Quartierleben
Zeller/Weiss sangen von «Trübeli-Gomfi» und Feiglingen
Am Mittwoch, 27. November, stand zum dritten Mal ein Anlass von «Höngger Kultur» auf dem Programm: Das Duo Zeller/Weiss brachte im ausverkauften Kulturkeller des GZ Höngg/Rütihof das Publikum zum Lachen – mit dem einen oder anderen «Nachdenker» dazwischen.
5. Dezember 2013 — Redaktion Höngger
Dass der Höngger Heimbonus ein Vorteil sein kann, erlebte der Höngger Christian Weiss vom Duo Zeller/Weiss am eigenen Leib: Fast alle Tickets der Veranstaltung des «Hönggers» wurden im Vorverkauf bei He-Optik am Meierhofplatz gekauft, und auf der Reservationsliste am Abend standen viele Bekannte des Künstlers, der mit der Band «Heinz de Specht» Erfolge feiert. Doch heute war er mit seinem Kollegen Reto Zeller angereist, um als Duo Zeller/Weiss auf der Bühne des Kulturkellers der Lila Villa zu stehen. Wem «Heinz de Specht» mit seinen bissigen, ironischen Texten gefällt, der kommt auch bei Zeller/Weiss auf seine Kosten. Abwechselnd betraten die beiden Künstler die kleine, mit Kerzen romantisch beleuchtete Bühne, um alles andere als «nur» romantische Kost zum Besten zu geben. Sie begleiteten sich jeweils selbst auf der akustischen Gitarre, Christian Weiss manchmal auch noch auf der Mundharmonika, und brachten das Publikum nicht nur zum Lachen. «Du zerbrichsch Dir jedes Jahr dä Kopf, was mir söllsch schänke . . . DVDs, Romän, Guetschii wo verfalled. . . » Dabei sei das Einzige «Was mi freue würd en Tag mit Dir». Ein Stück, das einen zum Nachdenken brachte, schliesslich heisst es oft, Zeit sei das wichtigste Gut – was man gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit nicht vergessen sollte. Wer weiss, vielleicht regte das melancholische Stück den einen oder anderen Besucher an, Zeit anstatt einen Gutscheins, der irgendwann verfällt, zu schenken.
Wenn die braunen und die weissen Eier sich bekriegen. . .
Köstlich auch das Stück über den Krieg im Kühlschrank, wo sich «die braunen und die weissen Eier uf dä Grind gänd» weil sie jeweils die andere Sorte so blöd fi nden. Als sie sich dann am Schluss verbünden und «am Chääs säged, er seg en Stinker», wird aufgeräumt und die Eier beider Farben landen als Rührei in der Pfanne. Christian Weiss bedankte sich auf seine Weise für den nachfolgenden Applaus: «Merci vielmal, sehr fründlich », was für erneutes Lachen sorgte. Dann sinnierte er: «Warum bin ich überhaupt hier? Also, nicht auf der Welt, sondern hier, auf der Bühne. Weil meine Therapeutin mir das nämlich verordnet hat! Sie nennt es Konfrontationstherapie – und wenn ihr mir helft, geht es mir vielleicht schneller wieder besser.» Die Hilfe bestand darin, am richtigen Ort des Stückes jeweils den Refrain «Ich bin halt meh de ängstlich Typ» mit «Du Feigling, du Feigling» zu ergänzen – was die Besucher denn auch melodiös und eher freundlich anstatt schadenfreudig taten, bis der «Feigling» fand «Danke, das langet, nöd no meh!» Wichtig sei es zudem, seinen Traum zu leben und nicht sein Leben zu träumen, egal «Ob du en Familiehushalt füehrsch oder es VBZ-Tram.»
Heidrun, die Deutsche und das iPad als Topfuntersetzer
Reto Zeller, wie Christian Weiss ebenfalls mit Glatze und Gitarre, erzählte von Heidrun, «Ä Düütschi, aber ich han si glich rächt gern übercho » – denn sie war die Frauenstimme aus seinem Auto-Navigationsgerät, mit der er von A nach B fuhr. Seit er ein «Navi» habe, fahre er nicht mehr «primitiv auf Sicht und manchmal nach Gefühl», sondern vertraue dem Gerät voll: «Da dänksch, bisch no im Aargau, aber in Würklichkeit isches scho Pole» – da es hüben wie drüben Wohnsilos und Fabriken habe. Im Stück über seine verfl ossene Liebe sang Reto Zeller von lauter Dingen, die er tun würde, wenn «Sie» wieder zurückkäme: «Wenn Du zurückkommst, werde ich Dein iPad nicht mehr als Topfuntersetzer benutzen, das «Doofi Gurke» an unserem Namensschild tippexlen, den Sekundenleim wieder aus Deiner Elmexzahnpasta drücken. . . » Das Gelächter im Kulturkeller zeigte dem kreativen Sänger, dass er mit seinen absurden Ideen gut lag und die humorvolle Ader des Publikums traf. Köstlich auch sein «Konjunktiv- Song», in welchem es ums «störben, löfen, pötzen und stötzen» ging. Und warum das Publikum wohl an das Konzert gekommen sei? Weil die Playstation daheim seit Tagen kaputt sei, oder weil man «einfach gern zwei Glatzen» sehe? Und ob man in den Ferien auch jeweils einen «Hüüchler- Fötzel vom Bahnhofskiosk heimsende, also eine Postkarte?
Wenn die «Trübeli-Gomfi » keine «Trübeli» mehr drin hat . . .
Eine traurige Ode an die «Trübeli- Gomfi » sang Christian Weiss: «I de Trübeli-Gomfi häts kei Trübeli meh, nur no Schlee, das fi nd ich sehr truurig . . . » Auch Schreiben an die Migros und an Coop, dass er allfällige Lagerbestände kaufen würde, hätten nichts gebracht: «Alles Schööni gaht verbii . . . ». Dass alles Schöne vorübergeht, musste auch das Publikum am Ende des Konzertes von Zeller/Weiss spüren. Nach einigen Zugaben verabschiedeten sich die beiden Künstler von der Bühne und liessen die Besucher über den Abend diskutieren und sinnieren. Der Tenor der Anwesenden war klar: «Geniales Konzert, geniale Künstler, Kultur pur.»
0 Kommentare