1. Platz Wettbewerb Jugendausgabe

Fantasie-Welten

Es schneit. Winzige Flocken schweben aus dem schwarzen Nichts über mir zu Boden. Ich spüre den harten Steinboden unter meinem Rücken, meinem Hinterkopf, meinen Arme, meinen Beine und ich spüre, wie die eisige Kälte in meinen Körper dringt. Ich liege einfach nur da, weiss nicht, ob ich mich noch bewegen kann, weiss nicht, ob ich überhaupt noch lebe. Zitternd hole ich Luft. Mein Atem hallt in meinen Ohren und die Kälte sticht in meiner Lunge. Vorsichtig hebe ich einen Arm. Der Schnee unter meinen Fingern schmilzt, als ich mich ruckartig hochrapple. Wohin ich auch blicke, sehe ich das matte Schwarz und die leuchtenden, tänzelnden Schneeflocken. Und etwa vier Schritte neben mir liegt ein Mensch. Ein Mädchen. Es hat die Augen geschlossen. Sie liegt völlig ausgestreckt da und ihre langen, lockigen Haare liegen wie ein Heiligenschein um ihren Kopf ausgebreitet. Wackelig stehe ich auf, stolpere zu ihr herüber und knie neben ihr nieder. Ihre Haut ist ganz weiss. Ein paar Schneeflocken haben sich in ihren Wimpern verfangen und ihre Lippen haben einen leicht bläulichen Schimmer. Die Erkenntnis trifft mich so plötzlich, dass ich erschrocken aufkeuche. Luisa!

