Auf Flurwegen durch die ehemaligen Rebberge

Dank der Kommission «Weinweg Höngg», die dem Quartierverein Höngg angehört, ist der Zürcher Sonnenhang um eine begehbare Attraktion reicher.

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Die Eröffnungstour endete mit einem Fackelzug beim Chillesteig.
Max Furrer weihte die 15. Tafel für die Flurwege am Rebstockweg ein.
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Es sind verschlungene Pfade, die es seit Ende September neu mitten in Höngg zu entdecken gilt, dabei existieren sie schon seit Jahrzehnten: Die sogenannten Flurwege haben die damaligen Rebberge bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts miteinander verbunden. Dass sie nicht in Vergessenheit geraten, ist der Kommission «Weinweg Höngg» zu verdanken, kurz WWH, die seit 2012 Weinwege eröffnet hat und entsprechende Routen der Bevölkerung zugänglich macht. Schliesslich war Höngg einst das drittgrösste Rebbaugebiet des Kantons Zürich.
Während die bis dahin konzipierten Wege mit ihren Informationstafeln viel Wissenswertes über die hiesige Weintradition mit geschichtlichen Aspekten verbinden, werden sie nun von den «Früheren Flurwegen» erweitert. Diese sind für manche Überraschungen gut. «Viele Anwohnerinnen und Anwohner, die dachten, sie kennen Höngg wie ihre Westentasche, waren erstaunt, als wir ihnen von den Flurwegen erzählten», sagt Max Furrer, Vorsitzender des Vorstands WWH. Entsprechend war es für ihn ein besonderes Vergnügen, die nun 15. Tafel für die «Früheren Flurwege» zu präsentieren.

Eine Verbindung bis nach Wipkingen

Die feierliche Einweihung beim Rebstockweg 10, begleitet von einer Trompetenfanfare, sei ein spezieller Akt, sagte Furrer vor rund 20 geladenen Gästen, vornehmlich Sponsor*innen der Informationstafeln. «Unser Bestreben war es, einen wenig bekannten Teil von Höngg für alle sichtbar zu machen», sagte er. Die neue Tafel zeigt anschaulich, warum das so spannend ist: Darauf ist auch der Übersichtsplan aus dem Jahr 1919 mit dem einstigen «Langweg» abgebildet. Dieser war einer der Flurwege und führte durch das ehemalige Rebgelände, das heute weitgehend überbaut ist.
Diese Wege dienten damals als direkte Verbindungen, beispielsweise von Höngg bis nach Wipkingen, und erfüllten während der Traubenlese eine wichtige Funktion zum Zusammenführen der Wümmet. Die neue Route des WWH startet am Standort der neuen Tafel, wo der lokal als «Zwärgliweg» bekannte Pfad zwischen die Häuser abzweigt. Es handelt sich dabei um die Flurwege 74 und 75, wie aus einem Kataster von 1929 zu entnehmen ist. Die dort beginnende Route kann exemplarisch für die frühere Art der engen «Kammerwege» angesehen werden. So bezeichnete man damals in der Region die Flurwege.

Mit der Flurwächterin durch Höngg

Die geladenen Gäste wurden von einer Flurwächterin, dargestellt von Anne-Marie Aisslinger, Kommissionsmitglied der WWH, auf einem Teil der neuen Tour begleitet. Dabei konnte man erfahren, welche Aufgaben die Flurwächter früher innehatten: Diese wurden im Herbst angestellt, um die Rebberge mit ihren reifenden Trauben vor «Mundraub» zu schützen. Zudem wurden die Flurwächter in Höngg früher als «Traubenhansli» bezeichnet.
Aisslinger gab an der Führung trotz des strömenden Regens einen engagierten «Hansli». Mit ihr an der Spitze ging es auf den erwähnten Flurwegen bis zur Bäulistrasse, dort in den Verbindungsweg «Im Trumeter», dann zur Limmattalstrasse hinauf und anschliessend den Tobeleggweg wieder hinunter. Dazwischen gaben Aisslinger und Furrer immer wieder interessante und amüsante Anekdoten über das einst stolze Weingebiet bekannt. Die letzte Etappe führte dann als Fackelzug zum Chillesteig; alle Teilnehmenden durften mit einer Fackel den wohl bekanntesten Rebberg Hönggs erkunden.
Am Schluss wartete im Ortsmuseum ein spezieller Imbiss. «Dieser Eröffnung ging eine lange Planung voraus», sagte Furrer, dem es mühelos gelang, seine Gäste durch eine Zeitreise zu lotsen. Die eigentliche Eröffnung hätte schon im Juni stattfinden sollen, aber wurde durch die Situation mit Covid-19 verhindert. Auch aktuell ist der WWH eingeschränkt. «Wir hoffen, dass wir spätestens im kommenden Frühling wieder wie gewohnt Touren anbieten können», so Furrer. Bis dahin können die Weinwege und neu die Flurwege auch ohne Führung abgelaufen werden. Letztere erfordern aber gutes Schuhwerk, um auf den Pfaden der Erinnerung zu wandeln.

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