Am Pult der «Hönggermusik»

Der Musikverein Zürich-Höngg hat seit Anfang Jahr mit Enrico Calzaferri einen neuen Dirigenten. Im Interview erzählt er, warum ihn das Höngger Orchester begeistert und wie die Musik sein Leben prägt.

Enrico Calzaferri wuchs in einer musikalischen Familie auf. (Foto: zvg)

Herr Calzaferri, wie kam es, dass Sie der neue Dirigent des Musikvereins Zürich-Höngg wurden?

Enrico Calzaferri: Ich kenne den Musikkommissionspräsidenten Socrates Foschini schon einige Jahre, da wir gemeinsam in einem Blasorchester gespielt haben. Er hat mich gefragt, ob ich mich für die Stelle des Dirigenten bewerben möchte. Dann habe ich mich über den Verein informiert und auch darüber, welche Ziele er verfolgt. Ich kannte die «Hönggermusik» bislang nur von Registerproben, die ich vor 15 Jahren geleitet habe, und von meinem Vorgänger Bernhard Meier, den ich im Militär kennenlernte.

Was begeistert Sie an der «Hönggermusik»?

Mir gefällt das klare Profil, das der Verein hat. Die ausgezeichneten Musiker*innen wissen, was sie erreichen möchten und sind bereit, den dafür nötigen persönlichen Aufwand auf sich zu nehmen. Da man viel Zeit miteinander verbringt, macht es mehr Spass, wenn von Beginn weg der volle Blasorchesterklang vorhanden ist, was die komplette Besetzung in Höngg ermöglicht. 

Sie haben schon im Alter von zehn Jahren Instrumentalunterricht erhalten. Welche Rolle spielte die Musik in Ihrer Familie?

Ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen. Mein Vater war viele Jahre Präsident eines Musikvereins und hat gemeinsam mit allen vier Kindern in diesem musiziert. Meine Mutter sang in einem Chor.

Warum ist es gerade die Blasmusik, die Ihnen besonders gefällt?

Blasmusik ist ja keine Stilrichtung und beschreibt kein bestimmtes Repertoire. Mir gefällt die Tatsache, dass es für diese Besetzung unendlich viel Literatur gibt und man beim Zusammenstellen von Konzertprogrammen eigentlich alles machen kann. Ich bin als Dirigent also nicht eingeschränkt und kann aussuchen, worauf die Musikkommission, der Verein und ich Lust haben. 

Sie absolvierten eine Lehre als Automatiker, setzten aber im Anschluss auf die Musik.

Mir war es ein Anliegen, dass ich das Musikstudium in der Blasmusikdirektion und Euphonium aus eigener Kraft finanzieren kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen ist es so, dass es schwierig vorauszusehen ist, ob man nach dem Musikstudium gut davon leben kann. Ich habe also die Lehre gemacht, um etwas in der Hinterhand zu haben. Bereut habe ich das nie: Bis heute hilft mir das technische Verständnis, wenn ich etwa mit Ton- oder Lichttechniker*innen arbeite.

Was fasziniert Sie an der Aufgabe des Dirigenten?

Mir gefällt vor allem die Arbeit mit den Menschen, das Aufbauen von persönlichen Beziehungen und das Fördern jeder und jedes einzelnen. Hauptantrieb ist und bleibt aber der Wunsch, die eigenen musikalischen Vorstellungen umsetzen zu können. Wenn nach einer intensiven Probephase das Orchester im Konzert mit voller Energie spielt und es im besten Fall genauso klingt, wie man sich das immer vorgestellt hat, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl.

Sie sind auch Bereichsleiter der Musikschule Oberer Sempachersee, führen eine Fachstelle für Musik – lässt sich das ich mit der Aufgabe in Höngg vereinbaren?

Mein Pensum an der Musikschule beträgt 40 Prozent und jenes beim Verband 20 Prozent, ich habe also noch genügend Kapazitäten für die Arbeit in Höngg. Weiter bin ich auch noch Hausmann und von Frühling bis Herbst tageweise als Tandem-Gleitschirmpilot im Einsatz. Das klingt insgesamt vielleicht nach viel, aber ich liebe es, vielseitig unterwegs zu sein. 

Wie lauten Ihre Ziele für den Musikverein Zürich-Höngg?

Es geht in erster Linie nicht um meine, sondern um unserer Ziele. Gemeinsam mit den Co-Präsidentinnen Anita Stauffer und Fabienne Mergen und mit Socrates Foschini haben wir lange vor der ersten Probe mit den strategischen Überlegungen begonnen. Später kamen der Vorstand und die Musikkommission hinzu. Wir haben tolle Projekte geplant, aber ich möchte nicht zu viel verraten, da wir aktuell damit beschäftigt sind, diese zu konkretisieren.

Wann sehen wir Sie das erste Mal am Pult der «Hönggermusik»?

Das wird am Konzert vom 1. April im Toni Areal der Fall sein. Unter anderen werden wir eine Schweizer Erstaufführung des Werks «Für Elise @ the movies» spielen. Ein musikalisch unglaublich spannendes Werk, welches brillant komponiert ist und das weltbekannte Thema aus Beethovens Feder zum Soundtrack vieler bekannten Filme transformiert.

Der neue Dirigent

Enrico Calzaferri ist seit Januar der neue Dirigent beim Musikverein Zürich-Höngg. Geboren ist er 1986 in Kilchberg, St. Gallen, wo er auch aufwuchs. Heute lebt er mit seiner Partnerin und zwei gemeinsamen Töchtern im luzernischen Rickenbach. Neben der Aufgabe in Höngg ist er als Musikschulleiter, Dirigent, Verbandsfunktionär, Juror und Tandem-Gleitschirmpilot tätig.

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