Zwei Tage zuvor

Oft hatte ich mir früher Fantasiewelten ausgedacht. In Träumen hatte ich hohe Berge erklommen, hatte mit einem Schiff die sieben Weltmeere besegelt, war von hohen Klippen gesprungen, ohne je auf dem Boden aufzuschlagen und war auf riesigen Vögeln durch weite Täler geflogen. Ich denke, jeder Mensch auf der Erde hat seine eigene Fantasiewelt. Doch sie blieben immer Fantasie, weit weg von der Realität. Bis schliesslich «Saturn» mit ihrer Erfindung kam. «Saturn», so nannte sich die Organisation, die den Menschen den Zugang in ihre Fantasiewelt ermöglichte. Und die Menschen so aus dem Weg räumten für ihre Machenschaften. Damit will ich nicht sagen, dass sie die Menschen umgebracht haben, nein. Damit will ich sagen, dass sie die Menschen unbrauchbar machten. Am Anfang merkte man noch nichts davon. Jeder einzelne Mensch auf der ganzen Welt bekam so eine Art VR-Brille. Diese gab es schon früher, nur, dass sie ausschliesslich benutzt wurde, um damit Spiele zu spielen. Da das ganze Sichtfeld dann von einem Bildschirm in der Brille abgedeckt wurde, hatten die Spieler das Gefühl, mitten im Spiel drinnen zu sein. Man konnte damals einfach Spiele auf diese Brille herunterladen und dann sozusagen «in ihnen drinnen» spielen. Die neuen Brillen aber wurden mit dem Gehirn verbunden. So konnte die Brille dank den Gedanken der Menschen deren perfekte Welt aufbauen. Zu Beginn brauchten die Menschen diese Brillen nur sehr wenig. Sie gingen zur Arbeit, zur Schule, kümmerten sich um ihre Familie. Doch der Erfolg Saturns kam mit den Problemen der Menschen. Streit, Unglück, Trauer, Wut, Unzufriedenheit, Misserfolg – die Menschen flüchteten sich davor nach und nach in ihre imaginären Welten. An einigen Orten fing es früher an als an anderen. Aber mit der Zeit behielten die Menschen überall auf der Welt die Brillen an. Mein Dorf verwandelte sich langsam in einen Ort voller brillentragender Zombies. Keiner nickte mir beim Vorbeigehen zu, keiner fragte mehr: «Hey Max! Wie geht’s?». Die alte Frau, die immer auf der rot gestrichenen Bank gesessen und allen vorbeilaufenden Kindern Bonbons verteilt hatte, starrte nur noch unheimlich durch ihre Brille in den grauen Himmel. Nachdem zuerst die meisten Schüler einfach nicht mehr zum Unterricht erschienen waren, tauchten auch die Lehrer nicht mehr auf, und die hölzernen Bänke in den Klassenzimmern fingen an zu verstauben. Keine Kinder rannten mehr lachend durch die Strassen, keine Händler stritten sich mehr darüber, wer denn nun das beste Gemüse auf dem Markt hätte, es schien, als wäre das Dorf und mit ihm die ganze Welt eingeschlafen.
Natürlich hatte auch ich die Brille getragen. Ich meine eine Brille, die dich einfach alles sehen lassen kann, was du dir wünschst? Das war der Hammer. Ich dachte damals gleich wie alle anderen. Und das Gefühl war wunderbar! Ich wollte gar nie mehr raus aus meiner Welt. Doch das änderte sich, als sich alles um mich herum veränderte. Das Schlimmste war für mich, Tag für Tag meine Familie zu sehen, die der Sucht immer weiter verfiel. Egal wie oft ich meinen kleinen Bruder zwingen wollte, mit mir nach draussen zu gehen, egal wie oft ich meine Eltern anschrie und versuchte sie zu überzeugen, dass es keine Lösung sei, immer wenn sie ein Problem hätten, diese verdammten Brillen anzuziehen, es brachte nichts. Hunderte Male hatte ich versucht, meinen Freunden die Brillen von den Nasen zu reissen. Aber das funktionierte nicht. Um sie auszuziehen brauchte man einen persönlichen Code, den nur der Benutzer per Gedanken eingeben konnte. Das waren einige der Gründe, warum ich die Brille nicht mehr anzog. Sie lag unberührt in der hintersten Ecke meines Kleiderschrankes. Ich habe vorhin erwähnt, dass Saturn die Menschen für ihre Machenschaften aus dem Weg räumte. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was das für Machenschaften sein sollten, aber ich sehe, was um mich passiert und das ist schrecklich genug. Mal abgesehen davon, dass die Menschen sich kaum noch von der Stelle rühren, fast nichts trinken, essen und auch nie richtig zu schlafen scheinen, verändert sich auch die Natur um uns herum. Gärten verwildern oder sterben ab, weil sich niemand mehr um sie kümmert. Eine Staubschicht wie grauer Schnee bedeckt alles. Haustiere verhungern – und ich mochte mir gar nicht erst vorstellen, was mit all den allein gelassenen Atomkraftwerken und bei unvorhergesehenen Naturkatastrophen passierte. Ich hatte immer möglichst wenig über all diese Gefahren nachgedacht. Aber was auch immer diese Machenschaften von Saturn sein sollten, mir wurde klar, dass ich wahrscheinlich einer der einzigen war, der eine Chance hatte, Saturn daran zu hindern und den Menschen ihr früheres Leben wieder zurück zu geben. Es war früher Morgen, weisser Dunst waberte zwischen den Häusern meines Dorfes hindurch. Ich stand in meinem Zimmer vor dem schwarzen Rucksack. Viel war nicht drin. Nun ja: Was packt man ein, um eine zwielichtige Organisation zu stoppen? Alles, was ich dabei hatte, war Proviant, eine grosse Wasserflasche, Ersatzkleider, Streichhölzer, eine Karte und ein altes Familienfoto. Es kam mir zwar etwas kitschig vor, aber die lächelnden Gesichter meiner Eltern und meines Bruders gaben mir Kraft. Und zuoberst legte ich das ausgeschnittene Kartonviereck von der Verpackung der «VR-Brille», auf dem die Adresse der Firma Saturns stand. Ich schloss einmal kurz die Augen und atmete tief durch. Dann schnallte ich mir den Rucksack an, zog den Reissverschluss meiner Jacke zu und eilte die Treppe zur Haustür hinunter. Meine Turnschuhe hallten dumpf auf den Stufen, doch sie würden nicht merken, dass ich gehe. Sie merkten ja nicht einmal, dass ich jetzt hier war. Unten angekommen hielt ich noch mit der Hand am Türgriff inne. Langsam drehte ich mich um. Hinter mir stand mein kleiner Bruder. Auf seinem Gesicht hatte sich ein verträumtes Lächeln ausgebreitet und es schien, als würde er mich ansehen. Doch er schaute durch mich hindurch. Ich wusste nicht, was genau er in seiner Brille sah, aber ich entdeckte ein weisses Flimmern auf den Gläsern seiner Brille. Langsam ging ich ein paar Schritte auf ihn zu. Vor ihm kniete ich nieder und schloss ihn für einen kurzen Moment in die Arme. Ich hatte das Gefühl irgendetwas sagen zu müssen, doch ich wusste nicht was. Die Arme meines Bruders hingen lose neben seinem Oberkörper hinab, und ich war mir nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt wahrnahm. Schnell stand ich wieder auf und ging durch die Haustür.

