Der ewz-Glasfaser-Anschluss im Praxistest

Bis die Glasfaserkabel für Telefon, Internet und Fernsehen in den Haushalten ankamen, dauerte es. Von der Planung zur Volksabstimmung über die zahlreichen Baustellen vor und in den Häusern bis zur Montage der Steckdosen in den Wohnungen verging einiges an Zeit. Nun ist es, als wolle die neue Technik diese alle wieder zurückerstatten. Ein Erfahrungsbericht.

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Alles was neben der Stromsteckdose (rechts) bleibt: Die Internet-Box, hier gleich links neben der neuen Glasfasersteckdose (Mitte) an der Wand montiert, kann sie natürlich auch weiter weg platziert werden.

Seit der Abstimmung 2012 wusste man es, und bald darauf sah man es auch im Quartier an den überall aufgerissenen Strassen und Gehsteigen: Das ewz-Glasfasernetz kommt, und zwar gratis bis in die Wohnung. Und man wusste, dass man als Endkonsument im Moment nichts unternehmen musste, ausser Geduld zu haben. Einzig die Hauseigentümer mussten mit dem ewz Verträge abschliessen – wer dies rechtzeitig tat, ist unterdessen am Netz: Aktuell wird nur noch im Gebiet Ottenbergstrasse gebaut, danach, bis Mitte Januar 2016, werden dort rund 2000 weitere und damit alle Höngger Haushalte mit dem Glasfasernetz ewz.zürinet erschlossen sein.
Vor unserem Haus wurde bereits vor Monaten der Gehsteig aufgerissen und relativ kurzfristig nach einem Termin nachgefragt, um von dort aus die Kabel ins Haus zu führen. In unserem Fall ging dies entlang der bereits bestehenden Hauptstromleitung ohne grösseren Aufwand. Schon hing der Hausanschlusskasten im Kellergeschoss. Danach kündigte der zuständige Projektleiter seinen Besuch an, um den weiteren Verlauf der Zuleitungen zum Multimedia-Verteilkasten, quasi der Hauszentrale, mit dem Hauseigentümer zu besprechen. Die Abmachungen wurden mit Handyfotos dokumentiert. Es schien alles logisch und kein Problem. Und das war es dann auch nicht, als die beiden Installateure einige Wochen später zu Werke gingen. Kleinere Abweichungen ergaben sich allerdings, weil bei einem Altbau manchmal eben erst bei der Ausführung klar wird, dass der zuvor per Handyfoto festgehaltene Weg nicht praktikabel ist. Aber es fanden sich einfache Lösungen. Von anderen Häusern ist mir aber auch bekannt, dass sich die Ausführenden nicht an die Vorgaben hielten und die Kabelschächte an Orten verlegten, an denen sie zumindest optisch nicht zumutbar waren – und danach wieder rückgebaut und neuverlegt werden mussten. Kosten entstanden der Hauseigentümerschaft keine.

Einfach bestellen

Nun also war der Multimedia-Verteilkasten montiert, in unserem Fall neben dem Sicherungskasten, und die Glasfasern bis hierhin bereit. Automatisch wurde dies auch den Wohnungsmietern, also den Endkunden, gemeldet. Nun mussten diese sich unter einem der vierzehn Service-Providern des ewz-zürinet – also den eigentlichen Anbietern der Telefon-, Internet- und Fernsehdienstleistungen – einen nach ihren Bedürfnissen aussuchen. Mit der Bestellung der Dienstleistung wurde automatisch die Erschliessung ausgelöst, also das Verlegen des Glasfaserkabels bis in die Wohnung. Wir wollten den Provider nicht wechseln und blieben bei der Swisscom.
Nun ging alles schnell: Der Projektleiter meldete sich und kam vorbei, um sich die Situation anzuschauen. Zwei Wohneinheiten mussten erschlossen werden. Wieder dienten Handyfotos als Vorbereitung. Die beiden Installateure, die dann am vereinbarten Termin zu Werke gingen, waren freundlich, arbeiteten speditiv und fanden sogar selbst den Staubsauger, um den wenigen Schmutz zu beseitigen. Am frühen Nachmittag verabschiedeten sie sich und zurück blieb in jeder Wohnung eine kleine, neue Glasfasersteckdose an der Wand im Wohnzimmer.

Welcher Steckplatz darf‘s denn sein?

Zwei Tage später kam das Paket der Swisscom mit der neuen Internet-Box. Also auspacken, anschliessen, lossurfen – wie es in der Werbung hiess.
Schritt 1 war kein Problem, im Auspacken bin ich seit der ersten, bewusst erlebten Weihnacht routiniert. Ab Schritt 2 wurde es etwas komplizierter. Die einfach gestaltete Anleitung begann mit dem Punkt «entfernen Sie Ihre alten Router-Installationen». Gesagt, getan und ich war nicht mehr erreichbar. Kein Internet und kein Telefon. Das Einstecken der neuen Kabel sollte einfach sein – allerdings sehen Stecker von Glasfaserkabeln eben etwas anders aus, und da ja noch gewarnt wird, man soll deren Enden nicht berühren, sie seien empfindlich, ist man eben vorsichtig. Komplizierend: Die Glasfasersteckdose ist niedrig montiert, und die beiden Steckplätze an der Unterseite sind eher zu ertasten als zu sehen. Kein optimales Design. Zudem: welcher der beiden ertasteten Steckplätze ist es denn nun? In der Betriebsanleitung heisst es dazu, es sei «in der Regel» die Nummer 2, selten die 1, aber die Swisscom habe dazu einen Brief gesandt. Der in meinem Fall aber nie angekommen ist, also wählte ich den Steckplatz 2. Man will ja in solchen Dingen keine Ausnahme von der Regel sein.

