Würdigung der Zunft Höngg von Alt-Zunftmeister Hansheiri Zweifel

«Die Zunft Höngg ist meine Partei!», so hat Alt-Zunftmeister Hansheiri Zweifel einmal die Frage nach seiner Parteizugehörigkeit beantwortet.

Alt-Zunftmeister Hansheiri Zweifel

Da Hansheiri Zweifel als Student in der Akademischen Landwirtschaftlichen Verbindung (ALV) sehr aktiv war, hat er erst mit 33 Jahren das Aufnahmegesuch an die Zunft Höngg gestellt. Am Bott vom 4. November 1966 nahm Zunftmeister Prof. Dr. Heinrich Grossmann Hansheiri Zweifel in die Zunft Höngg auf. Dies zur Freude von Vater und Mitgründer Heinrich Zweifel sowie dem jüngerem Bruder Paul Zweifel, der schon 1962 in die Zunft eingetreten war.

Die Zunftkarriere von Hansheiri Zweifel verlief steil. Schon 1971 wählte ihn das Bott mit jugendlichen 38 Jahren in die Vorsteherschaft. Von 1971 bis 1981 bekleidete er unter Zunftmeister Robert Gubler das Amt des Statthalters. Am Bott 1981 wurde Hansheiri Zweifel dann ehrenvoll zum Zunftmeister gewählt. In seinen neun Jahren als Zunftmeister hat Hansheiri Zweifel das Profil der Zunft Höngg als Rebbauernzunft und den Bezug zur Symbolfigur Jakob Gujer, genannt Kleinjogg, vertieft. So schenkte die Familie Zweifel 1986 der Zunft Höngg 130 Rebstöcke – für jeden Zünfter eine Rebe – am neu angelegten Rebberg Klingen und veranlasste damit die Bildung einer Rebbaugruppe zur Pflege von Reben und Wein. Der Zunftrebberg und der aus den Zunfttrauben gekelterte Wein sind heute der Stolz der Zunft.

Die alljährliche Weinprobe der Zunft Höngg zur Abnahme des Zunftweines erhielt unter Hansheiri Zweifel den heutigen Charakter als hochstehender kulinarisch-önologischer Anlass mit wechselnden Weinthemen. Die Weinprobe gehört zu den drei Hauptanlässen im Zunftjahr.
Aus Anlass des 200. Todestages von Kleinjogg inszenierte die Zunft Höngg auf Initiative von Hansheiri Zweifel am Sechseläuten 1985 die legendären Bauerngespräche von 1763 im Zunfthaus zur Meisen. Kleinjogg debattierte dabei unter der Ägide des Stadtarztes Hans Caspar Hirzel mit Vertretern der Oberschicht über die neuzeitliche Landwirtschaft.

Als bekennender Nachtmensch lief Hansheiri Zweifel während den Vorsteherschaftssitzungen zur späten Stunde jeweils zur Hochform auf. Berühmt war sein Spruch: «Ich habe noch eine Idee, aber man muss jetzt nicht darüber diskutieren». Bei diesen brisanten Ideen wachten die müden Mitvorsteher jeweils wieder auf, und es entspannen sich hitzige Diskussionen, die oft bis in die frühen Morgenstunden andauerten. Hansheiri Zweifel wusste als Zunftmeister und auch später, seine Zuhörer mit philosophischen Reden und träfen, vielfach nicht immer ganz jugendfreien, Witzen bestens zu unterhalten.

Nach rund neun Jahren im Amt und unendlich vielen Sprüchen von Seiten Sprecher und Zunftmeister zum Thema Kartoffelchips trat Hansheiri Zweifel 1990 als Zunftmeister zurück. Unterstützt von Ehefrau Lilianne engagierte er sich auch als Alt-Zunftmeister weiterhin aktiv für die Zunft und für unser Quartier. Er war Mitinitiator der von Georg Sibler verfassten Höngger Chronik; eine unendliche Fundgrube über die Geschichte unseres wunderbaren Dorfes.
Für mich persönlich war Hansheiri Zweifel als mein Onkel, Götti, Firmenmitinhaber und Vorgänger im Amt des Zunftmeisters eine der prägendsten Persönlichkeiten in meinem Leben. Belesen, politisch interessiert, philosophisch, ideenreich, kreativ und witzig, war er mir immer ein spannender Gesprächspartner und grosses Vorbild.

Als amtierender Zunftmeister empfand ich es als grosses Geschenk, Hansheiri Zweifel in den letzten zwei Jahren als Doyen im fünfblättrigen Kleeblatt der Höngger Alt-Zunftmeister zu haben. Die Zunft Höngg verliert mit Hansheiri Zweifel eine markante Persönlichkeit, die getreu seinem Vorbild Winston Churchill nicht nur «No Sports» zelebrierte, sondern sich auch sehr für das Gemeinwohl einsetzte, getreu dem Motto «Wir bestreiten unseren Lebensunterhalt mit dem, was wir bekommen, und wir leben von dem, was wir geben».

Wir entbieten der Familie und den Angehörigen unser tief empfundenes Beileid und werden Hansheiri Zweifel ein ehrendes Andenken bewahren.

Eingesandt von Walter Zweifel, Zunftmeister, Zunft Höngg

 

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