Ich weiss nicht, was mich dazu bewegte, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, als ich eigentlich hätte müssen. Die Firma lag nicht allzu weit von meinem Dorf entfernt. Doch irgendetwas brachte mich dazu, meiner Strasse entlang zu gehen und schliesslich vor einem hohen Backsteinhaus stehen zu bleiben. Meine Hand lag auf dem Klingelknopf. Ich hatte das schon so oft getan. Ich hatte schon so oft vor dieser Tür gestanden und darauf gewartet, dass sie kommen und mir mit einem verschmitzten Lächeln die Tür öffnen würde. Wir sind damals, als wir kleiner waren, oft zusammen Rad fahren gegangen, gingen im Wald auf die Suche nach Füchsen und Hasen oder sind einfach stundenlang in unserem Lieblingsbaum gesessen und haben geredet. Doch Luisa war eine der Ersten, die ihrer Fantasie-Welt verfallen ist. Seither hatte ich sie fast nie mehr gesehen. Kurz bevor ich die Klingel drückte, hielt ich inne. Es hatte keinen Sinn, es würde eh keiner öffnen. So drückte ich kurz entschlossen die Tür auf. Es sah nicht viel anders aus als in unserem Haus. Überall war eine feine Staubschicht zu sehen, aber es sah nicht aus als würde niemand hier wohnen. Es sah einfach aus, als wären die Bewohner des Hauses mit der Zeit alle während ihrer Arbeit eingeschlafen. Ich musste Luisa nicht lange suchen. Sie sass wie fast immer in ihrem Lieblingssessel vor dem Fenster und starrte gerade aus. Ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Zögernd ging ich ein paar Schritte auf sie zu und kniete mich schliesslich vor sie hin, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Sie zeigte keine Regung. Wieder schien es, als würde sie einfach durch mich hindurchsehen. Ich räusperte mich vorsichtig. Nichts. «Luisa? Hey ich bin’s, Max…» Ich hätte genau so gut gegen eine Wand reden können. «Ich möchte, dass du mit mir kommst, um Saturn zu finden.» Langsam wurde mir die grosse, schwarze Brille unheimlich. «Luisa?», fragte ich ein letztes Mal. Wieder nichts. Ich seufzte enttäuscht und frustriert. Gerade als ich wieder aufstehen wollte, hielt ich aber erstaunt inne. Hatte mich Luisa nicht für einen ganz kurzen Moment wirklich angesehen? Der Moment war nur ganz kurz, doch ich war mir ganz sicher. Zum ersten Mal seit Tagen lächelte ich wieder kurz. Ein kleiner Hoffnungsschimmer flammte in mir auf. In diesem Moment war diese kleine Geste genug für mich, um Luisa mitzunehmen. Etwas unbeholfen sagte ich darum: «Also gut, dann…dann mal los…». Weil sie sich natürlich nicht bewegte, griff ich schliesslich einfach nach ihrem Handgelenk und zog vorsichtig daran. Und da stand sie plötzlich auf! Zwar ohne mich anzusehen oder eine Miene zu verziehen, aber sie stand auf! Neue Kraft wuchs in mir. Als ich sie weiterzog, folgte sie mir. So führte ich sie aus dem Haus hinaus und nach kurzem Zögern auch vorbei an meinem Haus, vorbei an der Schule, vorbei am kleinen Dorfbrunnen, vorbei an der Bäckerei und schliesslich vorbei am Haus meines Klassenkameraden, der fast an der Dorfgrenze wohnte. Bei der Dorfgrenze hielt ich kurz an. «Da wären wir…». Es war ein bisschen, als würde ich Selbstgespräche führen, aber ich war froh, wenigstens nicht alleine zu sein.

Als ich von Zuhause aufgebrochen war, hatte ich mich auf einen langen Weg vorbereitet. Es machte mir also nicht viel aus, lange durch die Gegend zu laufen. Als es dunkel wurde, zog ich Luisa hinter mir auf die Strasse. Sie war beleuchtet, und das Licht verhinderte ein wenig, dass ich müde wurde. Während ich auf dieser langen, verlassenen Strasse vorwärts marschierte, gingen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf. War es richtig, was ich tat? Hatte es überhaupt einen Sinn? War es das Richtige, Luisa mitzunehmen? Doch die Frage, die ich mir am meisten stellte, war, was ich tun sollte, wenn ich Saturn schliesslich gefunden hatte. Wollte ich mit dem Leiter reden? Wollte ich versuchen, mich in das Haus einzuschleusen und versuchen die Brillen auszuschalten? Um ehrlich zu sein, hatte ich keinen blassen Schimmer. Also schob ich diese Frage immer wieder von mir weg und versuchte, möglichst wenig daran zu denken. Manchmal schaute ich mich nach Luisa um. Ihr Gesichtsausdruck war immer noch unverändert, und sie schien irgendwo weit, weit weg zu sein. Wir liessen das nächste Dorf hinter uns. Dort hatte es genau so ausgesehen, wie in unserem. Keine Menschenseele zu sehen. Überall nur Staub und Dreck.