Alles ganz einfach?

Dann also die neue Internet-Box gestartet. Simpel – bis die digitale Anzeige behauptet, kein Signal zu empfangen. Vielleicht doch der Steckplatz 1? Also umstecken und zweiter Versuch. Auch hier: «Kein Signal vorhanden». Also alles nochmals von vorne. Beide Varianten bleiben erneut erfolglos. Ein Fall für die Hotline. Wie aber diese anrufen? Das alte Telefon ist ja bereits komplett demontiert! Ja, ich weiss: das Handy – aber mit Festnetzinstallationen beschäftigt kam mir das in diesem Moment nicht in den Sinn und ich montierte die ganze «alte» Verkabelung neu, um die Hotline anzurufen. Dort wurde ich freundlich bedient. Man versuchte, das Problem zu orten, was natürlich nur geht, wenn die neue Internet-Box installiert ist… also notierte sich der Kundenbetreuer meine Handynummer (ja, er führte mir meine Ideenlücke von soeben vor Augen, der Gute!) und rief mich einige Minuten später zurück, damit ich Zeit hatte, die neue Box unterdessen wieder anzuschliessen. «Wie dumm kann man denn sein», fragte ich mich selbst bereits, schliesslich wird der ganze Vorgang zwar nicht mit diesem Wort, aber als «idiotensicher» beschrieben. Entsprechend brach ziemliche Erleichterung aus, als auch die Tipps des Kundenberaters nichts brachten, er resignierte und mich mit dem Techniker verband. Dieser leitete mich dann noch durch einen «Reset» der Box, was aber auch nur die bekannte Fehlermeldung herbeizauberte. Dann wird der Techniker eben vor Ort kommen müssen und ich montierte meine alten Router-Installationen wieder, um bis dahin nicht komplett «offline» zu sein.

«Betriebsanleitungen», man kennt es ja…

Zwei Tage später stand der Techniker da. Als Erstes regte sich der Mann über die Betriebsanleitung der Internet-Box auf: «Die schreiben da so einen Mist: Man muss gar nicht zuerst alle alten Geräte und Kabel entfernen! Es reicht, wenn man die alte Box am Kippschalter ausschaltet, die neue in Betrieb nimmt, und erst wenn alles funktioniert, die alten Geräte und Kabel entfernt.» Wo er recht hat, hat er recht, und schliesslich ist das ja nicht die erste Betriebsanleitung, die jemand verfasst und danach niemals selbst ausprobiert hat. Betriebsanleitungsautoren kommen selten in den Himmel. Jedenfalls nahm der nette Mann alles in Betrieb, startete und las auch nur die «kein Signal»-Meldung. «Das muss am Kabel liegen», meinte er, und montierte eine kleine Leuchtquelle, die einen Rotlichtimpuls in Richtung zentralen Verteiler sandte. Dieser ist bei der Poststelle Höngg, wo der Mann dann hinfuhr, um im Kabelgewirr dort «meinen» Lichtimpuls hoffentlich zu finden. Und er fand ihn. Aber damit auch, dass dort, in der Zentrale, mein Kabel gar nicht angeschlossen war. Er änderte das sofort und kam zu mir zurück. Dann war plötzlich alles so leicht wie beschrieben: «anschliessen und lossurfen». Sicherheitshalber liess ich ihn aber nicht gehen, bis ich nebst Telefon und Fernseher auch das Internet geprüft hatte. Und beim Starten des WLAN‘s galt es dann doch noch, Online-Einstellungen vorzunehmen, die ich auf Anhieb nicht selbst gefunden hätte, zumal meine Nerven nach den insgesamt verbrachten Stunden bereits etwas gelitten hatten. Ein Ärger, den man sich übrigens mit dem «Try&Buy»-Angebot des ewz ersparen kann: Bei einem Service-Provider des ewz.zürinet sind Installation und Inbetriebnahme in der Regel inklusive und gratis, am besten man erkundigt sich einfach beim gewünschten Provider.

Vom «Plopp» zum «Tadadaaa!»

Doch dann lief auch bei mir alles. Und zwar glasfasermässig. Dem Telefon ist nichts anzumerken, meine Gespräche wurden nicht schneller. Aber digital schaue ich nun ohne unerklärbare Kurzunterbrüche fern, und im Internet bewege ich mich mit Lichtgeschwindigkeit: Eine neue Website angeklickt und es macht einfach nur noch «plopp» und – tadadaaa! – hier ist sie. Besonders bei komplexen Internetseiten oder Filmen ist der Unterschied markant. Kein Vergleich zur alten Kupferleitung, die mich mit der Welt verband und die ich bereits als schnell empfunden hatte. (Was nicht verwundern darf, denn als ich zum ersten Mal im Internet war, da war die Leistung des Modems noch so lächerlich langsam, dass man nach dem Aufrufen einer Seite beruhigt einen Kaffee trinken konnte – und je nach Bildanzahl sogar zu Mittag essen.)

Einen Nachteil hat das Ganze

Summa summarum ging alles, bis auf die «kein Signal»-Episode, sauber und glatt über die Bühne. Und gekostet hat es absolut nichts, ausser besagten Nerven, was zwar ehrlich, aber kaum repräsentativ ist. Nur ein grosser Nachteil hat die ganze Geschichte: Im Büro schlafe ich nun fast ein, während mein noch mit Kupfer erschlossener PC auf ein Signal aus der grossen Welt wartet. Aber auch das ist nur eine Frage der Zeit.

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