1.-August-Feier mit brisant-brillanter Rede

Die 1.-August-Feier im Turnerhaus auf dem Kappenbühl zog viele Höngger an. Zahlreich sass man auf den Festbänken nebeneinander, hörte gespannt der Rede von Dr. Felix E. Müller zu und bekam am grossen Höhenfeuer heisse Wangen.

Spezielle Stimmung um das grosse Höhenfeuer: Wer sich zu nah heranwagte, fing an zu schwitzen.

Während Kinder ausgelassen auf dem Areal des Turnvereins spielten, begrüsste Alexander Jäger, Präsident des Quartiervereins Höngg, die Besucher pünktlich um 20.30 Uhr. «Ich glaube, Petrus ist ein Schweizer – das Wetter ist perfekt, um den Geburtstag der Schweiz zu feiern», sagte er mit einem Lächeln. Er dankte Lydia und Rolf Pulfer, welche die Festwirtschaft des Turnvereins Höngg zum neunten und letzten Mal führten: 2015 nimmt Lydia Pulfer am Turnanlass «Gymnaestrada» teil, der im Juli in Helsinki stattfindet. Rund 250000 Teilnehmende aus der ganzen Welt und jeden Alters werden erwartet. Die Schweiz bildet mit etwa 4000 Aktiven die grösste Delegation. «Wir suchen nun im Turnverein nach Nachfolgern, welche die Organisation der 1.-August-Festwirtschaft übernehmen», so ihr Ehemann Rolf Pulfer, der seine Frau nach Helsinki begleiten wird. 

Feurige Neuerungen 

Alexander Jäger erzählte, dass zum ersten Mal seit 58 Jahren nicht Schaggi Heusser der Dritte, mittlerweile 95 Jahre alt, das 1.-August-Feuer aufgestapelt habe und anfachen werde, sondern dessen Sohn Schaggi Heusser der Vierte, zusammen mit Hansruedi Frehner und Paul Meier, allesamt Mitglieder des Verschönerungs-Vereins Höngg. «Da sieht man es, wenn eine erfahrene Person etwas nicht mehr macht, dann braucht es gleich drei Nachfolger», so der QVH-Präsident mit einem Augenzwinkern, was zu herzlichem Gelächter der Besucher führte. Er sei langjähriger Zeitungsverträger, unter anderem vertrage er auch die «NZZ am Sonntag». Deshalb freue es ihn ganz besonders, dass der Höngger Felix E. Müller, Chefredaktor der genannten Zeitung und schon lange im Quartier daheim, zugesagt habe, die 1.-August-Ansprache zu halten. 

Witzige, nachdenkliche, tiefgründige Rede 

Felix E. Müller sagte «Wir alle, die jetzt hier sind, machen die Schweiz aus – Alt und Jung, brav und frech, reich und arm, links und rechts». Am 1. August stehe das Verbindende im Zentrum, nicht das Trennende. Höngg sei ein tolles Quartier mit vielen aktiven Vereinen und erst noch einer eigenen Zeitung, dem «Höngger»: «Eines meiner Leibblätter!», so der Chefredaktor, der im Musikverein Höngg «in den hinteren Rängen» Klarinette gespielt hat.

Er kam zu Politik und Problemen, von denen es in der Schweiz zum Glück keine gravierenden habe. «Natürlich gibt es immer Probleme. Und wenn wir keine Probleme mehr hätten, dann würde man neue erfinden – schliesslich lebt ja die Politik von Problemen, nicht von Lösungen», so der begabte Redner mit leichter Ironie. Der Applaus des Publikums gab ihm recht. In Höngg habe man auch Probleme, nämlich das Verkehrsproblem am Meierhofplatz, die sogenannte Verslumung im Zentrum, welche aber ein ausländischer Slumbewohner gar nicht verstehen würde, weil alles so ordentlich sei. Und dann die schlechten Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr in die Innenstadt … Dafür habe es zu viel öffentlichen Verkehr auf der Werdinsel. Das Publikum hielt sich die Bäuche vor Lachen, schliesslich stimmt, was Felix E. Müller sagte. Passend auch, dass ein Kleinkind um das Rednerpult tapste, als er von Kindern und ihrem Aufwachsen sprach. 

Auf zum Wald-Rundgang 

Nach der Rede, welche herzlich beklatscht wurde, ging es bald zum Lampionumzug, der wie jedes Jahr durch den Wald führte, so dass es auch dunkel genug war, damit die Lampions und Laternen ihr Leuchten richtig verbreiten konnten. Mit tatkräftiger Hilfe der Eltern wurden die Lichtbringer getragen und teilweise bedenklich hin- und hergeschaukelt, und wenn bei einem Lampion das Papier vom Halter fiel, war es auch nicht so tragisch, und man lief mit «nacktem» Elektrolichtlein tapfer weiter. 
Die Fackelträger am Anfang und Schluss des Umzuges wiesen einem sicher den Weg. «Bi eus gaht keine verlore», war ihr Motto, und so kamen alle sicher beim Höhenfeuer an.

Mehrere Tonnen Holz – natürlich Höngger Holz 

Bauer Emil Bader hatte mehrere Tonnen «Höngger Stadtholz» von Grün Stadt Zürich auf den Feuerplatz gebracht und mit einem Kran abgeladen, welches die drei neuen «Feuermänner» zu einem beachtlichen Haufen aufschichteten. Unter ihrem aufmerksamen Blick loderte das Feuer heiss, betrachtet von zahlreichen Besuchern, die in sicherem Abstand Fotos machten, sich unterhielten oder einfach da standen und sich Gedanken machten – vielleicht darüber, wie die Schweiz in die Zukunft geht?

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