Ich war sicher, dass wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren. Ab und zu warf ich einen Blick auf meine Karte, um sicher den richtigen Weg zu nehmen. Das Dorf der Firma Saturn lag noch etwa fünf Stunden Fussmarsch entfernt. Am Anfang der Nacht kamen wir gut voran. Doch mit der Zeit wurde ich immer müder und müder. Bei Luisa konnte ich das nicht beurteilen. Ihr Gesichtsausdruck blieb nach wie vor gespenstisch unverändert. Ich hörte die Sohlen meiner Turnschuhe über den Asphalt schleifen. Wir trotteten gerade an einer dunklen Wäscherei vorbei, als Luisa urplötzlich einfach stehen blieb. Der Ruck schüttelte mich aus meiner Benommenheit. Verwirrt drehte ich mich um. Ich zuckte zusammen bei Luisas Anblick. Sie starrte mich an. Sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Und sie starrte nicht durch mich hindurch, nein, sie starrte mich direkt an. Ich zog scharf die Luft ein und zischte erschrocken: «Luisa?» Da sackte sie plötzlich wie ein Kartoffelsack zusammen. Ihre Augen fielen zu und sie blieb neben meinen Füssen liegen.

Zuerst konnte ich mich gar nicht bewegen. Dann hockte ich mich leise fluchend neben sie. «Luisa? Verdammt! Hallo? Kannst du mich hören? Bitte, sag irgendetwas!» Doch sie gab keinen Ton von sich. Mein Atem beschleunigte sich. Was war mit ihr los? Ich begann am ganzen Körper zu zittern. Ich nahm abermals ihr Handgelenk und fühlte mit eiskalten Fingern nach ihrem Puls. Im ersten Moment atmete ich erleichtert auf, als ich das feine Pulsieren der Ader spürte. Im zweiten Moment stellte ich schockiert fest, dass der Puls viel zu niedrig war. «Hallo? Ist da jemand? Hallo? Bitte! Ich brauche Hilfe!» Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich hektisch um mich. Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Mein Hals brannte. Mein Atem dröhnte laut in meinen Ohren. Mit letzter Kraft rief ich noch einmal in die Dunkelheit hinaus. Dann wurde plötzlich alles schwarz und die Welt kippte.

Einen Tag zuvor

Das Erste, was ich spürte, war die wohlige Wärme. Das Zweite waren die weichen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Das Dritte liess mich erschrocken aus dem Bett fallen. «Luisa?!» Ich blickte wild um mich. Wo zum Teufel war ich? Ich sass auf einem weichen Teppich und lehnte an einem hölzernen Bettgerüst. Durch ein offenes Fenster fiel Licht in das kleine Zimmer. Soweit ich das mit einem kurzen Blick sehen konnte, waren die Wände mit Blumen-Bildern geschmückt, und von der Decke hing eine weisse Lampe. Wie war ich hierhergekommen? Mein Blick blieb an einem zweiten Bett hängen, das mir gegenüberstand. Ich rappelte mich auf und rieb mir den schmerzenden Rücken, den ich mir am Bettgerüst gestossen hatte. Vorsichtig beugte ich mich über das andere Bett. Mein Herz machte einen Satz, als ich Luisa darin sah. Doch…was war das? Die Brille…sie war weg!
Stattdessen hatte ihr jemand die Augen mit einem weissen Tuch verbunden. Verwirrt versuchte ich wieder einen klaren Kopf zu kriegen. «Ich habe sie ihr abgenommen». Ich fuhr herum und schnappte erschrocken nach Luft. Vor mir stand eine ältere Frau. Ihre grauen Haare waren zu einem hohen Dutt zusammengesteckt, und ihre grossen braunen Augen blickten mich freundlich an, während sie beschwichtigend sagte: «Alles ist gut! Beruhige dich! Du bist in Sicherheit».«Was…Wie…Wer sind Sie?», stotterte ich und liess mich erschöpft auf mein Bett fallen. «Was haben sie mit Luisa gemacht?» «Also, erstmal eins nach dem anderen», sagte die Frau, «ich heisse Madeleine. Als du gestern Abend auf der Strasse um Hilfe gerufen hast und schliesslich neben…Luisa heisst sie, hast du gesagt? Ja, neben Luisa zusammengebrochen bist, bin ich schnell auf die Strasse geeilt und habe euch reingeholt. Ihr seid in der Wäscherei, die ihr schon von der Strasse aus gesehen habt». Ich versuchte die neuen Informationen zu verdauen. «Und Luisa? Wie haben Sie ihr die Brille ausgezogen?», fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. Ich dachte an meine unzähligen Versuche meine Freunde von den Brillen zu befreien. Madeleine lachte kurz auf: «Es gibt einen Notfallknopf hinten am Verschluss der Brille. Aber das hat euch Saturn nicht gesagt, oder?»

