Quartierleben
Zu Hause angekommen
Über 100 Personen nahmen am Neuzuzüger*innen-Anlass teil. Ein Rundgang führte sie durch das Quartier bis zum Zweifel Fasskeller. Manche waren überrascht ob den vielen Informationen über Höngg.
5. Oktober 2023 — Daniel Diriwächter
«Hey, Mann, was ist hier los?», fragte ein Jugendlicher ungläubig, als er am frühen Abend des 20. September auf einem Roller beim Meierhofplatz ankam. Dort fanden sich über 100 Personen ein, just vor dem Höngger Infozentrum. Ob etwas passiert sei, so der junge Mann. Er konnte beruhigt werden: Der Quartierverein Höngg (QVH) organisierte seinen jährlichen Neuzuzüger*innen-Anlass. Der Abend bietet die Möglichkeit, mehr über das Quartier und das hiesige Leben zu erfahren.
Begrüsst wurden die Teilnehmenden von Alexander Jäger, Präsident des QVH. «Dass der Anlass ein so grosses Interesse geweckt hat, freut mich sehr», so Jäger. Nach einer kurzen Ansprache von Petra England und Daniel Diriwächter von der «Höngger Zeitung», hielt Anne-Marie Aisslinger das Mikrofon in der Hand; sie nahm die Gruppe mit auf einen informativen Rundgang durch Höngg. Aisslinger, die sich bereits als Tourguide für den Weinweg Höngg engagiert, konnte mit vielen interessanten Fakten punkten.
Starke Frauen
Neben geschichtlichen Meilensteinen, wie etwa dem Ursprung des Namens Höngg («Hoinga» tauchte das erste Mal zu Beginn des 9. Jahrhunderts auf) oder dem Besuch beim Haus zum Weingarten, wusste sie auch von starken Frauen zu berichten. Aisslinger erzählte von Regula Pestalozzi, einer Rechtsanwältin und Politikerin, die als eine der ersten Frauen des Landes in die Politik ging, nachdem das Stimmrecht dies zuliess; Pestalozzi lebte in Höngg und war Stadt- sowie Kantonsrätin, bis die «Affäre Haemmerli» ihre politische Karriere beendete, dafür das Thema Sterbehilfe auf das Tapet brachte.
Auch Emilie Lieberherr kam zur Sprache, sie lebte ebenfalls in Höngg. Lieberherr ging wie Pestalozzi nach der Einführung des Frauenstimmrechts in die Politik und war die erste Zürcher Stadträtin und das 24 Jahre lang. Noch heute gilt Lieberherr als Vorbild für viele Frauen.
So begaben sich die Neuzuzüger*innen auf eine Zeitreise durch Höngg. Der reale Weg führte indes zur reformierten Kirche, dem Wahrzeichen von Höngg, bis hinauf zum Ortsmuseum. Alexander Jäger hielt zwischendurch die Autos auf Abstand, wenn die grosse Gruppe die Strassen überquerte. Am Vogtsrain 2 angekommen, wartete der Museumsleiter Christian Schorno auf die Menge, um vom einstigen Leben in Höngg und dem Museum zu berichten.
«Überwältigt»
Der gesellige, aber nicht minder informative Teil wartete im Zweifel-Fasskeller auf die Teilnehmenden: Höngger Vereine und Institutionen stellten sich vor und Simone Wick, Leiterin Gastronomie & Events bei Zweifel 1898, begrüsste die Gäste. Neben dem QVH, dem Ortsmuseum sowie den politischen Parteien konnte im Anschluss das GZ Höngg sein buntes Programm präsentieren, beim Samariterverein Zürich-Höngg gab es Sicherheitstipps und der Natur- und Vogelschutz Verein Höngg informierte über Flora und Fauna.
Das Gesundheitszentrum für das Alter Bombach setzte sich ebenso in Szene wie die Zürcher Freizeitbühne, der Turnverein Höngg und die ESPAS, während der Jazz Circle Höngg, die Gospelsingers, das Musicalprojekt Zürich 10 und der Männer- sowie der Frauenchor das musikalische Höngg vorstellten. Dass Höngg auch feiern kann, erklärten der Verein Werdinsel-Openair und der Verein Wümmetfäscht.
«Ich bin überwältigt und höchst erfreut über so viele Gäste», sagte Tiziana Werlen-Oberti, Vize-Präsidentin QVH. Alle seien sehr interessiert an den Angeboten gewesen. Die neuen Nachbarinnen sind zudem international, so hörte man die Sprachen Englisch, Französisch oder auch Niederländisch.
«Ich bin überrascht, welch eigene Geschichte das Quartier hat, damit habe ich nicht gerechnet», so eine Dame, die vor wenigen Monaten noch in den Vereinigten Staaten lebte. Eine andere wiederum lobte den allseits bekannten Dorfcharakter. «Höngg wirkt wie eine eigene Gemeinde», sagte sie.
«Es war für uns vom Quartierverein eine ideale Möglichkeit, um zu zeigen, was wir machen und wie andere auch mitmachen können», so Werlen-Oberti. Das gelte ebenso für die weiteren Vereinsvertreterinnen. Viele von ihnen, so die Vizepräsidentin, wollten sich diese Möglichkeiten nicht entgehen lassen. Leider war im Fasskeller wenig Platz vorhanden; der Saal der Mühlihalde stand bekanntlich nicht zur Verfügung.
Die über 100 Neuzuzüger*innen konnten sich dennoch ein umfassendes Bild über ihre neue Heimat machen. Zu guter Letzt erhielten alle noch einen Spitzbueb vom Albis Beck. Willkommen in Höngg!
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