Yasmine holt Bronzemedaille nach Höngg

Vorletztes Wochenende fand in Biasca die Schweizer Meisterschaft im Eiskunstlauf der Kategorie Mini statt. Die elfjährige Yasmine Kimiko Yamada aus Höngg gewann die Bronzemedaille. Mit dem «Höngger» sprach sie über die Freude an ihrem Sport und mehr.

Yasmine Yamada mit der Medaille nach dem Training auf der Dolder-Eisbahn.

Yasmine stand als eine von 46 Eisprinzessinnen aus der ganzen Schweiz auf dem Eis, das ihr die Welt bedeutet. Das Kurzprogramm, der Start in die Meisterschaft, lief ihr nicht wie gewünscht: Die Organisatoren hatten den Start eine halbe Stunde vorverlegt, Yasmine musste kaum richtig eingelaufen als Erste aufs Eis. «Das waren nicht die besten Voraussetzungen», erklärt Bettina Ariza-Hügin, ihre Trainerin «Yasmine ist wie ein Araberhengst: sehr leistungsfähig, aber schnell in Aufruhr – sie war viel zu aufgeregt.» Die sonst sichere Sprungkombination misslang und Yasmine belegte nach dem Kurzprogramm den 14. Rang. Ihre Trainerin rechnete in diesem Moment höchstens noch mit einer Klassierung um Rang sechs. Doch Yasmine zeigte Nervenstärke: Die Kür gelang ihr perfekt und wurde mit hervorragenden 55 Punkten und dem ersten Rang belohnt – im Schlussklassement bedeutete dies die Bronzemedaille.

Die Freude steht im Zentrum

Die Freude darüber, drittbeste Schweizerin ihrer Kategorie zu sein, ist Yasmine auch knappe zwei Wochen später noch anzusehen: «Ich war und bin sehr zufrieden mit dieser Medaille, nach dem Kurzprogramm hatte ich das nicht erwartet», erzählte die strahlende Yasmine, als der «Höngger» sie auf der Dolder-Eisbahn beim Training traf. Angesprochen auf ihr Ziel für nächstes Jahr, meint sie: «Ich will vor allem weiterhin Freude haben am Eiskunstlaufen: am Training, an meiner Leistung und am Wettkampf – welchen Rang ich damit erreiche, das ist nicht das Wichtigste.» Eine reife Aussage für ein junges Mädchen, doch Trainerin und Mutter unterstützen sie darin – für sie alle ist Eiskunstlauf nicht in erster Linie ein Hochleistungssport, sondern eine Lebensschule: Besondere Erlebnisse zu haben, durch Freude – und nicht bloss durch Ehrgeiz – etwas zu erreichen, das ist viel wichtiger. Hätte Yasmine keine Freude mehr, dann würde Bettina Ariza-Hügin aufhören, sie zu trainieren.

Nicht nur auf dem Eis talentiert

Im Winter steht das Nachwuchstalent sechs Mal pro Woche auf dem Eis, jeweils zwei Stunden. Im Sommer trainiert sie beim Leichtathletik Club Zürich. Hinzu kommen das ganze Jahr über Ballett, Klavier- und Geigenunterricht. Für beide Instrumente übt sie, wie es ihre Zeit zulässt, und zeigt auch dort einige Begabung. Doch bei all dem: Die Schule hat Vorrang. Yasmine besucht im Schulhaus Am Wasser die fünfte Klasse bei Urs Egger, der sie in ihren Aktivitäten unterstützt und auch dann und wann einen Dispens erteilt – nicht immer zur Freude von Yasmine, sie ist kein Fan von Sonderbehandlungen.

Dosiertes Training im Zentrum

Hat es der kleinen Eisprinzessin wirklich noch nie widerstrebt, aufs Eis zu gehen? «Nein, im Gegenteil», lacht sie verschmitzt, «als ich kürzlich krank war, da wollte ich immer schon wieder aufs Eis, ich konnte es kaum erwarten, doch meine Mutter liess es einfach nicht zu, bevor ich ganz gesund war.» Die Triebfeder dieser Lust, so erzählt ihre Trainerin, ist Yasmines Neugierde darauf zu erfahren, ob sie die nächste Schwierigkeitsstufe schafft. Zurzeit übt sie den Doppelaxel. Wann immer sie gefragt wird, was sie denn noch üben wolle, dann sei es dieser Sprung. Angesprochen auf die Verletzungsgefahren in diesem Sport, meint Bettina Ariza-Hügin: «Bei einem gesunden Körperbau ohne Fehlstellungen in den Gelenken, einem normalen Trainingsaufwand und mit guter Technik ist das Risiko einer Verletzung gering. Aber man darf niemanden überfordern. Wir trainieren immer dosiert und beugen so Verletzungen vor. Wenn Yasmine sagt, es gehe jetzt nicht mehr, dann respektiere ich das bedingungslos.» Désiréé, Yasmines drei Jahre ältere Schwester beispielsweise, die denselben Sport betreibt und letztes Jahr auch die Bronzemedaille in ihrer Kategorie holte, sie trainierte diese Saison krankheitsbedingt etwas weniger. Auch das Gymnasium forderte sie stärker und so reichte es dieses Jahr «nur» für den zehnten Rang. «Doch im Verhältnis zum betriebenen Aufwand ist dieser Rang sehr gut», fügt die Trainerin an, «und Désiréé hat auf der menschlichen Ebene etwas sehr Wichtiges gelernt, nämlich, dass die Freude an der Leistung das Wichtigste ist, nicht die Klassierung.»

Die Unterstützung bleibt wichtig

Jetzt, nach zwei Stunden Training und dem Interview, ist Yasmine die Müdigkeit anzumerken. Doch etwas will sie dem «Höngger» noch sagen: Sie betont, wie wichtig ihr ihre ältere Schwester ist. Und sie möchte allen danken, die sie immer unterstützen: ihrer Trainerin und deren Ehemann, der immer mit der Videokamera dabei ist, ihren Eltern, Gotte und Götti, ihrem Lehrer, ihrer Klavierlehrerin, ihrer Geigenlehrerin und ihrer Ballettlehrerin. Das macht der «Höngger» doch gerne an dieser Stelle, denn sie wird die Unterstützung weiter gebrauchen können, startet Yasmine doch nächstes Jahr bereits in der Kategorie «Nachwuchs». Die Kategorie «Jugend“ überspringt sie gleich – vielleicht mit einem Doppelaxel. An der nächsten Schweizer Meisterschaft wird sie also eine der jüngsten Teilnehmerinnen im Feld sein. Der «Höngger» wünscht jetzt schon viel Freude und Erfolg!

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