«Einen Notfallknopf? Aber…nein, woher wussten sie das?» Ich wusste nicht so recht, ob ich Madeleine vertrauen oder mich lieber vor ihr in acht nehmen sollte. «Ich habe früher einmal für Saturn gearbeitet. Doch mir gefiel nicht, dass Saturn die Brillen mit den Gehirnströmen verband. Also musste ich gehen, noch bevor sie die Brillen fertig entwickelt hatten.» Madeleine zog einen Stuhl heran, der in einer freien Ecke des Zimmerchens stand und setzte sich. «Als sie schliesslich an alle verschickt wurde, habe ich meine Brille untersucht, aber nie selber angezogen. Ich traue Saturn nicht. Und das auch zu recht. Weisst du, warum Luisa gestern einfach so zusammengebrochen ist?» Sie beugte sich verschwörerisch vor. Intuitiv lehnte auch ich mich ein wenig vor und schüttelte leicht den Kopf. «Weil diese Brillen ihre Batterie aus der Energie des Trägers ziehen. Es ist recht kompliziert zu erklären. Die neuste Technik war dafür nötig. Hast du dich nie gefragt, weshalb du die Brille nie aufladen musst? Genau deshalb. Luisa hatte die Brille wahrscheinlich schon so lange an, dass – ihre eigene Energie einfach aufgebraucht war.»
Ihre Stimme war sehr ernst und ein klammes Gefühl beschlich mich. Ich blinzelte und schüttelte den Kopf, um das Durcheinander in meinem Kopf ein wenig zu lösen. «Aber», setzte ich schliesslich an, «wenn sie wussten, wie man die Brillen ausschaltet, wieso haben sie den Menschen denn nicht geholfen sie auszuziehen?» «Sie wollten es nicht», antwortete Madeleine fast ein wenig verzweifelt, «wenn ich sie ihnen ausgezogen hatte, sah ich sie am nächsten Tag wieder mit diesen Dingern auf der Nase herumlaufen. Und ausserdem: denkst du nicht, dass Saturn es bemerkt hätte, wenn plötzlich in einem Dorf niemand mehr die Brillen getragen hätte?» Ich musste ihr recht geben und nickte. Langsam entspannte ich mich ein wenig. «Wenn Luisa aufwacht», ich kaute nachdenklich auf meiner Lippe, «wird sie dann nicht ihre Brille wieder anziehen wollen?» Madeleine seufzte tief: «Ich weiss es nicht. Wir werden sehen. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis sie aufwacht. Möchtest du vielleicht einen Tee?»

7 Stunden zuvor

Ich sass auf meinem Bett, lehnte entspannt an der weissen Wand und nippte ab und zu an meinem Tee, als sich Luisa endlich bewegte. Sofort stellte ich den Tee zur Seite und tappte zu Luisas Bett hinüber. Vorsichtig setzte ich mich auf die Bettkannte. Madeleines Worte, die sie zu mir gesagt hatte, bevor sie verschwand, um an der Brille zu forschen, hallten in meinem Kopf nach: «Wenn sie aufwacht, musst du sofort mit ihr reden, sag ihr, wer du bist… das wird sie wahrscheinlich etwas beruhigen. Und vielleicht ist es besser, wenn du ihr nicht sagst, dass sie nicht mehr in ihrer Welt ist…»
Ich räusperte mich kurz: «Äääh…Luisa? Hallo, ich bin’s Max…» Luisa hatte gerade den Arm gehoben und hielt jetzt mitten in der Bewegung inne. «Max?». Ihre Stimme hörte sich heiser und schwach an, aber sie redete! Ich lachte erleichtert auf: «Ja! Genau! Wie geht es dir?» Sie versuchte, sich langsam aufzurichten und murmelte: «Ich…keine Ahnung… ich weiss nicht…was habe ich auf den Augen?» «Ach das ist nur ein Tuch. Warte, ich nehme es weg.» Vorsichtig löste ich den Knoten an ihrem Hinterkopf und nahm ihr das Tuch ab. Ihre Augen waren zuerst geschlossen. Dann begannen ihre Augenlider zu flattern und sie versuchte, ihre Augen an das helle Sonnenlicht zu gewöhnen. Ein feines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als sie mir direkt in die Augen sah. Dann wanderte ihr Blick weiter. Über die Bilder in den schönen frühlingshaften Farben, den hölzernen Boden, das weisse Bettlaken, und schliesslich sah sie wieder mich an. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ihre Lippe begann zu zittern. Eine Träne rollte ihre Wange hinunter. Das hatte ich nicht erwartet. «Nein, äh…Luisa… es tut mir leid…» Aber sie schüttelte nur den Kopf und schniefte: «Das hier ist real, oder? Es ist nicht in meiner Fantasie.» Etwas verloren schüttelte ich den Kopf: «Luisa, hör zu, wir mussten dir die Brille ausziehen, es…» «Ich weiss, ich weiss», sie unterbrach mich und lachte kurz auf. «Ich bin dir sehr dankbar dafür.» In meinem Kopf drehte sich alles. «Wie? Du willst die Brille nicht wieder anziehen?» Sie schüttelte wild den Kopf: «Nein, auf keinen Fall! Am Anfang war es wunderbar, aber dann…» Schnell wischte sie sich eine Träne von der Wange. «Was dann?», fragte ich und beugte mich vor. «Die Menschen haben nicht mit mir geredet, Max. Auch du warst dort, in meiner Welt. Aber du hast nur gesprochen, wenn ich in Gedanken deine Sätze geformt habe. Alle Farben schienen irgendwann einfach zu grell…und das Schlimmste war…ich habe nie gefühlt…Ich habe immer nur gesehen…Ich konnte über die schönsten Blumenwiesen rennen und fühlte doch das Gras unter meinen Füssen nicht. Ich konnte von einem Felsen in einen Kristallsee springen und hatte nicht das Gefühl zu fallen…» Ihre Stimme brach ab. Kurz entschlossen nahm ich sie in den Arm. Ihre Haare kitzelten mich an der Wange. «Warum hast du die Brille denn nie ausgezogen?», fragte ich leise. «Ich wusste nicht… ich dachte, die virtuelle Welt sei die echte… ich begann zu vergessen, was echt und was nicht real war…» Einen Moment lang sassen wir einfach nur da. «Ich werde versuchen, das zu beenden», sagte ich schliesslich, «wir sind bereits einen Tag von unserem Dorf entfernt. Ich versuche Saturn zu finden und… sie irgendwie aufzuhalten. Kommst du mit?» Luisa blickte mich an und ich war froh, als ich sah, wie sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie nickte entschlossen.

