41 Menschen.
6. September 2023 — Daniel Diriwächter
Eine kleine Lokomotive düst am Eingang des Wohnzentrums Frankental vorbei, bunte Ballongirlanden wehen im Wind und immer wieder sind fröhliche Menschen anzutreffen: Endlich beginnt das grosse Sommerfest zum 40-Jahr-Jubiläum des Wohnzentrums Frankental und ein vielseitiges Programm wartet auf die Gäste.
Der gleichnamige Verein ist geübt darin, jährlich ein Sommerfest zu veranstalten. Gleichzeitig baut er damit wertvolle Brücken ins Quartier – immer im Fokus: Die 41 Menschen, die im Wohnzentrum leben.
Bereits am Vortag, Freitag, dem 25. August, öffnete das Wohnzentrum seine Türen und lud geladene Gäste zur Hausbesichtigung ein, darunter Gönner*innen, die Medien und die Kantonsratspräsidentin Sylvie Fee Matter (SP) sowie die Kantonsrät*innen Jeannette Büsser (Grüne) und André Bender (SVP), der auch als Gemeindepräsident von Oberengstringen die Nachbargemeinde vertritt.
Der Institutionsleiter Ueli Zolliker heisst sie alle herzlich willkommen und erklärt, dass das Wohnzentrum speziell für Menschen mit neurologischen Erkrankungen und/oder einer kognitiven Beeinträchtigung eröffnet wurde. Vom Alter her stehen diese Menschen mitten im Leben, sie sind aber meist zu jung für ein «klassisches» Pflegeheim. Im Wohnzentrum Frankental finden sie eine Struktur, eine Aufgabe und einen Sinn, der ihrem Lebensabschnitt entspricht. Unterstützt werden sie von rund 100 Mitarbeitenden. Hinzu kommen drei Tagesplätze.
«Bei uns darf man bleiben», erklärt Zolliker, denn das Zentrum sei kein Wohnraum auf Zeit, sondern eine Heimat, die bleibt. Er sagt das nicht ohne Stolz: Rund zwölf Jahre leitete er das Wohnzentrum und hat in dieser Zeit so manche Änderung und prägende Erlebnisse mit seinem Team und den Bewohnenden erlebt (die «Höngger Zeitung» berichtete, Ausgabe 13. Juli 2023).
Doch nun ist seine Arbeit dort getan: Zolliker macht sich auf zu neuen Ufern. Seit Juli arbeitete er deshalb seinen Nachfolger Urs Horisberger ein. Beide verstehen sich gut und der Stabsübergabe steht nichts im Wege. «Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge», sagt Zolliker.
Im «Snoezelen-Raum»
Und schon steht die Hausbesichtigung auf dem Programm: In zwei Gruppen begeben sich die Gäste in das Heim, das zwei Gebäude mit jeweils zwei Etagen umfasst, die miteinander verbunden sind. Darin untergebracht sind insgesamt sieben familiäre Wohngruppen. Farbige Streifen am Boden weisen den Weg zu den jeweiligen Stationen wie dem Malatelier oder der Therapieküche.
«Es ist immer ein Balanceakt zwischen Wohnraum und Pflege», sagt Valeska Graul, die stellvertretende Institutionsleiterin, beim Rundgang. So sind in den Aufenthaltszimmern auch die Arbeitsmaterialien des Pflegepersonals untergebracht.
Den Gästen wird auch ein Blick in ausgewählte Zimmer gewährt: Sie verfügen alle über mindestens 14 Quadratmeter und eine Nasszelle. Es hängen Zeichnungen an den Wänden, Kuscheltiere und Bücher liegen auf dem Bett. Nur pflegespezifische Instrumente erinnern daran, in welcher Einrichtung man sich befindet.
Für die Gäste spannend zu erleben sind beispielsweise der «Easy Chair», der Menschen buchstäblich auf die Beine hilft, und der «Snoezelen-Raum», eine niederländische Idee: In diesem Zimmer ertönt Musik, das Licht lässt sich dimmen und auch eine «Lichtdusche» ist darin möglich. Das dient dem Wohlbefinden und wird rege in Anspruch genommen wird. «Die Bewohnenden erhalten bei uns alle Zeit, die sie brauchen», so Graul.
Zum Schluss der Führung gibt es eine musikalische Überraschung: Die Jodlerin Luise Beerli singt im hauseigenen Garten ihren Evergreen, das «Höngger Lied», begleitet vom japanischen Trio Nosaki mit Piano und Geige.
Ein Fest für alle
Am Samstag öffnete dann das Wohnzentrum seine Tore für alle, das langersehnte Fest konnte starten. Der Vereinspräsident Peter Aisslinger begrüsst um halb Elf die ersten Gäste und kurz darauf gibt es bereits Musik: die Brassband «brässant» steht auf der Bühne im grossen Gartenzelt.
Die eingangs erwähnte Lokomotive dreht fleissig ihre Runden, eine Tombola sorgt für Nervenkitzel und dann lockt das köstliche Angebot an Speis und Trank, ausgewählt von den Bewohnenden höchstpersönlich. Egal ob Fleisch vom Grill, eine vegetarische Paella, Pizza oder Glacé, an den Buffets kann man sich quasi durch das Fest essen. Selbst der einsetzende Regen kann der Stimmung nichts anhaben, Zelte gibt es genug und der Stargast des Festes – Marco Zappa mit seiner Band – gibt gutgelaunt und im Trockenen ein Konzert.
Unter den zahlreichen Gästen ist auch die erste Institutionsleiterin Rosmarie Wydler anzutreffen: «Ich bin dem Wohnzentrum immer noch sehr verbunden und freue mich sehr, heute hier zu sein». Und immer wieder zu sehen: der neue Institutionsleiter Urs Horisberger sowie sein Vorgänger Ueli Zolliker, die beide tatkräftig mitanpacken.
Man kann verstehen warum: Bei all den Festivitäten ist der Kontakt zu den 41 «Frankentalern» und die daraus entstehende Energie immer wieder eine Inspiration.
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