Zwei Höngger Visionäre im neuen Hansheiri-Zweifel-Stübli

«Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert und mehr als das Blei in der Flinte das Blei im Setzkasten.»

Hansheiri Zweifel und Louis Egli stossen in Hochdorf auf eine erfolgreiche Zukunft der Offizin an.

Dieser grosse Satz des deutschen Physikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg könnte einem Nachruf auf die legendären Gebrüder Erich und Louis Egli entstammen. Dafür ist es aber noch zu früh. Trotz bald schon 80 Lenzen und dem Zivilstand Urgrossvater beindrucken die Zwillinge weiterhin mit Vitalität und Schaffenskraft. Im Beisein von Hansheiri Zweifel wurde auf die Geburt ihrer jüngsten «Ur-Enkelin», der Buchdruck-Werkstatt in Hochdorf, angestossen. Das Alte weicht dem Neuen. Der Buchdruck, wie ihn der Mainzer Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert erfand, wich in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts dem Offsetdruck, und das Blei wurde vom Fotosatz abgelöst. Mit dem Verschwinden der alten Technik standen plötzlich all die tonnenschweren Kniehebelpressen, Heidelberger Zylinderautomaten, Tiegel und Zeilensetzmaschinen still. Die Gebrüder Egli betreiben ihre Höngger Druckerei schon fast 50 Jahre. Während unglaublichen 35 Jahren waren sie Verleger und Herausgeber des «Hönggers». Obwohl im Herzen stets der Tradition verbunden, machten auch die Eglis den Schritt in die drucktechnische Neuzeit. Der Trennungsschmerz wog fast so schwer wie ihre 15 Tonnen Alteisen und Blei, welche sie während Jahren in der Lagerhalle des Dachdeckermeisters Hansruedi Frehner einlagerten. Räumlich war die Trennung damit zwar vollzogen, in der Seele blieb die Leidenschaft für das alte Handwerk aber ungebrochen. Gedacht als Hobby für den Ruhestand, entwickelten die Egli-Brüder die Vision «lebendige Buchdruckwerkstatt». Egli und Pensionierung ist aber wie Höngg ohne Wein – undenkbar. Die Vision wird somit berufsbegleitend umgesetzt. Eine Egli-Arbeitswoche kennt keine Ruhetage. Zusammen mit weiteren Initianten des Vereins Weiss- und Schwarzkunst gründeten Erich und Louis Egli vor einem Jahr die reich ausgestattete Buchdruckwerkstatt. Der Verein will einen schöpferischen Beitrag zur Erhaltung und Vermittlung der traditionellen Handwerkskunst im ursprünglichen Papier- und Buchdruckgewerbe leisten. Leider nicht in Höngg, sondern im luzernischen Hochdorf fand sich dazu ein geeigneter Raum. Hansheiri Zweifel, vor 50 Jahren wegen seinem revolutionären Frisch-Service selber bewundernd als Pionier und Verrückter bezeichnet, unterstützte das Projekt finanziell. Ihm zu Ehren und als sympathisches Dankeschön für sein wertvolles Engagement fand im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung die feierliche Einweihung des Hansheiri- Zweifel-Stüblis statt. Der Verein verfügt zurzeit über 50 Mitglieder, davon 18 aus Höngg. Weitere sind herzlich willkommen.

Eingesandt von Bruno Dohner

www.weissundschwarzkunst.ch

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