6 Stunden zuvor

Es kam mir nicht ganz richtig vor, dass wir einfach gegangen waren. Madeleine hatte uns sehr geholfen und ich war froh, dass wir genau vor ihrer Wäscherei zusammengebrochen waren. Aber wir beide hielten es für besser, wenn wir so schnell wie möglich aufbrechen würden, um möglichst bei Tageslicht anzukommen. So wanderten wir in der frühen Mittagssonne die lange Strasse entlang. Verstohlen betrachtete ich Luisa von der Seite. Ihr Lächeln war nie von ihrem Gesicht gewichen, seit wir aufgebrochen waren. Einmal streckte sie ihre Arme aus und schloss kurz die Augen. «Ich habe es so vermisst! Das Gefühl von Sonne auf der Haut…»

5 Stunden zuvor

Die heisse Mittagssonne brannte vom Himmel. Es war unglaublich heiss, doch Luisa schien sogar dieses Gefühl zu lieben.

4 Stunden zuvor

Wir machten kurz Halt am Strassenrand und assen den Proviant, welchen ich von zu Hause mitgenommen hatte. Noch nie hatte ich einen Menschen gesehen, der so fasziniert auf einem Apfel kaute wie Luisa. Als die Sonne etwas weitergewandert und es nicht mehr so heiss war, gingen wir schliesslich mit neuer Energie weiter.

3 Stunden zuvor

Die Landschaft begann sich zu verändern. Wo vorher hohe grüne Bäume gestanden hatten, wurde das Land karg und trocken. Die vielen Grün- und Gelbtöne verwandelten sich in dreckige Braun und Grautöne. Da verschwand Luisas Lächeln nach und nach. Der Boden unter unseren Füssen wurde staubig und dreckig, und es zogen grosse graue Wolken auf.

2 Stunden zuvor

Luisa lächelte wieder. Nicht wegen der Farben oder dem Dreck, der wie Schlamm an unseren Schuhen und Beinen kleben blieb, sondern weil es regnete. Unsere Haare wurden nass, unsere Kleider wurden nass, unsere Schuhe wurden nass. Aber es war ein warmer, angenehmer Regen. Luisa hüpfte lachend kreuz und quer über die Strasse, und ihre Fröhlichkeit steckte auch mich an. Zusammen sprangen wir in Pfützen, versuchten die Regentropfen in der Luft aufzufangen und rannten immer weiter der langen Strasse entlang.

1 Stunde zuvor

Plötzlich sahen wir in der Ferne die Giebel von Hausdächern aufragen. Der Regen hatte nachgelassen und schliesslich aufgehört und unsere Kleider waren nur noch feucht. «Da muss es sein!», sagte ich erleichtert. «Na dann mal los», antwortete Luisa.
Entschlossen gingen wir auf die Häuser in der Ferne zu. Es war einfacher, wenn wir unser Ziel nun vor uns sahen. Doch je näher wir den Häusern kamen, desto grösser und höher wurden sie. Es waren keine Häuser wie in unserem Dorf. Sie waren hoch und viereckig. Und grau.

