Nachbarschaft
Zu Besuch in Sonnenberg
Die Eisenbahnamateure Oberengstringen arbeiten seit über 40 Jahren an einer Modelleisenbahn-Anlage auf rund 100 Quadratmetern. Die Vereinsmitglieder, von denen einige auch aus Höngg stammen, schufen eine «kleine grosse Welt».
27. Februar 2025 — Daniel Diriwächter
Das beschauliche Städtchen namens Sonnenberg verfügt über einen geschäftigen Bahnhof mit neun Gleisen. Viele Zugkompositionen sind auf der Durchfahrt, neben Personen- und Güterwagen düst zwischendurch auch der TGV oder die Spanisch-Brötli-Bahn vorbei.
Es ist was los in Sonnenberg, ein naher Ort, der zum Entdecken einlädt – im Massstab 1:87 und auf rund 100 Quadratmetern. Es handelt sich um die Anlage der Eisenbahnamateure Oberengstringen. Ein Verein, der 1984 gegründet wurde, und im Laufe der Jahre viele Modelleisenbahn-Fans aus der Umgebung anlockte.
Geplant war von Beginn an eine sogenannte H0-Anlage mit Computersteuerung für einen vollautomatischen Zugbetrieb, mit langen Strecken und einem detailreichen Landschaftsbau. Um nur einige Anforderungen der Gründungsmitglieder zu nennen. Doch zunächst musste der geeignete Raum gefunden werden. Dem Verein wurde freundlicherweise das Dachgeschoss des Schulhauses Rebberg zur Verfügung gestellt.

In mehr als vier Jahrzehnten entstand dort eine Anlage mit einem Schienennetz von weit über 200 Metern Länge. Mittlerweile ist auch eine H0m-Anlage für die Rhätische Bahn im Bau, und die Weichen für künftige Abschnitte sind bereits gelegt.
«Nicht nur Abstauben»
Jeden Dienstag treffen sich die «Bähnler» im Zentrum von Oberengstringen. Einer von ihnen ist Peter Kraft, der bis vor drei Jahren in Höngg lebte. Im Verein ist er seit eineinhalb Jahren. «Wichtig für mich war, nicht nur eine Anlage abzustauben, sondern auch etwas zu kreieren.» Er war an der richtigen Adresse: Die Anlage wird stetig erweitert, verbessert und, wo nötig, optimiert oder repariert.

Jedes Aktivmitglied, sie nennen sich Anlagebetreuer, macht das, was es am besten kann. «Ich bin gut im Bau von Landschaften», sagt er. Da könne er sich austoben. Mit Draht und Holz gestaltet er eine Konstruktion, dann kommen Gips, schliesslich Farbe und künstliche Pflanzen und Bäume.
Die Anlage besticht nicht nur mit ihren Schienen und den zwölf Zügen, sondern auch mit Wäldern, Häusern, Fabriken, Strassen und Brücken – sogar ein Gleitschirm und ein Flugzeug fliegen über Sonnenberg. Kraft erwähnt auch die «Bevölkerung»: kleine Figuren, die überall zu entdecken sind. «Wir haben Hunderte Figuren auf der Anlage», sagt er. Eine Volkszählung wäre angebracht, meint er lachend.
Spannend ist die Zentrale: Drei Bildschirme bilden das Schienennetz ab. Dort erfolgt die ganze Programmierung. Fährt ein Zug auf dem falschen Gleis? Ist etwas mit einer Weiche? Die Zentrale liefert Antworten. Es handelt sich dabei um ein analoges System, das der Verein vor vielen Jahren gekauft hat.

Schliesslich gibt es noch einen sogenannten Schattenbahnhof, der «unterirdisch» angelegt ist und dazu dient, dass sich alle Züge ohne Kollision auf die Reise begeben oder den nächsten Einsatz abwarten. Das Rollmaterial ist meist Privateigentum. Das sei wegen der Sorgfaltspflicht von Vorteil, erklärt ein Mitglied. Zudem haben die Modelle auch ihren Preis. Eine Zugkomposition könne locker 1000 Franken wert sein.
Spass am Gestalten
Heute zählt der Verein, präsidiert von Michele Olgiati, rund 40 Mitglieder. Neben den wöchentlichen Treffen stehen auch Vereinsausflüge oder Besichtigungen anderer Anlagen auf dem Programm. Die eigene Anlage wird selbstverständlich auch gerne präsentiert. So soll in diesem Jahr ein spezieller Tag der offenen Tür stattfinden.
«Spass am Gestalten oder am Arbeiten an einer technischen Anlage sind Voraussetzung für eine Mitgliedschaft», so Olgiati, und neue Mitglieder seien willkommen. Die Mitgliedschaft kann bereits ab zehn Jahren beantragt werden. So hat vor rund drei Jahren eine Gruppe Jugendlicher mit dem Vorhaben begonnen, die zahlreichen Häuser von innen zu beleuchten. Das hat funktioniert: Sonnenberg leuchtet bei Nacht.
Und warum nannte der Verein sein Städtchen überhaupt Sonnenberg? Ganz einfach: So nennt sich ein Gebiet oben in Oberengstringen, das an das Quartier Rütihof in Höngg grenzt.
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