Zwischen Sozialarbeit und Ordnungsdienst

Im öffentlichen Raum sind sie regelmässig anzutreffen: Die Mitarbeitenden von sip züri haben unter anderem die Aufgabe, Konflikte zu schlichten und bei Störungen zu intervenieren. Nun soll die sip eine neue Rechtsgrundlage erhalten.

Michael Kraft, Gemeinderat SP

Die sip, Sicherheit, Intervention, Prävention, wurde im Jahr 2000 als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Die intensive Nutzung des öffentlichen Raums, die Folgen der aufgelösten offenen Drogenszene und die 24-Stunden-Gesellschaft waren die Auslöser dafür. Unterschiedliche Gruppen sollen im öffentlichen Raum möglichst gut mit- oder zumindest nebeneinander leben können. So haben Jugendliche im Oerliker MFO-Park an einem Sommerabend vermutlich andere Interessen als die dort lebenden Anwohner. Die sip soll die Eskalation von Konflikten verhindern und durch Kommunikation die gegenseitige Rücksichtnahme fördern. Sie soll aber auch über Hilfsangebote informieren: Auf den sogenannten Kältepatrouillen beispielsweise werden obdachlose Menschen aufgesucht, beraten und ihnen wird ein Schlafplatz vermittelt

Umsichtige Arbeit

Diese Mischung aus aufsuchender Sozialarbeit und ordnungsdienstlichen Aufgaben ist das Alleinstellungsmerkmal der sip – und gleichzeitig ihr grösster Kritikpunkt. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob diese beiden Aufgaben so gut zusammen passen: Kommt Repression nicht einfach im Mäntelchen der Prävention daher? Könnte es nicht sein, dass sich der eine oder andere als Sheriff fühlt, auch wenn die sip keine polizeilichen Kompetenzen hat?
Die Umsetzung hängt letztlich stark von den einzelnen Mitarbeitenden ab. Zumindest auf einem nächtlichen Rundgang, an dem ich als Mitglied der Sozialkommission teilnehmen durfte, hatte ich den Eindruck: Diese Leute üben ihre Arbeit bewusst, umsichtig und menschlich aus. Und so entsteht aus einem ordnungsdienstlichen Rundgang plötzlich ein unkompliziertes, sozialarbeiterisches Gespräch mit drei Jugendlichen über den Konsum von Alkohol und Drogen. Nicht zufällig erklärten Mitarbeitende der offenen Jugendarbeit, kurz OJA, kürzlich an einer Veranstaltung, dass ohne die sip Jugendliche aus dem öffentlichen Raum verdrängt würden

Volksabstimmung folgt

Denn die Frage muss erlaubt sein: Wäre die Übernahme jener Aufgaben durch private Sicherheitsdienste oder durch die Polizei eine Lösung? In meinen Augen nicht. Die sip hat eine andere Herangehensweise, die ihre Stärken hat. Die Debatte im Gemeinderat steht noch bevor, das letzte Wort hat die Zürcher Stimmbevölkerung.

Michael Kraft, Gemeinderat und Co-Präsident SP10

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