20 Minuten zuvor

Als wir schliesslich vor der Gruppe von Häusern standen, blieben wir ehrfürchtig stehen. Die Gebäude waren riesig! Wir mussten den Kopf in den Nacken legen, um sie ganz zu sehen. Ich blickte mich weiter um. Ausser den paar Häusern von Saturn war hier nicht viel. Keine Bäume, keine Sträucher, keine Tiere. Nur rötlicher Steinboden. «Findest du es nicht auch merkwürdig, dass hier niemand ist?», fragte ich und wandte mich Luisa zu. Sie nickte nur mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. «Ich finde, wir sollten es bei diesem Gebäude probieren.» Luisa deutete mit ausgestrecktem Finger auf das grösste der Gebäude. Ich war derselben Meinung, also gingen wir vorsichtig auf die grossen grauen Blöcke zu und schliesslich zwischen ihnen hindurch.
Auf der Suche nach einem Eingang liefen wir einmal um den halben Block herum, und bei einer Seite zählte ich meine Schritte. 20 hatte ich mindestens gebraucht, und das nur bei einer Seite… Irgendwie beunruhigte mich die Grösse des Gebäudes… «Nun ja… hoffen wir mal, dass es einen Lift hat…», grinste Luisa. Wir standen vor einer viel zu klein wirkenden Metalltür mit einer glänzenden Türklinke. Irgendwie war mir nicht wohl bei der Sache. Ständig hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden… «Ist alles in Ordnung?», Luisa sah mich etwas besorgt an. Ich schüttelte schnell den Kopf: «Nein, nein… also doch… ich meine…» Luisa lächelte leicht. «Du bist nervös, oder?» Ich schaute zu Boden und suchte nach den richtigen Worten: «Ääh Luisa… um ehrlich zu sein… ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, wenn ich da drinnen bin… Sollen wir uns als Arbeiter verkleiden? Sollen wir den Leiter suchen? Was werden sie wohl mit uns machen, wenn sie sehen, dass wir die Brillen nicht tragen?» «Ich denke, das werden wir erst sehen, wenn wir drinnen sind… aber das mit dem Leiter ist keine schlechte Idee…» Ich nickte erleichtert. «Okay dann…», ich atmete ein letztes Mal tief durch und legte eine Hand auf die Türklinke. Luisa nickte mir ermutigend zu. Ich drückte die Türklinke hinunter.

10 Minuten zuvor

Entschlossen trat ich ein. Dicht hinter mir folgte Luisa, welche vorsichtig die Tür hinter sich zuzog. Als ich mich umdrehte, vergass ich für einen Moment zu atmen. Es war wunderschön. Wir standen auf einem Felsvorsprung, rund um uns waren nur weisse, flauschige Wölkchen zu sehen, die in einem matten orange leuchteten. Über uns strahlte der Himmel in einem leichten Hellblau. Wir waren über den Wolken! Ein warmer Wind blies mir ins Gesicht und ich atmete tief die frische Luft ein. Ich wollte nichts anderes tun, als dazustehen und über das endlos lange Wolkenmeer blicken. Ein Lachen breitete sich auf meinem Gesicht aus und mein zuvor etwas angespannter Körper wurde lockerer. Ich drehte mich zu Luisa um und grinste sie an. Sie grinste etwas unsicher zurück. «Also, kommst du?», fragte sie schliesslich. Ich hielt inne. Wohin sollte ich kommen? Es war wunderschön hier! Und ausserdem…was war wichtiger als hier zu bleiben und die Wolken zu betrachten? «Nein», antwortete ich deshalb lächelnd.
«Nein?» «Nein!» Ich würde hier bleiben, für immer wenn ich könnte. «Max, was ist mit dir los? Wir müssen weiter!», Luisa fasste mich am Arm und sah mich durchdringend an. «Nein, lass mich los! Ich mache was ich will!», fuhr ich Luisa an. Ich fühlte mich gut… sehr gut sogar… Sie ging erschrocken ein paar Schritte zurück. «Max hör auf!», ihre Stimme begann zu zittern. «Hau ab! Dies ist mein Platz!», herrisch liess ich meinen Blick mit einem Lächeln über die Wolken schweifen. Plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz in der Wange. Ich fuhr herum. Neben mir starrte mir Luisa wütend ins Gesicht. Hatte sie mich gerade geschlagen? Ich rang rasend nach Luft: «Was glaubst du eigentlich…» «Merkst du gerade was hier passiert?», unterbrach sie mich, «Das bist nicht du, der da spricht! Sie manipulieren dich mit deiner Fantasiewelt! Merkst du denn nicht wie unrealistisch das gerade ist? Wir sind in einem Haus! In einem grauen, hohen, viereckigen Haus! Glaubst du ernsthaft, wir würden einfach so mir nichts dir nichts durch eine Tür gehen und auf einem paradiesischen Felsvorsprung wieder rauskommen? Das hier ist nicht die echte Welt, Max! Das hier ist nicht real!» In meinem Kopf schien sich etwas zu ändern. Mein Blick veränderte sich. Als ich mich wieder umschaute, schienen die Farben zu grell, der Boden unter meinen Füssen zu eintönig. Ich blickte Luisa an. Das Gefühl von Zufriedenheit und Macht verschwand und es blieb nur Schuld und Angst zurück. «Luisa, es tut mir leid!», flüsterte ich schuldbewusst. Sie nickte nur mit ausdruckslosem Gesicht und meinte: «Wir müssen diese Vision beenden.» Auch ich nickte langsam. «Aber wie?» «Vielleicht…», sie blickte sich um, «hast du vielleicht Streichhölzer?» Schnell öffnete ich meinen Rucksack und hielt ihr kurz darauf die Packung mit Streichhölzern hin. «Danke», sie nahm sie entgegen. «Wenn diese Illusion mit Technik erzeugt wurde, kann sie vielleicht durch einen Funken vernichtet werden…» Sie zog nachdenklich ein Streichholz aus der Schachtel und zündete es mit einem «Ratsch» an. Dann trat sie nahe an den Abgrund heran und drehte sich zu mir um. Der Wind blies ihr die langen Haare aus dem Gesicht. Dann liess sie das Streichholz fallen. Wie in Zeitlupe sah ich das Streichholz fallen. Dann war es verschwunden. Plötzlich leuchtete die ganze Umgebung gleissend hell auf. Ich kniff die Augen zusammen und hielt die Arme schützend vor mein Gesicht. Dann sah ich, wie die Wolken anfingen zu brennen, als wären sie aus Watte, und schliesslich gab es einen gewaltigen Knall wie ein mächtiges Donnergrollen, und eine Druckwelle fegte uns mit ungeheurer Kraft von den Füssen. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl zu fliegen. Dann wurde alles schwarz.

