Auf Spritztour durch Höngg

Das Pflegezentrum Riedhof bietet seinen Bewohner*innen kurzweilige Spritztouren mit zwei Lastenrädern an. Das Angebot ist so beliebt, dass mittlerweile Wartelisten geführt werden.

Eine Fahrt mit dem Riedhof-Tuk-Tuk sorgt für pure Lebensfreude. (Foto: dad)

Während sich im Zentrum von Höngg die Autos, Velos und Busse durch die Strassen schlängeln, bietet das Verkehrsaufkommen zum Stadtrand hin, beim Ried- und Rütihof, ein gemächlicheres Bild. Seit einiger Zeit ist ein weiteres Gefährt dort jeden Mittwoch tagsüber zu entdecken: Ein stattliches E-Bike mit einer Bank vorne, auf dem zwei Personen gesetzteren Alters sitzen, lachen, oft auch winken. Hinten am Lenker sitzt eine Person, die ihre Passagier*innen geschickt durch das Quartier lenkt. Es handelt sich dabei um Lastenräder, die dem Pflegezentrum Riedhof gehören. Dort werden die Vehikel, zwei an der Zahl, liebevoll «Tuk-Tuk» genannt. Die beiden Velos bieten dank der Sitzbank den Bewohner*innen vom Riedhof die Möglichkeit, Höngg neu zu erleben. «Wir bieten seit Frühling solche Fahrten an, und das jeden Mittwoch im 30-Minuten-Takt», sagt Eva Rempfler, Eventmanagerin im Aktivierungsteam des Riedhofs, das sich auch Team «Lebensfreude» nennt. Und die Freude über die Spritztouren sei gross.

Sicherheit wird grossgeschrieben

Die Idee entstand durch Nicolai Kern, den innovativen Heimleiter, und benötigte zunächst etwas Überredungskunst bei den Menschen im Riedhof. «Als wir die ersten Fahrten mit dem Tuk-Tuk angeboten haben, waren manche Senior*innen noch zaghaft», so Rempfler. Als allerdings die ersten Personen durch das Quartier kutschiert wurden, verbreitete sich der «Spass auf Rädern» wie ein Lauffeuer im Pflegezentrum. «Nach einer Weile wurden wir mit Anfragen überhäuft, sodass wir mittlerweile Wartelisten führen», sagt Rempfler amüsiert.

Sie und ihr Team nehmen die Sicherheit sehr ernst, Velohelme sind Pflicht. Ebenso müssen die zwei Personen auf der Sitzbank und die im Rollstuhl angegurtet sein. Und das Fahren mit dem E-Bike musste zuerst gelernt werden. «Man darf das Lastenrad nicht unterschätzen, auch wenn es einen E-Bike-Motor hat», so die Eventmanagerin. Das Gefährt ist schwer, das Wenden will geübt sein und steil einen Hang hinauf sei nicht zu schaffen. Nach rund einer Woche hatten aber alle Eventmanagerinnen im Team «Lebensfreude» den Dreh raus.

Eine Route durch den Wald

Glücklicherweise bietet das Strassennetz beim Ried- und Rütihof weitgehend ebene Routen, auf denen auch verhältnismässig wenig Verkehr herrscht. «Eine beliebte Route ist jene bei der Frankentalstrasse über die Passerelle zum Rütihof hinauf und dann beim Grünwald in den Wald hinein», erzählt Rempfler. Eine Route, die gerade für die Passagiere vielseitig sei. Denn einige Personen seien nicht mehr gut zu Fuss und Spaziergänge verkamen zur Seltenheit. «Dank unserem Tuk-Tuk-Service kommen die Leute hinaus, erkunden das Quartier und erhalten eine neue Abwechslung. Die frische Luft im Wald tut gut und da und dort werden Erinnerungen wach.»

In der Tat sorgen die Tuk-Tuks für Lebensfreude pur. Zumal Passant*innen immer etwas verwundert schauen, dann aber schmunzeln und oft auch zuwinken oder Freude äussern. «Unsere Passagier*innen blühen dabei regelrecht auf, es ist schön, das zu erleben», sagt Eva Rempfler. Dann zieht sie den Velohelm an, sie hat noch weitere Fahrten auf dem Plan.

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