Quartierleben
10. Februar 1312: Erstmals Reben in Höngg dokumentiert
Höngg hat heuer gute Gründe zum Feiern: Den erstmaligen Nachweis von Reben vor 700 Jahren und das Jubiläum 75 Jahre Quartierverein Höngg.
9. Februar 2012 — Eingesandter Artikel
Als verlässlichste Quelle zur geschichtlichen Entwicklung und für den Nachweis historischer Daten zum früheren Dorf und zum heutigen Quartier Höngg gilt die 1998 erschienene «Ortsgeschichte Höngg» von Georg Sibler. Wichtige historische Etappen beschreibt sie detailliert und weist dabei interessante Einzelheiten und unzählige Fakten nach. Ein verstecktes Datum gewinnt am 10. Februar 2012 an Bedeutung, da gemäss Hinweis im genannten Buch vor genau 700 Jahren erstmals Reben in Höngg urkundlich erwähnt werden. Zwar nur indirekt, doch aufgrund des angegebenen Dokuments eindeutig belegt. In dieser Urkunde, datiert vom 10. Februar 1312, deren Original im Staatsarchiv Aargau aufbewahrt ist, lautet der Sachverhalt, hier als Textauszug wiedergegeben, folgendermassen: «Allen, die diesen brief sehent oder horent lesen, kunde ich Heinrich von Sehein, hern Heinr. seligen sun von Sehein ritters, des min elich wirtin fro Margerete, hern Johans seligen Tochter von Ůmlikon ritters, mit minre hant, willen und gunst den aker ze Hoe nge, der ir eigen ist und der in den meiierhof gehört, des zwo jûchert sint, der einhalb ist gelegen an Tellingers aker und anderthalb an dem aker des rebêlens, Johans Frugen dem suter, burger Zurich, und allen sinen erben hat verlihen…». Die «zwo jûchert», also zwei Jucharten, entsprechen heute etwa 6’500 Quadratmetern. Das Dokument besagt, dass Ritter Heinrich von Seen – sein Geburtsjahr ist unbekannt, erstmals genannt wird er 1307, gestorben vermutlich 1327/28 −, der seit 1314 als Vogt von Höngg belegt ist, seiner Gattin Margaretha von Humlikon erlaubt, einen Acker in Höngg zu verleihen. Margaretha, Tochter des 1292 und 1301 urkundlich erwähnten Ritters Johannes von Humlikon, hat wahrscheinlich die Höngger Vogteirechte in die Ehe eingebracht, doch kann sie diese als Frau nicht selbst ausüben. Durch die zitierte Urkunde gewährt ihr der Gatte das Recht, einen bestimmten Acker dem Zürcher Bürger und Schuhmacher Johannes Früh als Erblehen zu übertragen. Das Landstück grenzt sowohl an ein «Reb-Lehen» als auch an einen anderen Acker eines Eigentümers von Dällikon, das damals noch «Tellingen» oder «Tellinkon» hiess. Weiter beinhaltet die Urkunde mehrere konkrete Vereinbarungen wie zum Beispiel die Zinsabgabe, Vererbung des Ackers und das Recht zum Mistkauf in Höngg. Einen späteren Hinweis zu Höngger Rebbergen findet man in einem Dokument von 1319 ohne nähere Angaben.
700 Jahre Rebbau in Höngg
Belegt sind also Reben seit 1312, was bedeutet, dass seit mindestens 700 Jahren in Höngg Rebbau betrieben wird. Zweifellos wurden Trauben in Höngg bereits früher angepflanzt und zu Wein verarbeitet, doch fehlen dazu schriftliche Dokumente. Vermutlich haben geistliche Herren den Rebbau eingeführt. Denkbar sind das Zürcher Grossmünsterstift und das Kloster Einsiedeln. Belegt ist, dass bereits die Römer in der Schweiz Rebbau betrieben haben. Inwieweit dies auch für Höngg und den Raum Zürich gilt, ist historisch nicht nachgewiesen und eher unwahrscheinlich. Höngg hat dieses Jahr Grund zum Feiern – ein Anlass dazu ist die Eröffnung des Weinwegs Höngg am 22. September. Seit 2010 berichtet der «Höngger» über Planung und Entwicklung des Themenwegs, der Kenntnisse über die rebbäuerliche Geschichte, Reblagen, Ökologie, den heute betriebenen Rebbau und die Vinifizierung vermitteln wird. Verbunden mit der Eröffnung des Weinwegs Höngg fi ndet als Schlusspunkt ein Fest zum 75-Jahr-Jubiläum des Quartiervereins Höngg statt.
Max Furrer, OK Weinweg Höngg
Weitere Informationen unter www.weinweghoengg.ch.
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