Gewerbe
1. Mai im Herbst
Am vergangenen Samstag fand bei Zweifel 1898 der Tag der offenen Weinkeller statt. Für einmal bot sich den Gästen die Möglichkeit, die Kelterei mitten in der Wümmetzeit zu besuchen.
30. September 2020 — PR (Publireportage)
Traditionell findet der Offene Tag der Weinkeller am 1. Mai statt. Nicht in diesem ungewöhnlichen Jahr. Um den beliebten Anlass nicht ganz ins Wasser fallen zu lassen, organisierte Zweifel 1898 in Höngg am vergangenen Samstag einen eigenen Tag mit Degustationen und drei Führungen, die gut besucht waren. Da für das letzte Wochenende im September Regen angesagt war, pausierte die «Wümmet» bis und mit Dienstag, bevor die restlichen roten Weintrauben eingeholt wurden. Deshalb standen die Maschinen in der Kelterei während der Führung zwar still, doch in der Luft hing ein etwas strenger Duft, verursacht vom CO2, das ab und zu mit einem lautem «Pfff» aus den riesigen Gärtanks entwich. «Keine Sorge, wir haben eine Alarmanlage, die uns warnt, wenn die Werte zu hoch werden», beruhigte Jonas Gantenbein, Leiter Gastronomie und Events bei Zweifel 1898, die Gruppe von etwa 20 Weininteressierten. Ein Grossteil der Ernte wurde bereits eingefahren. Gantenbein zeigte den Gästen, wo die Trauben angeliefert werden, wie sie portionenweise auf ein Förderband gelegt und in der sogenannten Entrappungsmaschine von Stiel und Stengel befreit werden. Anschliessend werden sie gepresst und zermantscht. Der frische Saft der weissen Traube ist anfänglich nichts weiter als ein süsser Traubensaft. Im Stahltank wird ihm die passende Weinhefe zugefügt und er beginnt zu gären. Beim Rotwein ist der Prozess etwas anders, denn für die rote Farbe muss der Saft erst eine Zeit lang in der eigenen Maische liegen. Davon konnten sich die Besucher*innen nun selber ein Bild machen, denn die ersten Rotweintrauben waren bereits für den Erstkontakt in Stahlbehälter abgefüllt worden. Zu tief solle man aber doch lieber nicht inhalieren, während man sich über die Fässer beuge, lachte Gantenbein. Von wegen CO2 und so. Die Maischegärung dauert etwa eineinhalb bis zwei Wochen. Erst dann kommt der Wein ins Fass.
Immer am Puls der Zeit
Wer sich für Geschichte und Marketing interessiert, erfuhr im hauseigenen Museum einiges über die Erfolgsgeschichte der Familie Zweifel, zu der neben Wein- und Gartenbau ja auch die berühmten Zweifel Pomy-Chips gehören. Man zeigte sich schon früh innovativ und anpassungsfähig. Als Ende des 19. Jahrhunderts Äpfel an Wichtigkeit gewannen, weil die importierte Reblaus die Reben bedrohte und aus Italien günstige, aromatischere Weine in die Schweiz kamen, sagte man sich «die Zukunft liegt im Apfel», und rief die Mosterei Zweifel ins Leben, welche 1948 die modernste Mosterei in ganz Europa wurde. 1958 schliesslich war das Geburtsjahr der Pomy-Chips und der Werbeslogan «Chips machen Durst, Moscht löscht den Durst» schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Chips waren so erfolgreich, dass die Produktion nach Spreitenbach gezügelt und vergrössert wurde. Auch die Weinproduktion nahm wieder Schwung auf und ist bis heute erfolgreich mit ihrem modern-traditionellen Konzept.
Probelauf für Wine World Zürich
Nach dem kurzweiligen Vortrag konnten die Besucher*innen schliesslich zum praktischen Teil übergehen: der Degustation. Elegant umgesetzt hatten die Veranstalter die Covid-19-Schutzmassnahmen: Die Plexiglasscheiben, die die Angestellten von den Degustierenden trennten, waren links und rechts von ausrangierten Fassdauben eingefasst. «Das ist für uns ein guter Probelauf für die Wine World Zürich 2020, die wir Ende Oktober und Anfang November im Fasskeller durchführen werden», sagt Thomas Herter, langjähriger Mitarbeiter und Leiter Privatverkauf und Handel der Zweifel 1898, zufrieden.
Wine World Zürich 2020
Neun Zürcher Weinfachgeschäfte öffnen während acht Tagen ihre Türen und Flaschen. 29. Oktober bis 1. November und 5. bis 8. November. Zweifel 1898, Regensdorferstrasse 20. www.wineworld-zuerich.ch/zweifel-1898
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