Jetzt

Es schneit. Winzige Flocken schweben aus dem schwarzen Nichts über mir zu Boden. Ich spüre den harten Steinboden unter meinem Rücken, meinem Hinterkopf, meinen Arme, meinen Beine und ich spüre, wie die eisige Kälte in meinen Körper dringt. Ich liege einfach nur da, weiss nicht, ob ich mich noch bewegen kann, weiss nicht, ob ich überhaupt noch lebe. Zitternd hole ich Luft. Mein Atem hallt in meinen Ohren und die Kälte sticht in meiner Lunge. Vorsichtig hebe ich einen Arm. Der Schnee unter meinen Fingern schmilzt, als ich mich ruckartig hochrapple. Wohin ich auch blicke, sehe ich das matte Schwarz und die leuchtenden, tänzelnden Schneeflocken. Und etwa vier Schritte neben mir liegt ein Mensch. Ein Mädchen. Es hat die Augen geschlossen. Sie liegt völlig ausgestreckt da und ihre langen lockigen Haare liegen wie ein Heiligenschein um ihren Kopf ausgebreitet. Wackelig stehe ich auf, stolpere zu ihr herüber und knie neben ihr nieder. Ihre Haut ist ganz weiss. Ein paar Schneeflocken haben sich in ihren Wimpern verfangen und ihre Lippen haben einen leicht bläulichen Schimmer. Die Erkenntnis trifft mich so plötzlich, dass ich erschrocken aufkeuche. Luisa!

Ich beuge mich zitternd über sie und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Sie ist eisig kalt. «Luisa? Bitte wach auf! Luisa bitte!» Meine Hand auf Luisas Schulter zittert wie Espenlaub. Mein Hals ist wie ausgedörrt und ich wünsche mir nur, dass Luisa ihre Augen öffnet. «Luisa?» Blinzelnd öffnen sich ihre Augen. Ich keuche erleichtert auf. Mein Atem bildet weisse Wölkchen in der Luft. Ich helfe Luisa aufzusitzen. «Was ist passiert?», ihre Stimme tönt etwas heiser. «Ich weiss es nicht genau», antworte ich erschöpft, «ich kann mich nur noch daran erinnern, durch die Luft geflogen zu sein und dann wurde alles schwarz…» Wir blicken uns schweigend um. Die weissen Schneeflocken wirbeln friedlich umher und der Boden um uns färbt sich langsam blütenweiss. Es ist völlig still. Kein Laut ist zu hören. Kein Wind, keine Tiere, keine Bewegung. Wir schauen uns gleichzeitig an. Luisas grosse Augen blicken direkt in meine. «Aber es ist echt…oder?»

Joëlle Hofmann, 14

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