Auch im Schulkreis Waidberg fehlt es an Lehrpersonen

Das Problem des Lehrpersonenmangels erhitzt pünktlich zum Schulstart die Gemüter. Auch der Schulkreis Waidberg musste auf die Ausnahmeregelung zur Einstellung von Lehrpersonen zurückgreifen.

Mehr Lehrer*innen braucht das Land: nur mit einer Ausnahmeregelung konnten im Kanton Zürich die freien Stellen besetzt werden. (Foto: Freepik.com)

Viel wird in diesen Tagen über den Lehrer*innenmangel in der Schweiz diskutiert. An den Volksschulen im Kanton Zürich wurde diese Woche der Betrieb nach den Sommerferien wieder aufgenommen – und die Besetzung der offenen Stellen von Lehrer*innen lief bis zum Schluss auf Hochtouren.

Qualifizierte Lehrpersonen fehlen nach Angaben des Volksschulamtes im Kanton Zürich auf allen Stufen – vom Kindergarten bis zur Sekundarschule. Wie der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) informiert, waren Ende Juni im Kanton noch 450 Stellen frei, welche allerdings bis zum Schulstart mit einer Ausnahmeregelung des Volksschulamtes fast alle besetzt werden konnten. Für 330 Stellen wurden Lehrpersonen eingestellt, die über kein Lehrdiplom verfügten. Auf der Ebene der Stadt Zürich werden, wie das Schul- und Sportdepartement in einer Medienmitteilung berichtet, im beginnenden Schuljahr von «insgesamt 3800 Lehrpersonen rund 145 anders qualifizierte Personen an einer der rund 1800 Klassen in den Schulen der Stadt Zürich unterrichten».

Wenige Stellenprozente noch nicht besetzt

Auch im Schulkreis Waidberg, welcher neben Höngg und Wipkingen die Quartiere Ober- und Unterstrass umfasst, mussten zum Start des Schuljahres einige neue Lehrpersonen gesucht werden, wie die Präsidentin der Kreisschulbehörde, Gabriela Rothenfluh, in einem Gespräch mit dem «Höngger» erklärt. Rund 80 (nicht ausserordentliche) Kündigungen seien zu Ende des letzten Schuljahres eingegangen. Um alle Stellen besetzen zu können, seien hier 15 Personen ohne Lehrdiplom mit einem Pensum zwischen zehn und 90 Prozent eingestellt worden, welche nun auf Primar- sowie auf Sekundarschulniveau unterrichten werden. «Die Einsteiger*innen stammen», so Rothenfluh, «aus unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, neben Sozialpädagog*innen handelt es sich etwa um Gymnasiallehrer*innen, Fachleute Betreuung oder Sprachwissenschaftler*innen.» Sie alle wurden in den Sommerferien in Spezialkursen an der Pädagogischen Hochschule Zürich auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet und werden auch nach Schulstart weiterhin in ihrer Tätigkeit unterstützt.

Nun seien nur noch «ein paar Stellenprozente nicht besetzt. Mehrheitlich sind das IF-Lektionen (Integrative Förderung), welche eigentlich von einer/m Heilpädagog*in unterrichtet werden. Auch für den DAZ-Unterricht, also «Deutsch als Zweitsprache» sind noch Stellenprozente vakant», erläutert Rothenfluh.

Für ein Jahr eingestellt

Für den Moment scheint der akute Bedarf an Lehrpersonen also grösstenteils gedeckt zu sein. Doch wie gut die Schnellausbildung funktioniert und insbesondere wie es mit den frischgebackenen Lehrpersonen beruflich weitergeht, ist noch unklar. Ihre Anstellung sei auf ein Jahr befristet, was dann passiere, so Rothenfluh, stehe noch in den Sternen. «Wir wissen noch nicht, ob diese Personen in einem Jahr eine erleichterte Ausbildung besuchen können und weiter unterrichten dürfen oder über den normalen Quereinstiegsweg verfahren müssen», so Rothenfluh. «Dieser Ausbildungsweg wäre für die Teilnehmenden mit einem hohen Aufwand verbunden und würde das Unterrichten nur in Teilzeitpensen ermöglichen», gibt die Präsidentin der Kreisschulbehörde zu bedenken.

Situation wird nicht besser werden

Generell wird sich die Arbeitsmarktsituation bei den Lehrpersonen in naher Zukunft nicht verbessern. So erwartet der ZLV für das nächste Jahr «erneut einen mindestens so gravierenden Lehrpersonenmangel wie im laufenden Jahr». Als Gründe nennt der Verband hierfür etwa die Pensionierungswelle der «Babyboomer», die sich auch im kommenden Jahr fortsetzen werde.

Aufgrund von zeitlicher Überlastung der Lehrer*innen würden darüber hinaus viele ihre Pensen reduzieren oder ganz aussteigen. «Im Berufsauftrag der Lehrer*innen sind die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht abgebildet», formuliert es Rothenfluh. Die Grösse der Klassen, die wachsenden organisatorischen Herausforderungen, der Austausch mit den Eltern, der zunehmend mehr Zeit in Anspruch nimmt und nicht zuletzt die Problematik des integrativen Unterrichts – all dies seien Faktoren, die zu einer starken Belastung der Lehrpersonen führten und eine hohe Fluktuation nach sich zögen. Und gleichzeitig steigen die Schüler*innenzahlen in der Stadt kontinuierlich an. Rasche und nachhaltige Lösungen sind also gefragt.


0 Kommentare


Themen entdecken