Als wäre Zürich eine graue Betonwüste

Die Kolumne von Nicole Barandun-Gross, Präsidentin des Gewerbeverbands der Stadt Zürich.

Nicole Barandun. (Foto: zvg)

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Die Verwaltung der Stadt Zürich wächst. Mittlerweile sind es 23 000 Angestellte. Man darf davon ausgehen, dass gut gearbeitet wird, die Vorhaben zügig an die Hand genommen und im Sinne der Bevölkerung umgesetzt werden. Gleiches sollte für den Stadtrat gelten, wo seit Jahren die rot-grüne Mehrheit ohne Rücksicht auf Minderheiten ihre politischen Vorhaben umsetzen kann. Im Gemeinderat dasselbe, noch verstärkt – ebenfalls in Rot-Grün.

Je wohlklingender der Titel …

Aber offensichtlich funktioniert es – nicht. Wie anders lässt es sich erklären, dass wir gefühlt an jedem Abstimmungswochenende gefragt werden, wie die Stadt arbeiten soll. Das war bei der Veloinitiative so, obwohl man ja meinen könnte, mit so vielen Velobeauftragten mache sich die Arbeit quasi von selber. Und diesen Herbst werden erneut Maximalforderungen zur Abstimmung gebracht mit der Gute-Luft-Initiative und der Zukunftsinitiative. Bei beiden wird über den Gegenvorschlag des Gemeinderats abgestimmt, der die Anliegen der Initianten, zu denen auch Alt- Gemeinderätin und aktuelle Stadträtin Simone Brander gehört, noch verschärfte.

… umso genauer hinschauen

Die Zustimmung zu den Velovorzugsrouten bröckelt, wenn Anwohnende merken, dass dafür sämtliche Parkplätze abgebaut werden. Nun soll über 600 000 Quadratmeter Strassenraum «umgewidmet» werden in Grün-, Velo- und ÖV-Flächen. Das sind 86 Fussballfelder! Damit verschwinden pro Jahr weitere 1000 Parkplätze – über jene für die Velovorzugsrouten hinaus, versteht sich. Die Chance, dass Sie, liebe Leser:innen, persönlich betroffen sein werden, ist gross. Dabei stellt sich nicht bloss die Frage nach dem frisch gepflanzten Baum vor Ihrem Fenster, sondern jene nach Zugänglichkeit, Versorgung, Anlieferung – auch für all jene ohne Auto, die online bestellen.

Abstimmen ist kein Feelgood-Event, sondern bedeutet Verantwortung. Darum sollten wir genau hinschauen und Stadtplanung den Fachleuten, die allen Anliegen Rechnung tragen und abwägen, überlassen. Was passiert, wenn man die Initiative den Lobbyisten überlässt, haben wir bei den Velovorzugsrouten erlebt. Machen wir den Fehler kein zweites Mal.

Nicole Barandun-Gross Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich
www.gewerbezuerich.ch

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