Quartierleben
Alle Jahre wieder?
Die Zeit der Weihnachtsbeleuchtung bricht an: Auch hier im Quartier werden Lichterketten installiert und Bäume geschmückt. Doch das Bild hat sich in den letzten Jahren verändert. Die für Höngg typische Weihnachtsbeleuchtung verschwindet immer mehr.
8. November 2025 — Dagmar Schräder
Zugegeben, es ist zwar erst Anfang November. Doch der Advent naht mit Riesenschritten, bereits in weniger als vier Wochen wird das erste Kerzlein angezündet. Und damit beginnt die Zeit der Weihnachtsbeleuchtung. Nicht nur im Zentrum der Stadt, sondern auch im Quartier. Neben der individuellen Dekoration von Fassaden und Balkonen schmückt hier seit Jahrzehnten eine ganz besondere Beleuchtung zahlreiche Hauswände: die «klassischen» Höngger Sterne. Doch diese werden immer weniger – ein Umstand, der in den letzten Wintern nicht nur der Redaktion auffiel, sondern auch bei der Leserschaft Bedauern auslöste. Was ist der Grund dafür?
Es begann mit einem Geschenk
Die Anfänge der Beleuchtung reichen mehr als 30 Jahre zurück. Im Jahr 1991 begann der Elektriker Hans Marolf damit, die Hauswand seiner Firma Marolf & Co. Elektro -Anlagen mit einer selbstgefertigten Weihnachtsbeleuchtung zu schmücken – ein Geschenk für seine Frau, eine Kette aus grossen und kleinen Sternen. Die Idee dazu, so erklärte er vor 20 Jahren dem «Höngger», sei mehr oder weniger aus der Not geboren. Denn damals hatten der Quartierverein Höngg und das Gewerbe «erfolglos versucht, eine gemeinsame Weihnachtsbeleuchtung zu realisieren».
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Das erarbeitete Projekt sei erstens viel zu teuer gewesen und es hätten sich zweitens zu wenig Standorte dafür im Quartier gefunden. Also wurde er selber aktiv. Sein Vorbild machte Schule, immer mehr Gebäude wurden mit dem von ihm gefertigten Weihnachtsschmuck dekoriert. Rund 25 Häuser zählte der «Höngger» im Jahr 2005 und bezeichnete den hiesigen Sternenregen als «weit herum eine der schönsten Beleuchtungen».
Sparen – an Geld und Energie
Doch das war einmal. Zwei Firmen waren jeweils für die Installation der Weihnachtsbeleuchtung an den städtischen und privaten Liegenschaften zuständig, die Nachfolger von Marolfs Elektro-Firma, Elektro Stiefel GmbH, sowie Hotz Elektro AG. Und beide Firmen bestätigten dieser Zeitung bereits im letzten Jahr, dass sie kaum noch Aufträge zur Installation der Beleuchtung hätten.
So schrieb Hotz Elektro im vergangenen Dezember: «Dieses Jahr haben wir in der Tat keine Weihnachtsbeleuchtung in Höngg aufgehängt.» Die Gründe hierfür seien einerseits wohl finanzieller Natur – es finden sich kaum mehr Leute, die dafür Geld ausgeben wollen, andererseits habe die Eigentümerschaft teilweise wohl auch Angst vor Missfallen: «Einige Eigentümer haben sich in den vergangenen Jahren dahingehend geäussert, dass sie nicht recht wissen, wie gut das ankommt, wenn man Energie sparen soll und dann Weihnachtsbeleuchtung aufhängt.»
In diesem Jahr, so klärt ein Anruf, sei die Situation nicht anders – an Weihnachtsbeleuchtung in Höngg sei nichts vorgesehen. Auch die Firma Stiefel erklärte auf Anfrage, dass immer mehr Beleuchtungen verschwänden, weil sie zum Teil veraltet und defekt seien und die Mieterschaft oder Eigentümer der Häuser aus Kostengründen vermehrt darauf verzichteten. Konkret wird Stiefel in diesem Jahr noch einige Häuser schmücken, unter anderem das städtische Gebäude der «Höngger»-Redaktion am Meierhofplatz.
Keine Koordination
Viel bleibt von den Sternen also nicht mehr übrig. Wünscht man sich die Weihnachtsbeleuchtung zurück, fehlt es jedoch nicht nur am Willen, sondern auch an einer zentralen Koordination. Eine Tatsache, die in dieser Zeitung bereits im Jahr 2017 thematisiert wurde. War ursprünglich Marolf selber für die Installation zuständig, läuft das seit seiner Pensionierung im Jahr 2012 individuell, via Anmeldung über die Elektrofirmen.
Der Quartierverein Höngg (QV) wurde vor rund acht Jahren zwar angefragt, die Koordination zu übernehmen, winkte damals jedoch ab: «Wir haben weder die zeitlichen Ressourcen noch die finanziellen Möglichkeiten. Es ist eben nicht so einfach, Firmen zu motivieren, dass sie in eine Weihnachtsbeleuchtung investieren», erklärt Alexander Jäger, der Präsident des QV, die damalige Entscheidung.
Bäume brauchen Finanzspritze
Das Problem der Finanzierung stellt sich dem QV Höngg derweil auch andernorts: Die grossen Weihnachtsbäume, die alljährlich das Quartier erhellen, werden nämlich durch den QV aufgestellt. Doch auch diese Beleuchtung ist, ähnlich wie die Sterne, in die Jahre gekommen und muss ersetzt werden. Ein finanzieller Aufwand, den der Verein alleine nicht stemmen kann. Er ruft deshalb dazu auf, die Beleuchtung durch eine Spende zu unterstützen; auf dessen Website sind genauere Informationen erhältlich. Statt der bisher drei Bäume, die das Quartier erleuchteten, werden es zudem nur noch zwei sein – einer im Rütihof, der andere bei der Europabrücke. Der Baum beim Meierhofplatz wird nicht mehr aufgestellt, weil es hierzu, so Jäger, nur wenig positive Rückmeldungen gab.
Apropos sparen: Eine Anfrage beim EWZ bezüglich des Stromverbrauchs einer solchen Beleuchtung wurde im vergangenen Jahr mit einer ausführlichen Berechnung beantwortet. Bei der Verwendung von LED-Leuchten, so die Berechnung, ist die Weihnachtsbeleuchtung im Vergleich zur Verwendung normaler Glühbirnen sehr viel sparsamer. Eine LED-Lichterkette 30 Tage lang für sechs Stunden brennen lassen braucht demnach ungefähr so viel Strom wie ein- bis zweimal 60 Grad waschen. Man könnte also durchaus auch an anderen Orten sparen.




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